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Seelsorge in der Schule − - Comenius-Institut

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denen Wertekorsett, das präventiv wirkt. Der Ruf nach Schulseelsorge ist e<strong>in</strong><br />

Krisensymptom von <strong>Schule</strong> und Gesellschaft.<br />

Zweifellos ist diese Krise auch e<strong>in</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ung für die Kirchen<br />

und ihre <strong>Seelsorge</strong>, die wir annehmen müssen, wenn es uns darum geht, den<br />

Menschen mit dem Evangelium von Jesus Christus zu dienen. Wir müssen<br />

aber auch e<strong>in</strong>sehen, dass dies etwas mit <strong>der</strong> <strong>Seelsorge</strong> macht, dass es <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

die Schulseelsorge verän<strong>der</strong>n kann. Denn nun wird deutlich, dass sich<br />

die <strong>Seelsorge</strong> <strong>in</strong> ihrem Selbstverständnis und Auftrag nicht nur vom Zentrum<br />

des christlichen Glaubens und von <strong>der</strong> Kirche her bestimmt. Das hat gerade<br />

die Schulseelsorge nie getan. Ihr Auftrag und ihre Funktion werden vielmehr<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em zunehmenden Maß bestimmt von den gesellschaftlichen Erwartungen<br />

an die Religion und die religiösen <strong>Institut</strong>ionen, e<strong>in</strong>en verstärkten Beitrag<br />

zur Kont<strong>in</strong>genzbewältigung und zum Management sozialer Unsicherheit<br />

und gestiegener Risiken zu leisten.<br />

Nun kann man sagen, dies sei nichts Neues. Spätestens seit Niklas Luhmanns<br />

Religionssoziologie sei es doch klar, dass Religion und damit auch die<br />

<strong>Seelsorge</strong> die Aufgabe <strong>der</strong> Kont<strong>in</strong>genzbewältigung hätten. Religion tut dies,<br />

<strong>in</strong>dem sie unbestimmbare Komplexität, die sich auch <strong>in</strong> unberechenbaren und<br />

plötzlich e<strong>in</strong>treffenden Krisen und Katastrophen zeigt, <strong>in</strong> bestimmte Komplexität<br />

überführt, also z.B. durch Symbole und Rituale ausdrückt, sie für die<br />

E<strong>in</strong>zelnen und die Geme<strong>in</strong>schaft bewusst erschließt, als gefühltes Erleben zugänglich<br />

macht, sie dadurch <strong>in</strong> den Alltag <strong>der</strong> Gesellschaft <strong>in</strong>tegriert und für<br />

die E<strong>in</strong>zelnen erträglich macht. Auch wenn das nicht neu ist, so stellt angesichts<br />

<strong>der</strong> seit Erfurt und W<strong>in</strong>nenden verän<strong>der</strong>ten gesellschaftlichen Großwetterlage<br />

für die theologische Begründung von Schulseelsorge mit Nachdruck<br />

die Frage, wie sie die Erwartungen an ihre gesellschaftliche Funktion mit dem<br />

evangelisch-theologischen Selbstverständnis verb<strong>in</strong>det. Konkret wird dies<br />

an <strong>der</strong> Frage, ob Schulseelsorge primär als Krisenprävention und Notfallseelsorge<br />

verstanden und gestaltet werden soll. Das wi<strong>der</strong>spricht im Grunde<br />

genommen bisherigen Konzepten, die Schulseelsorge im Raum zwischen<br />

Religionsunterricht, <strong>Schule</strong>ntwicklung, Schulkultur und Jugendarbeit angesiedelt<br />

haben. Dann stellt sich aber auch die Frage, ob e<strong>in</strong>e konfessionelle o<strong>der</strong><br />

ausschließlich christliche Schulseelsorge an <strong>der</strong> öffentlichen <strong>Schule</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

pluralen Gesellschaft Platz hat. Wie kann e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>terkulturell o<strong>der</strong> <strong>in</strong>terreligiös<br />

ausgerichtete Schulseelsorge begründet werden und vor allem, wie kann sie<br />

gestaltet werden<br />

Im Umfeld des Geschehens von W<strong>in</strong>nenden gibt es verschiedene<br />

Anzeichen, die auf e<strong>in</strong>en Regelungsbedarf <strong>der</strong> Zusammenarbeit von Staat<br />

und Kirche <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schulseelsorge h<strong>in</strong>weisen. So wurde z.B. <strong>der</strong> Ablauf des<br />

Trauergottesdienstes und anschließen<strong>der</strong> Staatsakt im Staatsm<strong>in</strong>isterium von<br />

Vertretern <strong>der</strong> Kirchen und des Landes ausgehandelt, das Programmheft für<br />

beide Veranstaltungen, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kirche stattfanden, wurde vom Land mit<br />

dem Wappen von Baden-Württemberg als alle<strong>in</strong>igem Logo gedruckt. Zur Prävention<br />

und zum besseren Management von Krisen und Katastrophen an den<br />

<strong>Schule</strong>n wurden vor zwei Jahren Krisenteams gebildet, an denen auf Wunsch<br />

<strong>der</strong> Kirchen auch die <strong>Seelsorge</strong> beteiligt ist. Die <strong>Schule</strong>n haben den staatlichen<br />

Stellen – ohne Rücksprache mit den Kirchenbehörden – Personen als Schulseelsorger<br />

benannt. Das Kultusm<strong>in</strong>isterium bietet e<strong>in</strong>e eigene Fortbildung

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