Das Persische Weltreich - Historisches Museum der Pfalz Speyer
Das Persische Weltreich - Historisches Museum der Pfalz Speyer
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Da <strong>der</strong> Wein eine große Rolle in Persien spielte - er gehörte meistens zur Bezahlung und<br />
wurde in täglicher Ration ausgegeben -, kann man auch mit entsprechen<strong>der</strong> Trinkausstattung<br />
an <strong>der</strong> Tafel rechnen. Da die Griechen es als barbarische Unsitte anprangerten, dass die Perser<br />
den Wein ungemischt tranken, stellt eines <strong>der</strong> frühesten Vasenbil<strong>der</strong> einen betrunkenen Perser<br />
dar. Auf den Reliefs aus Persepolis sieht man Diener Wein in Ziegen- o<strong>der</strong> Hammelbälgen<br />
herbeibringen, aus denen <strong>der</strong> Wein mit einer Kelle herausgeschöpft und durch ein Sieb als<br />
Filter in einen Krug geschüttet wurde. Als typisches Trinkgefäß <strong>der</strong> Perser galt das Rhyton.<br />
Diese Form bestand aus einem Tierkopf (beliebt waren Wid<strong>der</strong>köpfe, Steinbock-, Stier- und<br />
Löwenprotomen), an diesen Tierkopf angebracht war ein nach oben geschwungenes, immer<br />
breiter werdendes Horn, das die Form eines Bechers annahm. Auch hier erfolgt die<br />
Verzierung des becherförmigen Teils in Form von Querrriefelungen und Kanneluren. Wenn<br />
man das Rhyton nicht direkt zum Trinken benutzen wollte, goss man den Wein von dort in<br />
eine Trinkschale. Die Griechen lernten durch ihren Kontakt mit den Persern offenbar diese<br />
Rhyta kennen, und man findet sie auf griechischen Vasenbil<strong>der</strong>n und Reliefs wie<strong>der</strong><br />
(Beispiele für Rhyta in <strong>der</strong> Ausstellung). In einem ägyptischen Grab zur Perserzeit ist eine<br />
Werkstatt wie<strong>der</strong>gegeben, in <strong>der</strong> Gold- und Silbergefäße bearbeitet werden, darunter findet<br />
sich auch eine Szene, in <strong>der</strong> Handwerker Rhyta anfertigen.<br />
Die Perser kannten auch die Kunst <strong>der</strong> Glasherstellung, allerdings noch nicht die Glasbläserei,<br />
die erst im 1. Jh. v. Chr. aufkam. Aristophanes berichtet in den Acharnern, dass den<br />
griechischen Gesandten <strong>der</strong> Wein in goldenen Bechern und Kristallgläsern vorgesetzt wurde<br />
(Text im Anhang 3.5.4). Die Glasgefäße wurden in einer Form gegossen, die den Umriss des<br />
künftigen Gefäßes hatte, und dann wie Stein bearbeitet, geschnitten und poliert. Dieses opake<br />
Glas ahmte in seiner Farbigkeit Halbedelsteine nach und galt als sehr kostbar. Nicht nur<br />
Trinkbecher für den Wein entstanden auf diese Weise, son<strong>der</strong>n auch Flaschen, Salbgefäße<br />
und Schalen. In Ihringen/Baden kam eine solche Glasschale vor einigen Jahren bei<br />
Ausgrabungen zutage.<br />
<strong>Das</strong> Essen <strong>der</strong> Perser war in griechischen Augen ebenfalls sehr luxuriös und reichlich.<br />
Alexan<strong>der</strong> d. Gr. soll darauf die Verweichlichung <strong>der</strong> Perser zurückgeführt haben:<br />
Denn so viel Schwelgerei und Üppigkeit muss notwendigerweise viel Unmännlichkeit zur Folge haben. Ihr seht<br />
auch, wie die, welche so gewaltige Mahlzeiten verzehren, in Schlachten nur allzu schnell besiegt werden. 39<br />
Strabo (XV,3,18) berichtet, dass die täglichen Mahlzeiten <strong>der</strong> Perser aus Brot, Kuchen, dem<br />
Gewürz Kardamom, Salzkörnern und Fleisch bestanden hätten. Fleisch gab es sicher nicht<br />
jeden Tag, hier übertreibt Strabo wohl, aber Fleisch gehörte zur üblichen Bezahlung und das<br />
klang für griechische Ohren sehr erstaunlich. Ein Grieche bekam wohl nur selten Fleisch zu<br />
essen. Der Grieche Herakleides wi<strong>der</strong>spricht jedoch dem Klischee von den üppigen<br />
Mahlzeiten <strong>der</strong> Perser:<br />
Und so scheinen dem, <strong>der</strong> von dem viel berufenen Königsmahl hört, die Aufwendungen sehr groß, aber blickt<br />
man näher hin, so sieht man, dass alles wirtschaftlich, ja sparsam eingerichtet ist. <strong>Das</strong> gilt ebenso auch für die<br />
an<strong>der</strong>en Perser in den höchsten Stellungen. Für den König werden tausend Tiere täglich geschlachtet, Pferde,<br />
Kamele, Rin<strong>der</strong>, Esel, Rehe und die verschiedensten kleineren Tiere. Viele Vögel werden verzehrt, arabische<br />
Strauße - das sind große Vögel -, Gänse und Hähne. Und jedem Gast des Königs werden bescheidene Portionen<br />
vorgesetzt. Je<strong>der</strong> kann aber mitnehmen, was er beim Essen übrig gelassen hat. Der größte Teil dieses Fleisches<br />
und <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Lebensmittel wird jedoch in den Hof hinausgebracht, für die Leibgarde und die<br />
Leichtbewaffneten, die <strong>der</strong> König unterhält. 40<br />
<strong>Das</strong> Fleisch, das die Perser üblicherweise aßen, war Ziegen- und Hammelfleisch und Geflügel<br />
aller Art. Rin<strong>der</strong> werden wahrscheinlich nur für die königliche Tafel zubereitet worden sein.<br />
Um einen ganzen Ochsen zu verzehren, brauchte man auch eine entsprechend große Zahl an<br />
Mitessern, die ein Privatmann schwerlich aufbringen konnte. In Aristophanes´ Acharnern<br />
39 Nach Polyaen, zit. bei Wiesehöfer, S. 70. <strong>Das</strong> Motiv des üppigen Essens und <strong>der</strong> Schwelgerei auch bei<br />
Aristophanes, Acharner, s. Text im Anhang 3.5.4<br />
40 zit. bei Wiesehöfer, S. 68<br />
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