Das Persische Weltreich - Historisches Museum der Pfalz Speyer
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Perser eine starke Festung errichtet, die Pausanias nach langer Belagerung bezwingen konnte.<br />
Es hat jedoch den Anschein, dass Pausanias durch seine Siege überheblich wurde und durch<br />
Tragen persischer Gewän<strong>der</strong> und <strong>der</strong> Schaffung einer ausländischen Leibwache aus Ägyptern<br />
und Persern seine griechischen Verbündeten misstrauisch machte, und so kursierten bald<br />
Gerüchte und Anklagen, er sei ein Verräter und mache mit den Persern gemeinsame Sache.<br />
Der lateinische Autor Cornelius Nepos berichtet über Pausanias (3,2):<br />
Denn er än<strong>der</strong>te nicht nur seine bisherigen, von den Vätern ererbten Sitten, son<strong>der</strong>n auch sein äußeres Gehabe<br />
und seine Kleidung, wobei er seine Lebensweise <strong>der</strong> des Großkönigs anpasste und medische Gewän<strong>der</strong> trug. ...,<br />
und er speiste auf persische Art mit einem Luxus, dass es auch seinen nächsten Anhängern zu viel wurde. 59<br />
Der Vorwurf des Medismos, wie die Griechen die Zusammenarbeit mit dem persischen Feind<br />
nannten (Medismos: abgeleitet von den Me<strong>der</strong>n als Bezeichnung <strong>der</strong> Perser bei den<br />
Griechen), traf Pausanias wie Themistokles, <strong>der</strong> als sein Mitverschwörer beschuldigt wurde.<br />
Pausanias suchte dieser Anklage zu entgehen, indem er sich in den Tempel <strong>der</strong> Göttin Athena<br />
in Sparta flüchtete. Dort schloss man ihn ein und ließ ihn verhungern. Kurz bevor er starb,<br />
trug man ihn allerdings aus dem Tempel hinaus, was im Grunde einen Verstoß gegen das<br />
Asylrecht darstellte. Thukydides, <strong>der</strong> über das Ende von Pausanias und Themistokles<br />
berichtet, nennt sie „die beiden berühmtesten Griechen ihrer Zeit“ (Thuc. I,138,6).<br />
• Vergleiche die Pausaniasvita bei Cornelius Nepos mit M. Grant (s. Lit.verz.)<br />
(Cornelius Nepos, Berühmte Männer, übers. v. G. Wirth, München 1973)<br />
• Pausanias hatte in einem Tempel Zuflucht vor seinen Verfolgern gesucht.<br />
Cornelius Nepos (Paus.5,5) berichtet dazu Folgendes:<br />
Zuletzt, als er kaum noch lebte, trug man ihn heraus, und er verschied. ..., und er wurde in einiger<br />
Entfernung von dem Platz begraben, wo er gestorben war. Später jedoch grub man ihn auf Geheiß des<br />
delphischen Gottes wie<strong>der</strong> aus und bestattete ihn an <strong>der</strong> Stelle seines Todes.<br />
Aus welchem Grund verlangte <strong>der</strong> delphische Gott (gemeint ist <strong>der</strong> Gott Apollon von Delphi),<br />
dass Pausanias im Tempel, wo er Zuflucht gesucht hatte, zu bestatten sei?<br />
2.2.2.3.2 Annäherung: Zusammenleben zwischen Griechen und Persern 60<br />
<strong>Das</strong>s Pausanias wie Themistokles Zuflucht bei ihrem „Erzfeind“ gefunden hatten, sind nicht<br />
die einzigen Belege für eine durchaus fruchtbare griechisch-persische Zusammenarbeit. Die<br />
Kriegspropaganda auf Seiten <strong>der</strong> Griechen, die dazu diente, die eigene Identität zu stärken<br />
und das Bewusstsein zu schärfen, politisch den rechten Weg <strong>der</strong> Demokratie eingeschlagen zu<br />
haben, verstellt den Blick für die Praxis des alltäglichen Zusammenlebens. So wissen wir,<br />
dass ionische und lydische Griechen als Steinmetzen in Pasargadae und Persepolis arbeiteten.<br />
Dies ist nicht verwun<strong>der</strong>lich, da Ionien und Lydien zum persischen Reich gehörten und die<br />
Griechen im Steinmauerbau Fachleute waren, während man im Orient bisher vor allem in<br />
Lehmtechnik gebaut hatte. Vermutlich waren hier nicht nur Zwangsarbeiter beschäftigt,<br />
son<strong>der</strong>n auch Freiwillige gegen Bezahlung. Als Beweis für griechische Bauarbeiter können<br />
griechische Graffiti an den Bauten und im Steinbruch von Persepolis gelten. In Susa zählte<br />
Dareios in <strong>der</strong> Gründungsinschrift des Palastes die Herkunft <strong>der</strong> Handwerker und<br />
Baumaterialien auf:<br />
Und die Kunsthandwerker, die den Stein bearbeiteten, sie waren aus Ionien und aus Sardis. 61<br />
Auf den in Persepolis gefundenen Tontäfelchen sind auch viele griechische Arbeiter<br />
verzeichnet. Allerdings lässt sich sicherlich daraus nicht ableiten, dass die Griechen die<br />
achämenidische Architektur entscheidend geprägt haben. Sie haben ohne Zweifel ihren Anteil<br />
daran geleistet, doch die Baukunst folgte einem rein achämenidischen Konzept, das sich zwar<br />
eklektisch aus vielen verschiedenen Stilen zusammensetzte, aber ein eigenes Ganzes daraus<br />
schuf.<br />
59<br />
Cornelius Nepos, Berühmte Männer, übers. v. G. Wirth, München 1973. Auch im Folgenden wird Nepos nach<br />
dieser Ausgabe zitiert.<br />
60<br />
Lit.: Boardman; Koch, Begegnung zwischen Persern und Griechen<br />
61<br />
Ziffer, Kunst <strong>der</strong> Achämeniden, in: Seipel/Wieczorek, 1.Bd., S. 191<br />
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