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Seelsorge in der Schule − - Comenius-Institut

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fragte, ob er die Schil<strong>der</strong> möge, sagte er ja. Als ich ihn daraufh<strong>in</strong> fragte, ob es <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>em Leben auch so etwas wie Schil<strong>der</strong> gebe, erzählte er, dass se<strong>in</strong> Vater nie<br />

etwas mit ihm mache und sprach sehr e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>glich davon, dass ihm im Grunde<br />

Orientierung zu Hause fehle.<br />

Wie an allen <strong>Schule</strong>n, werden auch hier K<strong>in</strong><strong>der</strong> mit Krankheit, Leid,<br />

Trennung und Tod konfrontiert. Es können auch Haustiere se<strong>in</strong>, mit dem das<br />

e<strong>in</strong>zelne K<strong>in</strong>d sich stark verbunden fühlt. Krankheit und Tod im Kollegium,<br />

bei Eltern o<strong>der</strong> Großeltern, vermögen K<strong>in</strong><strong>der</strong> über lange Zeit aus ihrem seelischen<br />

Gleichgewicht zu br<strong>in</strong>gen. 4 Mit <strong>der</strong> Schulgeme<strong>in</strong>schaft ist auszuloten,<br />

wie das e<strong>in</strong>zelne K<strong>in</strong>d begleitet und getröstet werden muss. Hier gilt: soviel<br />

wie nötig und so wenig wie möglich.<br />

Christ<strong>in</strong>a (Name geän<strong>der</strong>t) hat Neuro<strong>der</strong>mitis. Die Probleme stehen ihr<br />

„<strong>in</strong>s Gesicht geschrieben“ und sie hat Schwierigkeiten, <strong>in</strong> ihrer Klasse Anerkennung<br />

zu f<strong>in</strong>den. E<strong>in</strong>zelne Freunde f<strong>in</strong>det sie aber durchaus. Von <strong>der</strong> Lehrer<strong>in</strong><br />

weiß ich, dass <strong>der</strong> Vater schwer krank ist, doch Christ<strong>in</strong>a selbst mag darüber<br />

nicht reden. Christ<strong>in</strong>a möchte immer sehr gerne mit mir sprechen. Wir haben<br />

e<strong>in</strong>e Kiste angelegt, <strong>in</strong> <strong>der</strong> wir „Goldstücke“ sammeln: D<strong>in</strong>ge, die ihr gut gelungen<br />

s<strong>in</strong>d, auf die sie stolz se<strong>in</strong> kann. Damit hat sie <strong>in</strong>sgesamt e<strong>in</strong>e etwas positivere<br />

Ausstrahlung gefunden und ist nun nicht mehr immer das Opfer <strong>der</strong> Klasse.<br />

Auch <strong>der</strong> Umgang mit tagtäglich von den Medien vermittelten (globalen)<br />

Katastrophen, und darüber h<strong>in</strong>aus die allgeme<strong>in</strong>e permanente mediale<br />

Bee<strong>in</strong>flussung <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>, erfor<strong>der</strong>n beson<strong>der</strong>e Aufmerksamkeit. Nachrichten<br />

führen bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n mitunter zu Ängsten und Verunsicherungen. K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

müssen lernen, die Medienflut zu bewältigen. Es ist erfor<strong>der</strong>lich, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

mediale Berichterstattung über Katastrophen und Krisen e<strong>in</strong>zuordnen und zu<br />

gewichten, um e<strong>in</strong>e eigene Haltung zwischen Resignation und Überreaktion<br />

zu f<strong>in</strong>den. K<strong>in</strong><strong>der</strong> drängen dazu, etwas tun zu wollen, beispielsweise durch<br />

Initiieren e<strong>in</strong>er Spendenaktion.<br />

53<br />

Schulseelsorge an evangelischen Grundschulen<br />

Vieles, was <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en <strong>Schule</strong>n Aufgabe von Schulseelsorger<strong>in</strong>nen und Schulseelsorgern<br />

ist, wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er evangelischen Grundschule vom Kollegium und<br />

von <strong>der</strong> Klassenlehrer<strong>in</strong>/vom Klassenlehrer geleistet: <strong>der</strong> Morgenkreis, <strong>der</strong><br />

Wochenabschluss, die Erzählrunden, die Gottesdienste im Kirchenjahr, die<br />

Kontakte zu Eltern und zur Kirchengeme<strong>in</strong>de. Sofern darüber h<strong>in</strong>aus e<strong>in</strong>e<br />

Lehrkraft e<strong>in</strong>en beson<strong>der</strong>en Auftrag zur Schulseelsorge hat, kann sie sich <strong>in</strong><br />

höherem Maße den religiösen und sozialen Dimensionen des Schullebens<br />

widmen. Beson<strong>der</strong>s gilt die Arbeit dann auch <strong>der</strong> <strong>Seelsorge</strong> an e<strong>in</strong>zelnen<br />

Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern.<br />

Ich kam als Schulseelsorger<strong>in</strong> mit e<strong>in</strong>em Stellenumfang von 25% an die<br />

<strong>Schule</strong>. In e<strong>in</strong>er Stammgruppe unterrichte ich Religion, die an<strong>der</strong>en Stammgruppen<br />

werden von ihren Klassenlehrer/-<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> Religion unterrichtet. Von Beg<strong>in</strong>n<br />

an wünschte sich das pädagogische Team <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> e<strong>in</strong>e Sprechstunde von<br />

<strong>der</strong> Schulseelsorger<strong>in</strong>. Ich war darüber überrascht, da ich erwartet hatte, bei so<br />

„kle<strong>in</strong>en“ K<strong>in</strong><strong>der</strong>n müsste ich an<strong>der</strong>e Zugangswege suchen. Sie würden sich nicht<br />

e<strong>in</strong>fach bei mir zum Gespräch melden. Dennoch entsprach ich dem Wunsch <strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>en Lehrkräfte und ließ <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Elternbrief mitteilen, dass donnerstags<br />

Seel sorgesprechstunde sei und dass alle K<strong>in</strong><strong>der</strong> mit ihren Sorgen zu mir kommen

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