Globales Lernen in Ãsterreich: Dokumentation - Global Education
Globales Lernen in Ãsterreich: Dokumentation - Global Education
Globales Lernen in Ãsterreich: Dokumentation - Global Education
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
deutscher und nicht deutscher Muttersprache und Kultur und die Konsequenzen für<br />
das Bildungssystem unter dem Begriff <strong>in</strong>terkulturelles <strong>Lernen</strong>. Und von dem Umgang<br />
mit der Differenz zwischen Arm und Reich, wofür heute <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie der Begriff<br />
<strong>Global</strong>isierung im Bereich Wirtschaft steht.<br />
Stand <strong>in</strong> den Nachkriegsjahren die Idee der Völkerverständigung und<br />
Völkerversöhnung als Friedensarbeit auf der Agenda, begann man <strong>in</strong> den 1960er<br />
Jahren Entwicklungshilfsprojekte zu propagieren.<br />
Entwicklungspolitisch arbeitende Organisationen und Aktionsgruppen betrieben laut<br />
e<strong>in</strong>er Studie von Sibitz/Jäggle (1975) Öffentlichkeitsarbeit <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie, um über<br />
Entwicklungshilfeprojekte Spenden zu lukrieren. Über Lernprozesse E<strong>in</strong>stellungen zu<br />
verändern und zum Engagement zu motivieren war das Anliegen e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en<br />
M<strong>in</strong>derheit. Die Öffentlichkeitsarbeit „ Dritte Welt“ wurde von kirchlichen und<br />
kirchennahen Organisationen dom<strong>in</strong>iert und vorwiegend <strong>in</strong> der eigenen Szene<br />
betrieben. Sie war daher auch über weite Strecken unpolitisch.<br />
E<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>schneidende Veränderung trat <strong>in</strong> Österreich durch die Gründung des<br />
Österreichischen Informationsdienstes für Entwicklungspolitik (ÖIE) Ende der 1970er<br />
Jahre e<strong>in</strong>. Er wurde zum Dreh- und Angelpunkt der entwicklungspolitischen<br />
Bildungsarbeit <strong>in</strong> Österreich. Mit se<strong>in</strong>er ausgeprägten regionalen Struktur erwarb sich<br />
der ÖIE Modellcharakter und zählt bis heute mit der Nachfolgeorganisation Südw<strong>in</strong>d<br />
Agentur zu den Schlüssele<strong>in</strong>richtungen der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit<br />
bzw. des <strong>Global</strong>en <strong>Lernen</strong>s.<br />
Die Entwicklung führte von der Dritte Weltpädagogik, die mit der Zeit das<br />
<strong>in</strong>terkulturelle <strong>Lernen</strong>, die Friedens- und Umweltpädagogik, Frauen – und<br />
Menschenrechte und vieles mehr be<strong>in</strong>haltete, zur entwicklungspolitischen Bildung<br />
und soll nun vom <strong>Global</strong>en <strong>Lernen</strong> abgelöst werden. Diese Schnelllebigkeit von<br />
begrifflichen Erneuerungen, die auf die Abfolge von sozialen, politischen,<br />
wirtschaftlichen und kulturellen Veränderungen erfolgt ist, überfordert viele<br />
BildungsarbeiterInnen und daher ist es nicht verwunderlich, dass so manche mit dem<br />
Begriff <strong><strong>Global</strong>es</strong> <strong>Lernen</strong> nichts konkretes verb<strong>in</strong>den können. Offensichtlich gibt es<br />
dazu noch ke<strong>in</strong>e Bilder im Kopf und wenn, dann eher diffuse Vorstellungen, die alles<br />
und nichts be<strong>in</strong>halten.<br />
Die Inhalte und Bildungskonzepte, die mit dem Begriff <strong><strong>Global</strong>es</strong> <strong>Lernen</strong> verbunden<br />
werden, leiten die AkteurInnen, die aus der Entwicklungspolitik kommen und <strong>in</strong>tern<br />
e<strong>in</strong>en „quasi Diskurs“ zu diesem Thema führen, unter anderem vom Schweizer<br />
Forum „Schule für E<strong>in</strong>e Welt“ ab. Darunter verstehen sie die Vermittlung e<strong>in</strong>er<br />
globalen Perspektive und H<strong>in</strong>führung zum persönlichen Urteilen und Handeln <strong>in</strong><br />
globaler Perspektive auf allen Stufen der Bildungsarbeit. Die Fähigkeit, Sachlagen<br />
und Probleme <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em weltweiten und ganzheitlichen Zusammenhang zu sehen,<br />
bezieht sich nicht auf e<strong>in</strong>zelne Themenbereiche, sie wird vielmehr als e<strong>in</strong>e<br />
Perspektive des Denkens, Urteilens, Fühlens und Handelns, e<strong>in</strong>e Beschreibung<br />
wichtiger sozialer Fähigkeiten für die Zukunft gesehen.<br />
Die vier Leitideen des <strong>Global</strong>en <strong>Lernen</strong>s Bildungshorizont erweitern, Identität<br />
reflektieren - Kommunikation verbessern, Lebensstil überdenken, Verb<strong>in</strong>dung von<br />
lokal und global - Leben handelnd gestalten, werden häufig <strong>in</strong> den<br />
Fortbildungskonzepten verwendet - zum Beispiel <strong>in</strong> Studienplänen der Lehrgänge -<br />
und durch eigene ergänzt oder mit den Grundsätzen nach Annette Scheunpflug, wie<br />
Problemorientierung anhand von Umweltschutz, Ressourcenverbrauch,<br />
Bevölkerungswachstum, Aggression und Krieg, soziale Ungerechtigkeit, Abstraktes<br />
<strong>Lernen</strong> <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit handlungsorientierten Ansätzen, E<strong>in</strong>üben von<br />
Entscheidungsfreude, Methoden der Fragestellung, Ertragen von Unsicherheiten und<br />
10