HANS WERNER HENZE - Schott Music
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Die Bühne ist in drei Spielflächen aufgeteilt<br />
(Bühne I-III), denen die drei Orchestergruppen<br />
zugeordnet sind. Die 11 Szenen der in<br />
einem imaginären Imperium angesiedelten Handlung<br />
spielen auf allen drei Ebenen. Die möglichen Doppelbesetzungen<br />
im Ensemble sind in der Partitur genau<br />
bezeichnet; das Schlagzeug wird vom „Trommler“ beziehungsweise<br />
vom „Wahnsinnigen 10“ gespielt und<br />
ist Bestandteil des Bühnenaufbaus.<br />
Neben ihrer Funktion, die Handlungsstränge zu strukturieren,<br />
haben die drei Bühnen eine zusätzliche musikdramaturgische<br />
Bedeutungsebene: Bühne I bezeichnet<br />
Henze als Reflexionsebene, als Ort echter und falscher<br />
Anteilnahme, dem ein eher intimes Instrumentarium<br />
zugeordnet ist. Bühne II ist die eigentliche Handlungsebene<br />
und bildet klanglich mit den Instrumenten eines<br />
Symphonieorchesters eine neutral-nüchterne Atmosphäre.<br />
Bühne III ist der Ort der gesellschaftlichen Ereignisse<br />
und der Gewalt in jeder öffentlichen und formellen<br />
Art; das Instrumentarium dieser Ebene ist von<br />
Henze auf ein hartes Klangbild hin konzipiert.<br />
1. Im Hauptquartier – Wachstube, Zelt des Generals,<br />
Kantine<br />
Ein Aufstand gegen das Imperium ist niedergeschlagen<br />
worden. Der General berichtet dem Kaiser von<br />
dem Triumph, die 20.000 Toten und Verwundeten interessieren<br />
ihn nicht. Er rät, in der eroberten Provinz<br />
einen strengen Gouverneur einzusetzen. Soldaten<br />
verhöhnen einen der ihren, der kampfmüde ist. Vier<br />
Soldaten bilden ein Sonderkommando.<br />
2. Kriegsgericht – Zelt des Generals<br />
Das Sonderkommando führt einen Deserteur vor das<br />
Kriegsgericht; unter Schock stehend kann dieser nicht<br />
erklären, warum er desertierte. Er wird zum Tod verurteilt<br />
und abgeführt.<br />
3. Wachstube – Gesellschaftsräume, Zelt des Generals<br />
Während der Deserteur den Bewachern seine Beweggründe<br />
zu erklären versucht, feiert die Gesellschaft<br />
den Sieg mit einem Empfang für den General.<br />
Der Arzt nimmt ihn zur Seite und eröffnet ihm, dass<br />
Spätfolgen einer alten Verwundung unwiderruflich zu<br />
seiner Erblindung führen werden.<br />
4. Schlachtfeld – Wachstube, Exerzierplatz<br />
Diese Nachricht öffnet dem General die Augen; auf<br />
dem Schlachtfeld angesichts zahlloser toter und verwundeter<br />
Soldaten erkennt er das Grauen, das er und<br />
seine Truppen angerichtet haben. Eine alte und eine<br />
junge Frau durchsuchen die Toten; die junge Frau be-<br />
richtet dem General von den Schrecken des Krieges;<br />
sie meint, in einem der Toten ihren Mann zu erkennen,<br />
der jedoch in diesem Moment als Deserteur zur<br />
Hinrichtung geführt wird. Eine Militärkapelle kündigt<br />
den neuen Gouverneur an.<br />
5. Der Gouverneur – Eine Ehrentribüne<br />
Während der Militärparade stellt der Gouverneur fest,<br />
dass der General, gequält von dem zuvor Gesehenen,<br />
sich abwendet und die Parade verlässt.<br />
6. Das Schlachtfeld<br />
Man folgt ihm auf das Schlachtfeld; dort hat der General<br />
die junge Frau wieder getroffen und rät ihr, ihr<br />
Kind der älteren Frau anzuvertrauen. Der Gouverneur<br />
befiehlt, die junge Frau wegen Plünderei zu erschießen.<br />
Der für sie um Gnade bittende General wird verhaftet<br />
und ins Irrenhaus gebracht.<br />
7. Der Fluss<br />
Die alte Frau versucht, mit dem Kind den Fluss zu<br />
überqueren. Der General, der gerade an der Stelle<br />
vorbeigeführt wird, muss hilflos erleben, wie Soldaten<br />
die Frau und das Kind erschießen.<br />
8. Garten der Irrenanstalt<br />
Der General sitzt inmitten Wahnsinniger, die Grauenvolles<br />
aus Legenden und aus historischen Ereignissen<br />
erzählen; sie bauen an einem imaginären Boot, das<br />
sie über den imaginären Fluss in die Freiheit führen<br />
soll. Soldat 2 gelangt in Zivilkleidern durch eine List in<br />
die Anstalt; er bittet den General, eine Revolte gegen<br />
den Kaiser anzuführen. Er muss jedoch ebenso unverrichteter<br />
Dinge weggehen wie der Gouverneur, der<br />
die Grüße des Kaisers und dessen Bitte überbringt,<br />
der General möge ihn im nun ausgebrochenen Bürgerkrieg<br />
unterstützen. Der General protestiert gegen<br />
weiteres Töten.<br />
9. Die Ermordung – Regierungszimmer, Torweg außerhalb<br />
des Sitzungszimmers, Zimmer in den Slums<br />
Der Gouverneur berichtet den Ministern von seinem<br />
erfolglosen Besuch beim General. Als er das Sitzungszimmer<br />
verlässt, erschießt ihn Soldat 2, der im Torweg<br />
auf ihn gewartet hat. Dann läuft er nach Hause, wo<br />
seine Frau voll Angst ist.<br />
10. Der Hof<br />
Picknick am Flussufer. Der Kaiser hat erfahren, dass<br />
der Gouverneur von Soldat 2 erschossen wurde, der<br />
zuvor den General besucht hatte. Er beschließt, den<br />
General blenden zu lassen.