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24 Europa<br />
Sauberer himmel<br />
Die Europäische Union fördert umweltfreundliche Flugzeuge<br />
In den neuen Public Private Partnerships<br />
des 7. Forschungsrahmenprogramms gibt<br />
die Industrie den Ton an. Universitäten<br />
spielen die Rolle des Juniorpartners.<br />
Flugzeuge der Zukunft sollen weniger umweltschädliche<br />
Abgase und nur noch die<br />
Hälfte des Klimakillers CO2 ausstoßen – so<br />
könnten sie von Europa aus den Weltmarkt erobern.<br />
Wenn alles nach Plan läuft, sind in sieben<br />
Jahren Prototypen wettbewerbsfähig, die<br />
deutlich weniger Luft verschmutzen und weniger<br />
Lärm erzeugen. Das sieht das Großprojekt<br />
„Clean Sky“ im Rahmen des 7. Forschungsprogramms<br />
der Europäischen Union (EU) vor.<br />
Es handelt sich um eine „Joint Technology<br />
Initiative“ von 86 Partnern aus 16 Ländern.<br />
Sie stammen vorwiegend aus der Luftfahrtindustrie,<br />
aber auch Universitäten und andere<br />
öffentliche Forschungsinstitutionen wie die<br />
deutsche Fraunhofer-Gesellschaft (FhG) sind<br />
dabei. Das Konsortium stellt 800 Millionen<br />
Euro bereit, Europa fördert das Vorhaben in<br />
derselben Höhe. Ähnliche Kooperationen dienen<br />
innovativen Arzneimitteln, der Telekommunikation<br />
und der Nanoelektronik. Dabei<br />
ist Public Private Partnership ein neuartiges<br />
Förderinstrument auf EU-Ebene.<br />
„Clean Sky wird von der Industrie angetrieben“,<br />
erläutert Ursula Eul von der FhG, „sowohl<br />
in der Entstehung der Initiative wie in<br />
ihrer Zielsetzung und nicht zuletzt durch den<br />
Finanzbeitrag der Unternehmen.“ Es gehe<br />
also nicht um Grundlagenforschung, so Eul,<br />
sondern darum, laufende technologische Entwicklungen<br />
zur Anwendungsreife zu bringen.<br />
Dabei sei die Zahl von 86 Partnern für modernes<br />
Projektmanagement kein Maximum. Vielmehr<br />
sind weitere, möglichst finanzkräftige<br />
Teilnehmer erwünscht.<br />
Die Gemeinschaftsinitiative „Clean Sky“<br />
gliedert sich in sechs thematische Untereinheiten<br />
etwa zum umweltfreundlichen Motor<br />
oder neuen, wiederverwertbaren Werkstoffen.<br />
Jeder Themenbereich hat sein eigenes Leitgremium,<br />
das für die Ausschreibung der<br />
Forschungsprojekte und die Vergabe an Bewerber<br />
verantwortlich ist. Dabei bekommen<br />
Firmen aus dem Gemeinschaftstopf höchstens<br />
die Hälfte der nötigen Projektmittel. Universitäten<br />
und andere öffentliche Forschungseinrichtungen<br />
(wie die FhG) können bis zu 75<br />
Prozent erhalten. Sie werden also von Unternehmen<br />
subventioniert.<br />
Patentrechte sind noch unklar<br />
Dennoch stößt das neue Förderinstrument<br />
der Joint Technology Initiatives außerhalb der<br />
Industrie auf Bedenken. Wilfried Kraus von<br />
der Ständigen Vertretung Deutschlands bei<br />
der EU befürchtet einen Dschungel von Regelungen,<br />
den einzelne Universitäten anders<br />
als Großunternehmen gar nicht überblicken<br />
können. Außerdem gebe es Sonderregelungen<br />
in Fragen der Urheber- und Patentrechte, die<br />
alle öffentlichen Forschungsträger schlechter<br />
stellen als sonst im Rahmenprogramm üblich.<br />
Adam Wolisz, Professor für Telekommunikation<br />
an der TU Berlin, weist auf eine andere<br />
grundlegende Gefahr von Partnerkonflikten<br />
hin: „Offen gesagt: Spannungen zwischen der<br />
langfristig angelegten Universitätsforschung<br />
und der von Marktbedürfnissen geprägten<br />
Industrie wird es immer geben.“ Allerdings:<br />
Die Industrie steuert zu den bislang vier Joint<br />
Initiatives insgesamt dreimal soviel Geld bei<br />
wie die EU-Kommission aus Steuergeldern.<br />
Vielleicht ist das ein Trost für die Hochschulforschung.<br />
Hermann Horstkotte<br />
Infos: www.cleansky.eu<br />
<strong>DAAD</strong> <strong>Letter</strong> 2/08