Letter - DAAD-magazin
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<strong>DAAD</strong> <strong>Letter</strong> 2/08<br />
Foto: digitalstock/A. Pobitzer<br />
einmal alle an meiner Fakultät“, sagt sie. Die<br />
Sommerschule sei ein Beispiel für gelungene<br />
Alumni-Arbeit.<br />
Deutsche Nationalparks als Vorbild<br />
In der Göttinger Sommerschule wechselten<br />
sich Theorie und Praxis ab: Die Gäste<br />
unternahmen Exkursionen zum Naturpark<br />
Solling-Vogler mit seinen seltenen Pflanzen<br />
wie Sonnentau oder Steifenfarn sowie in das<br />
größte zusammenhängende Laubwaldgebiet<br />
Deutschlands, den Nationalpark Hainich.<br />
yue Wang aus China war sehr angetan: „Das<br />
pädagogische Konzept im Hainich-Park ist<br />
spannend, denn es gelingt, der Öffentlichkeit<br />
die Schönheit der Natur zu vermitteln.“ Die<br />
Absolventin der Universität yale, USA, arbeitet<br />
im chinesischen Kunming in der Provinz<br />
yunnan für die Non-Profit-Organisation Nature<br />
Conservancy. „Wir möchten in Kunming<br />
zwei Nationalparks errichten – die ersten in<br />
China überhaupt“, sagt sie. Das pädagogische<br />
Konzept im Hainich-Park könne hierfür ein<br />
Vorbild sein.<br />
Rund um Artenvielfalt: <strong>DAAD</strong>-Alumni besuchen<br />
die Bonner UN-Konferenz über Biodiversität<br />
Nach dem Ausflug in die Natur ging es dorthin,<br />
wo über das Schicksal der Natur mitentschieden<br />
wird – in die Politik. Konkret: zur<br />
9. Vertragsstaatenkonferenz der UN-Konvention<br />
über die biologische Vielfalt, zu der 6 000<br />
Teilnehmer aus aller Welt nach Bonn gereist<br />
waren.<br />
Luis Pocasangre nahm an einer Diskussion<br />
über Biotreibstoffe und an einer Sitzung über<br />
den Zusammenhang von Tourismus und Biodiversität<br />
teil. Außerdem besuchte der Costa<br />
Ricaner seinen Doktorvater Richard Sikora<br />
am Institut für Nutzpflanzenwissenschaften<br />
und Ressourcenschutz der Universität Bonn.<br />
Im Jahr 2000 hatte Luis Pocasangre promoviert,<br />
seither arbeiten die beiden zusammen.<br />
„Die Bonner Wissenschaftler lernen auf unseren<br />
Feldern praktische Beispiele aus dem<br />
Ressourcenschutz, etwa im Bananenanbau,<br />
kennen und wir profitieren von den besser<br />
ausgerüsteten deutschen Laboren“, sagt Luis<br />
Pocasangre. Derzeit betreut sein Bonner Kollege<br />
fünf Doktoranden aus Costa Rica, die bei<br />
ihm studiert hatten.<br />
Nicht nur alte Verbindungen wurden in<br />
Bonn aufgefrischt, die Alumni knüpften auf<br />
der UN-Konferenz auch neue Kontakte. Zum<br />
Beispiel Houman Liaghati. Der Leiter des Forschungsinstituts<br />
für Umweltwissenschaften<br />
an der National Shahid Beheshti Universität<br />
im Iran kam mit dem Träger des alternativen<br />
Nobelpreises 1997, Michael Succow, ins Gespräch.<br />
Succow fördert mit seiner Stiftung unter<br />
anderem ein Nationalparkprogramm für<br />
Fotos: <strong>DAAD</strong>/Lichtenscheidt<br />
daad<br />
Aserbaidschan. Mit ihm plant nun Houman<br />
Liaghati im kommenden Jahr ein gemeinsames<br />
Naturschutzprojekt im iranisch-turkmenischen<br />
Grenzgebiet.<br />
Das Projekt zeigt, wie sich Universitäten für<br />
Biodiversität engagieren. Welche Rolle Alumni<br />
dabei spielen können, war das Thema einer<br />
<strong>DAAD</strong>-Podiumsdiskussion am Rande der UN-<br />
Konferenz. Auf dem Podium saßen: die Kamerunerin<br />
Marie Mbolo, der Leiter der Göttinger<br />
Sommerschule, Christoph Kleinn, Martin<br />
Visbeck vom Leibniz-Institut für Meereswissenschaften,<br />
Balakrishna Pisupati vom United<br />
Nations Environment Programme und Edy<br />
Hartulistiyoso, Landwirtschaftlicher Attaché<br />
der indonesischen Botschaft in Brüssel. Alle<br />
Experten betonten, wie wichtig es sei, die komplexen<br />
Wechselbeziehungen zwischen Artenvielfalt<br />
und menschlicher Zivilisation einem<br />
breiten Publikum zu verdeutlichen: Eine Aufgabe,<br />
die Alumni übernehmen könnten. Edy<br />
Hartulistiyoso appellierte an die Öffentlichkeit:<br />
„Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und<br />
Öffentlichkeit müssen vereint gegen Artenverlust<br />
vorgehen. Artenschutz geht alle an – wir<br />
brauchen jetzt Gemeinschaftsgeist.“<br />
Konkrete Pläne<br />
Ob es gemeinsame Anstrengungen geben wird<br />
und Politiker Artenvielfalt zur Priorität erklären,<br />
ließ die UN-Konferenz offen. Die Alumni<br />
wollen sich deshalb nicht allein auf die Politik<br />
verlassen. Am letzten Tag ihrer Sommerschule<br />
präsentierten sie in der Bonner <strong>DAAD</strong>-<br />
Zentrale Ideen, wie sie Biodiversität in ihren<br />
Heimatländern im öffentlichen Bewusstsein<br />
verankern wollen. So planen sie, Curricula zu<br />
entwickeln, um biologische Vielfalt auf allen<br />
Ebenen der Bildungssysteme zu thematisieren.<br />
Eine andere Idee waren einfache Monitoring-Instrumente,<br />
mit deren Hilfe regionale<br />
Verwaltungen bedrohte Pflanzenarten schützen<br />
könnten. Für die Weiterentwicklung und<br />
Verwirklichung ihrer Ideen wollen die Alumni<br />
Partner und Geldgeber suchen. „Wir wollen<br />
schließlich biologische Vielfalt in der Natur,<br />
nicht in Laboren oder in einem Jurassic Park“,<br />
sagt Luis Pocasangre. Boris Hänßler<br />
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