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Das Persische Weltreich - Historisches Museum der Pfalz Speyer

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3.5.3 Herodot, Historien VII, 135-136<br />

Die Spartaner (auch Lakedaimonier genannt) hatten einst Boten des Perserkönig Dareios<br />

ermordet. Da sie daraufhin zu dem Schluss kamen, die Götter seien wegen dieser Tat zornig<br />

auf sie, wählten sie zwei Freiwillige aus, die sich zum neuen Perserkönig Xerxes begeben<br />

sollten, um zur Sühne für die Ermordung <strong>der</strong> persischen Gesandten ( im Text als „Herolde“<br />

bezeichnet) selbst ihr Leben zu opfern.<br />

Man muss den Mut dieser Männer bewun<strong>der</strong>n und nicht weniger die Worte, die sie<br />

gesprochen haben. Auf <strong>der</strong> Reise nach Susa kamen sie zu Hydarnes. Er war ein Perser von<br />

Geburt und Feldherr über alles Volk an Asiens Küste. Der nahm sie gastfreundlich auf und<br />

bewirtete sie. Während des Essens fragte er sie: „ Männer aus Lakedaimon, warum sträubt ihr<br />

euch, Freunde des Königs zu werden? Ihr seht doch an mir und meiner Geltung, wie <strong>der</strong><br />

König es versteht, wackere Männer zu ehren. Ihr geltet bei ihm als tapfere Leute. Wenn auch<br />

ihr euch also dem König ergäbet, dann könnte je<strong>der</strong> von euch griechisches Land beherrschen,<br />

das <strong>der</strong> König euch geben würde.“ Darauf antworteten sie Folgendes: „Hydarnes, dein Rat an<br />

uns geht nicht von <strong>der</strong> gleichen Erfahrung aus; das eine nur hast du erprobt und rätst es uns,<br />

das an<strong>der</strong>e aber kennst du nicht. Du verstehst das eine: Sklave zu sein; von <strong>der</strong> Freiheit aber<br />

hast du noch nicht erfahren, ob sie süß ist o<strong>der</strong> nicht. Hättest du sie gekostet, du würdest uns<br />

raten, nicht nur mit <strong>der</strong> Lanze, son<strong>der</strong>n auch mit Beilen um sie zu kämpfen.“<br />

So antworteten sie dem Hydarnes. Als sie von dort nach Susa gelangten und dem König vor<br />

die Augen traten, weigerten sie sich zunächst, vor ihm nie<strong>der</strong>zufallen und ihn fußfällig zu<br />

verehren, wenn sie auch von den Lanzenträgern, die sie dazu auffor<strong>der</strong>ten und zwingen<br />

wollten, mit dem Kopf auf die Erde gestoßen wurden: Bei ihnen sei es nicht Brauch, sich vor<br />

Menschen nie<strong>der</strong>zuwerfen; sie kämen auch nicht zu diesem Zweck. Als sie das abgelehnt<br />

hatten, sprachen sie als zweites Folgendes, was ihrer Haltung entsprach: „König <strong>der</strong> Me<strong>der</strong>,<br />

die Lakedaimonier haben uns geschickt, für die in Sparta ermordeten Herolde zu büßen.“ Da<br />

erwi<strong>der</strong>te Xerxes großmütig, er wolle es den Lakedaimoniern nicht gleichtun. Sie hätten alles<br />

Völkerrecht mit Füßen getreten, indem sie Herolde ermordeten. Er selbst wolle nicht tun, was<br />

er an ihnen tadle, aber auch die Lakedaimonier von ihrer Schuld nicht lösen, indem er sie töte.<br />

(übers. v. J. Feix, Wiesbaden o.J.)<br />

1) Welchen grundsätzlichen Unterschied stellen die Spartaner zwischen Persern und<br />

Griechen fest?<br />

2) Wie wird <strong>der</strong> persische König nach dem Bericht des Herodot üblicherweise begrüßt?<br />

(Auch Alexan<strong>der</strong> d. Gr. hat diese Begrüßung verlangt.)<br />

3) Wie verhält sich <strong>der</strong> persische König gegenüber den Spartanern?<br />

4) Wie ist dieses Verhalten zu beurteilen angesichts <strong>der</strong> landläufigen Meinung <strong>der</strong><br />

Griechen über die Perser?<br />

5) Informiere Dich in einem Lexikon über Herodot. Wo und wann lebte er? In welchem<br />

Herrschaftsbereich lag seine Heimatstadt?<br />

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