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02/14 Schüler-Biber

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SCHÜLER-RAMBAZAMBA<br />

31<br />

Den leiwandsten Buddy an der Schule als Professor oder Professorin zu haben:<br />

Man kommt gechillt zehn Minuten zu spät in die Stunde, weil man sich ein gefülltes Weckerl<br />

kaufen musste. Nachdem man gemütlich seine Jause verdrückt hat, besinnt sich der<br />

Lehrer und fragt höflicherweise nach, ob‘s eh geschmeckt hat und fährt dann mit seinem<br />

Unterricht fort. Dieser wird dann natürlich straight durchgezogen, ohne Zwischenrufe<br />

und dauerndem Themawechsel. Öfters fallen auch liebe Worte, wie zum Beispiel „Du<br />

Eierschädl“, oder Bemerkungen wie „Kannst du dann auch mal dein Hirn<br />

einschalten, oder hast es bei deiner Geburt verloren“. Mit solchen Sprüchen<br />

und Neckereien gewinnt er sich einen Platz in unseren Herzen und<br />

wird in die <strong>Schüler</strong>clique aufgenommen. High-Five und Umarmungen sind das<br />

tägliche A und O. Hat man vergessen, was die Aufgabe ist, fragt man ihn schnell per<br />

Whatsapp. Auch außerschulische Aktivitäten mit ihm stehen an, so geht’s manchmal<br />

zusammen auf ein Konzert oder zum Punschen. Gemeinsame Fotos auf Facebook,<br />

auf denen er markiert wird, dürfen nicht fehlen, schließlich haben wir ihn<br />

seit der ersten Stunde in unserer Freundesliste. Da lädt er auch manchmal Fotos<br />

von uns während wir Schularbeit schreiben hoch und schreibt Motivierendes wie<br />

„Eh wieder lauter Fetzen“.<br />

Er kommt durch die Tür mit seiner blau gefärbten Strähne, die<br />

ihn eigentlich irrer wirken lassen sollte, doch im Gegenteil: weil<br />

er so von sich überzeugt ist und wirklich glaubt, dass die Strähne<br />

DER Coolness-Faktor schlechthin wäre, überzeugt er auch uns<br />

<strong>Schüler</strong> davon. Mit dem Rollkragenpulli in Kombination mit<br />

einem schlecht sitzenden Sakko, das schon seit Jahrzehnten<br />

ein Bestandteil seiner Kleidung ist, könnte ihn schon die CIA<br />

identifizieren. Niemals würde er einen Schulstift benutzen,<br />

nein, er hat immer seine speziell angefertigte Füllfeder mit, die,<br />

Gott bewahre, niemand anfassen darf. Jede Unterrichtsstunde<br />

gestaltet er individuell und versucht uns, die „spaßigen“ Seiten<br />

des Faches einzuflößen. „Die Stoffumwandlung wäre ein<br />

spannendes Freizeitthema und Chemie ist das<br />

Leben!“ Mit solchen Lebensweisheiten<br />

versucht er, unser Interesse zu wecken.<br />

Doch so gewitzt er auch ist, jeder<br />

Freak hat die gleiche Schwäche:<br />

Er lässt sich nur allzu leicht von<br />

unserem vorgetäuschten<br />

Interesse ablenken. Schon<br />

öfter passierte es, dass wir<br />

eine Stunde mit der Frage<br />

„Kann ein Mensch durch<br />

die Wand gehen“<br />

verbrachten und nach<br />

vielem Philosophieren<br />

und Diskutieren<br />

vergleicht er es mit seiner<br />

stolzen Erkenntnis: „Kann<br />

denn ein Molekül durch<br />

ein Molekül gehen“<br />

Danke, Herr Professor,<br />

jetzt sind wir<br />

genauso schlau wie<br />

vorher!<br />

Mittwochmorgen: Der erste Gedanke, wenn man aufsteht, vermiest<br />

einem schon den Tag. Heute geht’s an den Unterricht mit<br />

der schlimmsten Lehrerin der ganzen Schule. Jemand, der keinen<br />

Spaß kennt und uns <strong>Schüler</strong> anstatt zu fördern, zum Weinen und<br />

Verzweifeln bringt. Der Unterricht läuft wie folgt ab: Aufstehen zur<br />

Begrüßung, hinsetzen und los geht’s! Der Todesblick trifft einen und<br />

schon ist man verunsichert, auch ohne Worte. Dann beginnt die<br />

Tortur: Fünf Sekunden hat man Zeit, um eine Frage zu beantworten,<br />

schafft man es nicht, wird man vor der ganzen Klasse fertiggemacht.<br />

Es kommen Sprüche wie: „Wie konnte es jemand wie du nur in ein<br />

Gymnasium schaffen Hauptsache du verbringst deine Zeit vor dem<br />

Spiegel, um deine Strümpfe mit dem doch sehr gewagten Kleid in<br />

Einklang zu bringen. Wen wundert‘s dann,<br />

dass du in allen Fächern durchrasselst“<br />

Man beginnt vor Wut zu kochen und kontert,<br />

ohne nachzudenken, was einen in<br />

eine noch größere Misere bringt. Aber<br />

man will das nicht auf sich sitzen<br />

lassen und beginnt zu diskutieren, obwohl<br />

man im selben Moment weiß,<br />

dass man es bereuen wird. Die Mitschüler<br />

sind alle still, da sie selber<br />

Angst haben, das geschorene Lamm<br />

des Schäfers zu werden. Halbwegs<br />

beruhigt geht der Unterricht weiter, in<br />

dem in fünf Minuten sieben Minus ausgeteilt<br />

werden, ohne Gnade. Schon<br />

ist man wieder an der Reihe und<br />

weiß dann die Antwort, die mit<br />

Staunen angenommen wird:<br />

„Na, das hat dir sicher wer<br />

eingesagt.“ Mit einem gequälten<br />

Lächeln nimmt man die<br />

Feststellung auf und hofft nur<br />

auf das Ende der Stunde.

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