Das Persische Weltreich - Historisches Museum der Pfalz Speyer

3.2 Textzeugnis zur ägyptischen Königsideologie:
Das Loblied des Sinuhe auf den ägyptischen König Sesostris
Das Loblied des Sinuhe auf den ägyptischen König ist in eine Erzählung aus dem Mittleren Reich (2040-1650)
eingebettet: Danach ist Sinuhe Hofbeamter beim ägyptischen König Amenemhet I. (1994-1981 v. Chr.). Als
Amenemhet einem Attentat zum Opfer fällt, besteigt sein Sohn Sesostris I., der bisher Mitregent war (1994-
1964), nun als Alleinherrscher den Thron. Ob Sinuhe in das Attentat verwickelt war, geht aus dem Text der
Erzählung nicht klar hervor, allerdings flieht er aus Ägypten. Er kommt nach Syrien und wird von dem dortigen
Fürsten herzlich aufgenommen. Dieser fragt ihn, wie denn der neue Pharao sei, der gerade die Herrschaft
übernommen habe. Daraufhin stimmt Sinuhe ein Loblied auf den König an, das dem Inhalt nach der offiziellen
Königsideologie im damaligen Ägypten entspricht und auch über das Mittlere Reich hinaus Bedeutung hat:
1 Er ist ja ein Gott ohne seinesgleichen,
nie gab es einen, der ihn übertrifft.
Über Weisheit verfügt er, trefflich im Planen,
wirkungsvoll im Befehlen;
5 ...
Er war es, der die Fremdländer unterwarf,
als sein Vater (noch) in seinem Palast war;
er meldete ihm, was er angeordnet hatte, als geschehen.
Ein Held ist er, der mit seinem Arm wirkt,
10 ein Kämpfer, dem niemand gleichkommt.
Man erblickt ihn, wie er auf die Bogenvölker herabfährt
und zum Angriff schreitet.
...
Er ist es, der den Mut kühlt und die Scheitel spaltet,
15 man kann nicht standhalten in seiner Nähe.
Er ist es, der weit ausschreitet, damit er den Fliehenden vernichtet;
wer ihm den Rücken kehrt, kommt nicht ans Ziel.
Er ist einer mit standhaftem Herzen im Augenblick des Angriffs,
einer, der sich zuwendet und seinen Rücken nicht zeigt. ...
20 Er ist einer mit festem Herzen, wenn er die Massen erblickt,
er gönnt seinem Herzen keine Ruhe.
Er ist einer, der Blicke schleudert, wenn er das Gewühl erblickt;
er freut sich, wenn er gegen die Bogenvölker losstürmt.
Wenn er seinen Schild ergreift, tritt er (schon) nieder,
25 er muss nicht zweimal zuschlagen, um zu töten.
Niemand kann seinen Pfeil entfernen, niemand seinen Bogen spannen.
Die Bogenvölker fliehen vor ihm
Wie vor der Macht der Kronenschlange.
Er kämpft ohne ein Ende zu kennen,
30 er wartet nicht und lässt nichts übrig.
(Auch) ein Liebenswürdiger ist er, mit großer Huld,
der durch Liebe erobert hat.
Seine Stadt liebt ihn mehr als sich selbst,
sie jubelt über ihn mehr als über ihren Gott.
35 Männer und Frauen ziehen vorbei
und jauchzen über ihn, weil er König ist.
Er hat (schon) >im Ei< erobert,
sein Sinn ist darauf gerichtet, seit er geboren wurde.
Er ist es, der seine Generation zahlreich macht,
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