Das Persische Weltreich - Historisches Museum der Pfalz Speyer

überkommene Naturalwirtschaft: all das zehrte an dem Stand der herrschenden Rasse und ihren Grundlagen,
Blut und Boden. 5
In der Beurteilung der Perser aus europäischer Sicht kann man im Laufe der Zeit vor allem
zwei verschiedene Standpunkte unterscheiden, wenn man einmal von der biologistischen
Sichtweise absieht. Der eine Standpunkt ist der politische, der Persien als Land der Despotie
abtut und damit mit dem Urteil der alten Griechen übereinstimmt, der andere ist der religiöse,
der in der Antike kaum eine Rolle spielte und dessen besonderes Gewicht sich erst dem
Aufkommen des Islam verdankt, der durch die Kreuzzüge zum Feind der Christenheit
stilisiert wird. Deshalb ist die These, dass das Misstrauen gegenüber den Muslimen, das leider
den Beginn des 21. Jh. prägt, durch die Griechen gesät wurde, sicherlich abwegig.
Da „Persien“ sich nicht zuletzt für einen fächerübergreifenden Unterricht anbietet, dürfte das
Thema für eine Facharbeit in der Sekundarstufe II manche Anregung liefern. Die
Arbeitsvorschläge im Anschluss an die einzelnen Kapitel des Informationsteils können hier
vielleicht zusätzliche Empfehlungen geben.
In Verbindung mit dem Fach Deutsch könnte sich für eine Facharbeit eine Behandlung des
Dramas über den Sieger von Marathon, Miltiades, von Johann Gottfried Seume (1763-1810)
nahe legen:
Obwohl die Handlung in der Antike spielt, geht es Seume um das Festhalten an den Idealen der Französischen
Revolution, um ihre Durchsetzung auch in Deutschland. An vielen Stellen des Dramas bringt Seume seine
eigenen Ansichten über Freiheit, Rechtsgleichheit, Gerechtigkeit, Sklaverei und Tyrannei zum Ausdruck, .... 6
Hier wäre ein Vergleich zwischen Seumes Charakterisierung der Hauptgestalt des Dramas
und der historischen Wirklichkeit lohnend, weiterhin die Herausarbeitung der Ziele und
Absichten, die Seume mit seinem Werk verfolgt. 7
Dass sich die Gestalt Alexanders d. Gr. für das Thema einer Facharbeit aufdrängt, ist gewiss
nicht von der Hand zu weisen. War doch das heldenhafte Alexanderbild, das in dem
fälschlicherweise Kallisthenes zugeschriebenen Alexanderroman (3. Jh.) 8 entwickelt wurde,
für mehr als ein Jahrtausend im Orient und Okzident bestimmend und rief zahllose
Übersetzungen und auch Nachdichtungen hervor. Der Roman, der eine orientalische
Wunderwelt entwirft, könnte in Bezug auf Persien mit der historischen Überlieferung
verglichen werden. Außerdem erschien im Jahre 1929 ein Roman von Klaus Mann mit dem
Titel „Alexander“, der ebenfalls einer Betrachtung wert wäre. Bei Klaus Mann ist Alexander
ein Besessener, der auf die Warnung seiner Generäle nicht hört, die ihn bitten, seinem
Eroberungsdrang Einhalt zu gebieten und sich um Griechenland zu kümmern. „Ich will das
Weltreich. ... Was geht mich Griechenland an?“ ist Alexanders Antwort darauf.
Aufmerksamkeit könnte in diesem Zusammenhang auch Arno Schmidts Erzählung
„Alexander oder Was ist Wahrheit“ verdienen. Arno Schmidt 9 nimmt sein Sujet zwar aus der
Antike, spart aber trotz historischer Detailtreue nicht mit deutlichen Anspielungen auf den 2.
Weltkrieg, so z.B. wenn er ausführt, dass sich die Makedonen als „Herrenrasse“ aufgespielt
hätten.
In Bezug auf das Fach Kunst schaffen die Ausstellungsobjekte sicherlich eine gute
Vergleichsbasis zur Kunst anderer antiker Kulturen. Auf die persische Kunst mit Hinweisen
zu den Exponaten wird in den folgenden Kapiteln des Informationsteils eingegangen.
Für die Vorbereitung eines Ausstellungsbesuchs im Unterricht könnte man Schüler/innen
auch zu Überlegungen anregen, welche Themen zum Alten Persien ihr Interesse fänden, und
sie fragen, welche Sachgebiete sie gerne in der Ausstellung durch Exponate belegt sähen.
5 Wiesehöfer, S. 130
6 E. Zänker, Johann Gottfried Seume, Leipzig 2005, S. 363
7 Das Drama Seumes ist enthalten in: Prosaische und poetische Werke von J.G. Seume, 10 Teile in 4 Bänden,
Berlin (Gustav Hempel-Verlag) o.J. (1869/1879). Die Zitierweise ist generell der neuen Rechtschreibung
angepasst.
8 Der Alexanderroman in Übersetzung: W. Kirsch, Die Historie von Alexander, Frankf./M. 1984
9 s. auch Kap. 3.5.7 „Alexander d. Gr. im Urteil des Alexanderromans und bei Arno Schmidt“
6