Seelsorge in der Schule − - Comenius-Institut
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Das öffentliche Bedürfnis nach Schulseelsorge sche<strong>in</strong>t nach dem Amoklauf<br />
von W<strong>in</strong>nenden weiter gestiegen zu se<strong>in</strong>. Das ist bemerkenswert, kann aber<br />
auch ambivalente Gefühle hervorrufen. Festzustellen ist, dass und wie die<br />
<strong>Seelsorge</strong>r<strong>in</strong>nen und <strong>Seelsorge</strong>r sehr schnell nach dem Amoklauf präsent<br />
gewesen s<strong>in</strong>d und Angebote gemacht haben, um die betroffenen Menschen<br />
aufzufangen. Die Notfallseelsorge war und ist gefragt, um den psychischen<br />
Schock und traumatische Belastungen bearbeiten zu helfen. Kirchengeme<strong>in</strong>den<br />
und ihre <strong>Seelsorge</strong>r<strong>in</strong>nen und <strong>Seelsorge</strong>r eröffneten durch Gottesdienste,<br />
Andachten, offene Kirchen mit Gesprächsangeboten Möglichkeiten <strong>der</strong> Klage,<br />
des Gebets und <strong>der</strong> Zuwendung durch e<strong>in</strong>en Menschen. Auf e<strong>in</strong>er Internetseite<br />
des Evangelischen Jugendwerks<br />
Württemberg wurden Materialen,<br />
Gebete und Gestaltungshilfen für<br />
den Umgang mit dem Amoklauf an<br />
den <strong>Schule</strong>n zur Verfügung gestellt.<br />
In all <strong>der</strong> Trauer und dem Elend<br />
können wir dankbar se<strong>in</strong> für das,<br />
was die Notfallseelsorge geleistet<br />
Evangelische <strong>Seelsorge</strong> im Kontext<br />
<strong>der</strong> öffentlichen <strong>Schule</strong> – theologische<br />
Grundlagen, Ziele und Wege<br />
Christoph Schnei<strong>der</strong>-Harpprecht<br />
hat. Sie kam von außen und das konnte nicht an<strong>der</strong>s se<strong>in</strong>. Im Falle e<strong>in</strong>er so<br />
großen Krise ist die Schulseelsorge für sich nicht mehr handlungsfähig. Sie<br />
muss auf externe Unterstützungssysteme zurückgreifen und kann am ehesten<br />
hilfreich se<strong>in</strong>, wenn e<strong>in</strong>e enge Vernetzung mit <strong>der</strong> Notfallseelsorge und zwischen<br />
den Schulseelsorger<strong>in</strong>nen und -seelsorgern e<strong>in</strong>er Region besteht.<br />
Wenn die <strong>Seelsorge</strong> damit an öffentlicher Bedeutung gew<strong>in</strong>nt, dann hat<br />
dies auch e<strong>in</strong>e sehr problematische Seite. Steht dah<strong>in</strong>ter doch die bittere E<strong>in</strong>sicht,<br />
dass seit den Bluttaten an <strong>Schule</strong>n <strong>in</strong> den USA und seit den Taten von<br />
Erfurt, Emsdetten und W<strong>in</strong>nenden die öffentliche Sicherheit an den <strong>Schule</strong>n<br />
und K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen unseres Landes gefährdet ist. Die <strong>Schule</strong>n<br />
sche<strong>in</strong>en ke<strong>in</strong> selbstverständlich sicherer öffentlicher Raum mehr zu se<strong>in</strong>, <strong>in</strong><br />
dem die E<strong>in</strong>zelnen damit rechnen können, mit dem gesetzlich verankerten<br />
Respekt, unter Verzicht auf Gewalt behandelt zu werden. Das Risiko, Opfer<br />
e<strong>in</strong>er Gewalttat zu werden, ist gestiegen o<strong>der</strong> zum<strong>in</strong>dest das gefühlte Risiko,<br />
weil viele Nachahmer Lehrkräfte wie auch Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler <strong>in</strong> Angst<br />
und Schrecken versetzt haben. An e<strong>in</strong>er „normalen“ <strong>Schule</strong> muss die Schulleitung<br />
<strong>in</strong>zwischen auch im „normalen“ Schulalltag etwa mit Bombendrohungen<br />
rechnen und sich darauf vorbereiten. Hier hat sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schulkultur etwas<br />
verän<strong>der</strong>t. Auf den entsprechenden Ruf nach mehr <strong>Seelsorge</strong> würde wohl<br />
nicht nur ich deshalb gerne verzichten; denn dieser Relevanzgew<strong>in</strong>n zeugt im<br />
Grunde von e<strong>in</strong>er gesellschaftlichen Nie<strong>der</strong>lage, von e<strong>in</strong>em schwächer gewor-<br />
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