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Fotos: Michael Rö hrich (li.)/ Liz Van Steenburgh (re) - Fotolia.com<br />
Obst und Gemüse kauft Claudia Krämer<br />
beim Biobauern auf dem Ökomarkt im<br />
Herzen von Köln, andere Nahrungsmittel besorgt<br />
sie ab und zu in einem kleinen Bioladen<br />
um die Ecke. „Seitdem es in der Nähe einen<br />
Biosupermarkt gibt, ernähren wir uns nur<br />
noch von Bioprodukten. Die Auswahl im Supermarkt,<br />
vor allem an frischem Fleisch und<br />
Käse, ist unschlagbar. Der Einkauf ist zwar<br />
teurer als in den Discountern, aber dafür ist<br />
alles viel gesünder und schmeckt besser“, sagt<br />
die Mutter von zwei Schulkindern. Sie liegt mit<br />
ihrem Verhalten voll im Trend. „Bio“ boomt in<br />
Deutschland, und das schon seit Jahren.<br />
Neben den traditionellen kleinen Bioläden<br />
gibt es inzwischen 450 Biosupermärkte, allein<br />
2007 eröffneten 80 neue Geschäfte. „Bio für<br />
alle“ lautet ihr Motto und zahlt sich aus: Der<br />
Umsatz mit den ökologisch erzeugten Lebensmitteln<br />
wächst zurzeit um 15 Prozent jährlich<br />
und ist bei einem Volumen von fünf Milliarden<br />
Euro (2007) angekommen. Damit ist Deutschland<br />
mit Abstand der größte Biomarkt Europas,<br />
gefolgt von Großbritannien, Italien und<br />
Frankreich. Auch die größte Biomesse weltweit<br />
findet in Deutschland statt: die BioFach<br />
in Nürnberg. Jedes Jahr treffen sich hier Ende<br />
Februar um die 2 800 Aussteller und 45 000<br />
Fachbesucher. Das Erfolgsrezept wird bereits<br />
exportiert: BioFach-Tochtermessen gibt es in<br />
Shanghai, Tokio, Boston und São Paulo.<br />
Bio für alle<br />
41 Prozent der Deutschen kaufen „häufig oder<br />
immer“ Biolebensmittel, wie aus einer Umfrage<br />
der Wirtschaftsberater Ernst & young<br />
hervorgeht. 82 Prozent der Befragten gaben<br />
an, dass sie Bioprodukte mit einer gesunden<br />
Ernährung verbinden. Obst und Gemüse aus<br />
ökologischem Anbau gelten als besonders<br />
vitaminreich und schadstoffarm. „Besonders<br />
vitaminreich – das stimmt so nicht“, dämpft<br />
Bernhard Watzl die Euphorie. Der Ernährungswissenschaftler<br />
vom Max Rubner-Institut in<br />
Karlsruhe hat erforscht, welche messbaren<br />
Vorteile Bio-Äpfel bringen. Ergebnis: Über den<br />
Gehalt an Vitaminen entscheiden vor allem die<br />
Sorte und das Anbaugebiet. Ob ökologischer<br />
oder konventioneller Anbau, bleibt sich fast<br />
gleich. Aber es lohne sich trotzdem, Bio-Äpfel<br />
zu kaufen, betont der Forscher, allein schon<br />
um die Umwelt vor Pestiziden zu schonen. Biolebensmittel<br />
enthalten zudem deutlich weniger<br />
Zusatzstoffe als konventionelle Produkte.<br />
Bio hin oder her – wie viel Obst und Gemüse<br />
essen die Deutschen überhaupt? „Fünf Portionen<br />
am Tag“, empfiehlt die Deutsche Gesellschaft<br />
für Ernährung (DGE). Sie hat seit ihrer<br />
und<br />
Ernährung in Deutschland –<br />
zwischen zwischen Fastfood Fastfood und Biokost Biokost<br />
Sie essen zu süß und zu fett, ziehen viele Snacks den<br />
festen Mahlzeiten vor und werden immer dicker. Um das<br />
Essverhalten der Deutschen sorgen sich Ernährungswissenschaftler,<br />
und die Politik reagiert mit Aktionsplänen zur Aufklärung.<br />
Dabei steht eines außer Frage: Nirgendwo sonst auf der Welt sind Bioprodukte<br />
so begehrt wie in Deutschland.<br />
abSTraCT<br />
Curried sausage and<br />
organically grown fruit<br />
Eating habits in Germany<br />
Germans are firm believers in organic foods,<br />
and the number of shoppers who buy them<br />
is increasing steadily. In addition to numerous<br />
small health-food shops, there are 450<br />
health-food supermarkets nationwide. Their<br />
revenues are growing by 15 % annually, and<br />
Germany is the largest market for whole<br />
foods in Europe by a wide margin. And yet,<br />
Germans eat too much food, too many fatty<br />
foods, and too many sweets. The result: they<br />
are getting fat. More than two-thirds of the<br />
men and 51% of the women in Germany are<br />
overweight, and one in five Germans is obese.<br />
A new national campaign is encouraging<br />
people to ingest fewer calories and get more<br />
exercise; the food industry is fighting it, and<br />
continues to come up with newer and more<br />
unusual products all the time. From toaster<br />
cutlets to edible play-dough, 180,000 different<br />
items vie for consumers’ favour. In the<br />
midst of this abundance, the number of<br />
people who cannot afford to eat their fill is<br />
also rising steadily. Some 800,000 people<br />
depend on donated foodstuffs, collected and<br />
distributed by charitable organizations.<br />
<strong>DAAD</strong> <strong>Letter</strong> 2/08