HANS WERNER HENZE - Schott Music
HANS WERNER HENZE - Schott Music
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I. Die Frösche wünschen sich einen König. Sie missverstehen<br />
die Warnung Jupiters vor diesem dummen<br />
Wunsch, darauf schickt er ihnen einen Kranich, der<br />
sie frisst.<br />
II. Früher konnten die Krähen wunderschön singen.<br />
Doch als sie versuchten, das modische Gewiehere von<br />
Pferden nachzuahmen, verlieren sie diese Fähigkeit.<br />
III. Eine Schiffsgesellschaft gerät in einen Seesturm<br />
und fleht zu den Göttern um Hilfe. Nach dem schadlos<br />
überstandenen Seegang lachen sie in der wiedergewonnenen<br />
Lebensfreude alle Autoritäten aus und<br />
feiern ein ausgelassenes Fest.<br />
(zitiert aus: Einführungstext der Musikfibel zum 8. Jugendmusikfest<br />
Deutschlandsberg 1991)<br />
Der Titel dieser Komposition stellt das Werk in eine<br />
bis ins Mittelalter zurückreichende Traditionslinie:<br />
„Moralitäten“ waren im 15. und 16. Jahrhundert allegorische<br />
Spiele lehrhaften und moralischen Inhalts,<br />
mit denen dem Bürgertum die Kardinaltugenden und<br />
-laster vorgeführt wurden. Henze und sein Librettist<br />
Auden bedienten sich Aesop’scher Fabeln, die sie auf<br />
heutige gesellschaftliche Situationen hin pointierten.<br />
“ “<br />
Dies sind drei Lehrstücke oder Schulopern,<br />
komponiert Anfang 1967 für das Musikfest<br />
in Cincinnati, wo sie im Mai 1968 uraufgeführt<br />
wurden. Ich stelle mir vor, dass sie in Musikschulen,<br />
Opernstudios und Colleges aufgeführt werden<br />
können, konzertant oder szenisch. Bei szenischen<br />
Lösungen bleibt es ganz und gar den Ausführenden<br />
überlassen, ihren Stil sich zu erfinden. Auch hier<br />
sollte der Spaß die Hauptrolle spielen.<br />
Das erste Lehrstück handelt von der Schwierigkeit,<br />
die Vorzüge anarchistischer Lebensweise zu erkennen,<br />
das zweite vom Modernismus und das dritte<br />
vom schnellen Vergessen einer Gesellschaft, die<br />
glaubt, noch einmal davongekommen zu sein. Jedes<br />
der drei Operchen ist in Nummern aufgeteilt,<br />
es sind Kurzformen, kleine Arien, Rezitative, Chorensembles.<br />
I The frogs wish to have a king. They misunderstand<br />
Jupiter’s warning against such a stupid request, upon<br />
which he sends them a crane to gobble them up.<br />
II Previously the crows were able to sing beautifully.<br />
But, as they tried to imitate the fashionable whinnying<br />
of horses, they lose this facility.<br />
III A shipping company runs into a storm at sea and<br />
prays to the gods for help. After surviving a sea-crossing<br />
unharmed, in their rediscovered joie-de-vivre they<br />
mock all authority and have a wild party.<br />
(quoted from: introductory text to the <strong>Music</strong> Primer<br />
for the 8th Youth Festival of <strong>Music</strong>, Deutschlandsberg<br />
1991)<br />
The title of this composition places the work in a tradition<br />
reaching back to the middle ages. In the 15th<br />
and 16th centuries, “Morality Plays” were allegorical<br />
plays with a didactic and moral content demonstrating<br />
to the citizenry the cardinal virtues and obligations.<br />
Henze and his librettist Auden made use of Aesop’s<br />
fables, to which they give an emphasis relevant<br />
to contemporary social situations.<br />
These are three teaching pieces or school operas,<br />
composed in early 1967 for the <strong>Music</strong><br />
Festival in Cincinnati, where they received their first<br />
performance in May 1968. I can imagine that they<br />
will be capable of performance in music schools,<br />
opera studios and colleges, staged or in concert. As<br />
far as stage production is concerned, it is left entirely<br />
to the performers to find their own style. Here,<br />
too, fun should play a principal role.<br />
The first piece deals with the difficulty of recognising<br />
the advantages of an anarchic way of life,<br />
the second with modernism and the third, with the<br />
short memory of a society that thinks it can get<br />
away with it again. Each of the three little operas<br />
is divided into numbers – short forms, little arias,<br />
recitatives, choral ensembles.<br />
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