Letter - DAAD-magazin
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mals in der daadgalerie in Berlin gezeigt und<br />
ist aktuell im Sprengel Museum Hannover zu<br />
sehen.<br />
Schon für frühere Projekte hat Ana Torfs historische<br />
Dokumente studiert: mehr als 4 000<br />
Seiten der Konversationshefte des ertaubten<br />
Beethoven für ihren Spielfilm „Zyklus von<br />
Kleinigkeiten“ (1998) und einen Prozesstext<br />
aus dem fünfzehnten Jahrhundert über Jeanne<br />
d’Arc für die Diaprojektion „Du mentir-faux“<br />
(2000).<br />
<strong>DAAD</strong> <strong>Letter</strong> 2/08<br />
Wie viel Raum bietet die Stadt?<br />
Regionalwissenschaften<br />
Leben auf Straßen und Plätzen<br />
„Die Stadt Hanoi hat mich seit meinem ersten<br />
Besuch im Jahr 2002 sehr fasziniert. Im Vergleich<br />
zu anderen südostasiatischen Hauptstädten<br />
ist sie noch relativ klein, wandelt sich<br />
aber sehr schnell“, sagt Sandra Kürten, die<br />
an der Universität Passau im Fach „Southeast<br />
Asian Studies“ promoviert und derzeit mit<br />
einem <strong>DAAD</strong>-Stipendium ein Jahr in der vietnamesischen<br />
Hauptstadt verbringt.<br />
In ihrer Arbeit untersucht sie dort die verschiedenen<br />
Nutzungsarten des öffentlichen<br />
Raums. „Parks, Plätze und auch Bürgersteige<br />
sind besonders von der zunehmenden<br />
Verstädterung betroffen. Eine hohe Bevölkerungsdichte<br />
und der Mangel an Wohnraum<br />
gefährden den Fortbestand des öffentlichen<br />
Raums, der leicht in Bauland umgewandelt<br />
werden kann.“ In Hanoi herrsche auch wegen<br />
der geringen Wohnfläche von nur 4,7 Quadratmeter<br />
pro Kopf ein akuter Mangel an privatem<br />
Raum, so die Wissenschaftlerin. Aus diesem<br />
Grund haben die Bewohner Hanois Strategien<br />
entwickelt, sich zusätzlichen Platz für private<br />
Tätigkeiten im öffentlichem Raum anzueignen<br />
– etwa indem sie die Bürgersteige zum Kochen<br />
und Essen belegen.<br />
Sandra Kürten hatte zunächst an der Bonner<br />
Universität „Regionalwissenschaften Südostasien“<br />
studiert. „Als ich kurz vor dem Abitur<br />
von dem Studiengang in Bonn erfuhr, wusste<br />
ich sofort, was ich studieren wollte, vor allem<br />
wegen der Kombination aus Politik, Geschichte<br />
und Fremdsprachen.“ Zum Studium gehörte<br />
auch das Erlernen der vietnamesischen<br />
Sprache, die sie heute sehr gut spricht. „Die<br />
Sprache eröffnet einem Ausländer viele Türen<br />
in Vietnam. So werde ich sehr schnell zu vietnamesischen<br />
Familien nach Hause zum Essen<br />
oder zu Ausflügen aufs Land eingeladen.“<br />
Nach der Promotion möchte die Wissenschaftlerin<br />
gerne die in Hanoi begonnene<br />
Kooperation mit dem Institute of Vietnamese<br />
Studies and Developement Science weiter ausbauen.<br />
Foto: Sandra Kürten<br />
Foto: Anindita Sarkar<br />
Molekularbiologie<br />
Schimmelpilzgenen auf der Spur<br />
Aspergillen, auch Gießkannenschimmel genannt,<br />
ist eine facettenreiche Schimmelpilzgattung<br />
mit rund 200 Arten. Ihre Vertreter<br />
dienen als Lebensmittelveredler oder stellen<br />
Penicillin her, können aber auch Krankheiten<br />
verursachen oder zu lebensbedrohlichen Infektionen<br />
führen. Für die Wissenschaft spielt<br />
vor allem eine Art eine zentrale Rolle: Aspergillus<br />
nidulans. Mit ihr beschäftigt sich<br />
Anindita Sarkar seit zwei Jahren. Die junge<br />
indische Naturwissenschaftlerin kam 2006<br />
mit einem Promotionsstipendium des Leibniz-<br />
<strong>DAAD</strong>-Programms nach Jena.<br />
Am Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung<br />
und Infektionsbiologie e.V. – Hans-Knöll-Institut<br />
– will sie mehr über die Funktion von<br />
<strong>DAAD</strong><br />
Genen erfahren, die an der Synthese so genannter<br />
Sekundärmetaboliten von Aspergillus<br />
nidulans beteiligt sind. Sekundärmetabolite<br />
sind chemische Stoffe, die von Pflanzen,<br />
Bakterien und Pilzen produziert werden, für<br />
deren Wachstum und Überleben aber nicht<br />
notwendig zu sein scheinen. Die Schimmelpilze<br />
bilden dabei häufig eine ganze Palette<br />
verschiedener Stoffe. Anindita Sarkar hat sich<br />
daraus die Klasse der Polyketide ausgesucht<br />
und es auf die Pilz-Gene abgesehen, die für<br />
den Aufbau dieser Polyketide verantwortlich<br />
sind.<br />
„Für Menschen können diese Stoffe Grundlage<br />
lebensrettender Medikamente sein, wie das<br />
Antibiotikum Cephalosporin oder Lovastatin,<br />
ein Cholesterin senkender Arzneistoff. Wir<br />
wollen mit den Methoden der Molekularbiologie<br />
diejenigen Gene charakterisieren, die für<br />
die Produktion solcher<br />
Polyketide verantwortlich<br />
sind.“ Wegen ihrer<br />
außerordentlich guten<br />
Leistungen wurde die<br />
junge Inderin bereits<br />
als assoziiertes Mitglied<br />
in die International<br />
Leibniz Research School<br />
(ILRS) aufgenommen.<br />
Doris Bünnagel<br />
Gießkannenschimmel<br />
im Fokus<br />
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