Seelsorge in der Schule − - Comenius-Institut
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formen. Sie respektiert die Vielfalt und will dazu beitragen, dass alle mit ihren<br />
Gaben und Fähigkeiten an ihr teilhaben können. Sie arbeitet daran, dass die<br />
Schulgeme<strong>in</strong>schaft selbst gerechte Teilhabe ermöglicht.<br />
4.3 Die <strong>in</strong>terkulturelle und <strong>in</strong>terreligöse Öffnung <strong>der</strong> Schulseelsorge<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> „car<strong>in</strong>g community“ <strong>der</strong> Schulgeme<strong>in</strong>schaft<br />
Hier ist auch <strong>der</strong> Ansatzpunkt für e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>terkulturelle und <strong>in</strong>terreligiöse <strong>Seelsorge</strong><br />
an <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>. Sie geht aus von dem geme<strong>in</strong>samen Interesse an e<strong>in</strong>em<br />
gel<strong>in</strong>genden Zusammenleben <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schulgeme<strong>in</strong>schaft und will, dass je<strong>der</strong><br />
und jede E<strong>in</strong>zelne Hilfe zur Gestaltung se<strong>in</strong>es Lebens im Rahmen des Wirklichkeitsverständnisses<br />
se<strong>in</strong>er Kultur und Religion bekommt. Sie relativiert<br />
die Unterschiede zwischen Religionen und Weltanschauungen nicht, son<strong>der</strong>n<br />
respektiert die Unterschiede und akzeptiert die dadurch gesetzten Grenzen.<br />
S<strong>in</strong>nvoll, wünschenswert und auf die Dauer notwendig ist das <strong>Seelsorge</strong>angebot<br />
von Repräsentanten <strong>der</strong> verschiedenen Religionen und Konfessionen, am<br />
besten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em multireligiösen Team. Damit bei <strong>der</strong> seelsorglichen Begleitung<br />
von Menschen e<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>en Religion diese Grenzen e<strong>in</strong>gehalten werden<br />
können, ist es nötig, dass die konfessionelle Identität des <strong>Seelsorge</strong>rs o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Seelsorge</strong>r<strong>in</strong> klar def<strong>in</strong>iert und für alle Beteiligten transparent gemacht wird.<br />
Nur so besteht e<strong>in</strong>e echte Wahlmöglichkeit für die Rat suchenden Personen.<br />
Im <strong>Seelsorge</strong>prozess selbst ist die Arbeit mit Personen e<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>en Religion<br />
e<strong>in</strong> Spezialfall von <strong>in</strong>terkultureller <strong>Seelsorge</strong>, für die es eigene Regeln gibt. Die<br />
wichtigste: Die Rat suchende Person ist die Expert<strong>in</strong> für ihre Sicht <strong>der</strong> eigenen<br />
Kultur und Religion. Sie kann zum Verständnis am meisten beitragen. Ebenso<br />
wichtig: Es ist e<strong>in</strong>e unzulässige Grenzüberschreitung, wenn e<strong>in</strong> christlicher<br />
<strong>Seelsorge</strong>r e<strong>in</strong> Ritual e<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>en Religion leitet.<br />
Schulseelsorge als systemische Praxis geht <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> über die<br />
Begleitung von E<strong>in</strong>zelnen und Gruppen h<strong>in</strong>aus. Sie wird zur Begleitung<br />
<strong>der</strong> Schulgeme<strong>in</strong>schaft. Damit nähert sie sich dem an, was die katholische<br />
Kirche als Schulpastoral bezeichnet, ist aber nicht damit identisch. Denn die<br />
Schulpas toral als e<strong>in</strong>em Bündel von kirchlichen Aktivitäten wie Beratung,<br />
Begleitung durch Schulgottesdienste, Angebote christlicher Jugendarbeit<br />
und spirituellen Lebens an <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> zielt auf so etwas wie die Bildung<br />
e<strong>in</strong>er katholisch geprägten Schulgeme<strong>in</strong>de. Schulseelsorge als christliche<br />
Begleitung <strong>der</strong> Schulgeme<strong>in</strong>schaft als „car<strong>in</strong>g community“ zeichnet sich –<br />
so e<strong>in</strong> Vorschlag <strong>der</strong> amerikanischen Pastoralotheolog<strong>in</strong> Joretta Marshall<br />
– dadurch aus, dass sie „e<strong>in</strong>e moralische Sicht sozialer Themen anbietet, die<br />
<strong>in</strong>mitten e<strong>in</strong>er multireligiösen Welt e<strong>in</strong>e bestimmte Glaubensperspektive<br />
repräsentiert und so e<strong>in</strong>e Identität unterstützt, die sorgsam mit den Unterschieden<br />
und <strong>der</strong> Diversität (sc. <strong>der</strong> Menschen) umgeht.“ 10 Sie tut dies,<br />
<strong>in</strong>dem sie z.B. Themen wie Rassismus und Gewalt an <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> aufgreift.<br />
29<br />
4.4 Schulseelsorge und Schulpolitik<br />
Die hier gegebene Begründung von Schulseelsorge auf <strong>der</strong> Grundlage des<br />
evangelischen Bildungsverständnisses mag auf den ersten Blick konfessionell<br />
steil und wi<strong>der</strong>ständig zur säkularen Schulrealität se<strong>in</strong>. Sie ergibt sich jedoch<br />
konsequent als evangelisch-theologische Begründung, wenn und solange<br />
Schulseelsorge wie es heute <strong>der</strong> Fall ist, als kirchlicher Dienst an <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>