Fulda Informiert - Nr. 57 - in Fulda
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F • U • L • D • A I• N • F • O • R • M • I • E • R • T<br />
Fasz<strong>in</strong>iert von der heiteren Gelassenheit<br />
OB, Bürgermeister und Stadtbaurät<strong>in</strong> auf dem 30. Evangelischen Kirchentag<br />
<strong>in</strong> Hannover / Besuch bei Generalsekretär<strong>in</strong> von Kirchbach<br />
<strong>Fulda</strong>s OB hielt, was er beim Empfang der<br />
Stadt zum 55-jährigen Bestehen des Deutschen<br />
Evangelischen Kirchentags versprochen<br />
hatte. Geme<strong>in</strong>sam mit Bürgermeister<br />
Dr. Wolfgang Dippel und Stadtbaurät<strong>in</strong><br />
Cornelia Zuschke sowie se<strong>in</strong>em Persönlichen<br />
Referenten Michael Schwab besuchte<br />
Gerhard Möller den Jubiläumskirchentag <strong>in</strong><br />
Hannover. E<strong>in</strong>hellige Me<strong>in</strong>ung der gemischt<br />
konfessionellen Delegation aus <strong>Fulda</strong>: „Bee<strong>in</strong>druckend<br />
war die heitere Gelassenheit<br />
des 0. Kirchentags“. Die „kurze Stippvisite“,<br />
wie OB Möller formulierte, nutzten die Dezernenten,<br />
um Friederike von Kirchbach zu<br />
besuchen. Die bisherige Generalsekretär<strong>in</strong><br />
des Deutschen Evangelischen Kirchentags<br />
(DEKT) wird schon am 17. Juni <strong>in</strong> ihr neues<br />
Amt als Pröpst<strong>in</strong> der Evangelischen Kirche<br />
Berl<strong>in</strong>-Brandenburgschlesische Oberlausitz<br />
(EKBO) e<strong>in</strong>geführt. „Für mich wird es e<strong>in</strong><br />
rascher Abschied se<strong>in</strong>, aber ich habe mich<br />
<strong>in</strong> <strong>Fulda</strong> sehr wohlgefühlt. Vor allem der<br />
Von zerstörten Hoffnungen<br />
Auf historischer Spurensuche mit dem<br />
Ostexperten Professor Wolfgang Leonhard<br />
Er ist Zeitzeuge, Betroffener, Mahner, vor<br />
allem aber e<strong>in</strong> vorzüglicher, begeisternder<br />
Erzähler: Professor Wolfgang Leonhard. Auf<br />
e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>samen Veranstaltung der <strong>Fulda</strong>er<br />
Sektion für Wehr- und Sicherheitspolitik<br />
(GfW), der Gesellschaft Katholischer Publizisten<br />
(GKP) sowie des Verbands der Reservisten,<br />
Kreisgruppe <strong>Fulda</strong>, schilderte der<br />
<strong>in</strong> Wien geborene Historiker vor dem H<strong>in</strong>tergrund<br />
des 60. Jahrestags des Kriegsendes<br />
sehr persönlich und bewegend se<strong>in</strong>e Erlebnisse<br />
im Moskau der Sieger und im brennenden<br />
Berl<strong>in</strong> vom Mai 19 5 bis zu se<strong>in</strong>er<br />
endgültigen Abkehr vom Kommunismus und<br />
se<strong>in</strong>er Flucht <strong>in</strong>s Jugoslawien Titos 19 9.<br />
Fazit Leonhards am Ende se<strong>in</strong>es unter dem<br />
Titel „Von Moskau zurück <strong>in</strong> die Heimat<br />
– Wolfgang Leonhard und die Gruppe Ulbricht“<br />
stehenden Vortrags: „60 Jahre später<br />
b<strong>in</strong> ich froh, diesen entscheidenden Schritt,<br />
die Flucht, getan zu haben.“ Doch bis dah<strong>in</strong><br />
war es nach Worten des heute 8 jährigen e<strong>in</strong><br />
Kontakt zur Verwaltung war außerordentlich<br />
gut“, sagte von Kirchbach<br />
<strong>in</strong> lockerer Gesprächsrunde im Turmrestaurant<br />
auf dem Hannoveraner<br />
Messegelände. Künftig wird die DEKT-<br />
Generalsekretär<strong>in</strong> dem Ratsvorsitzenden<br />
der Evangelischen Kirche<br />
von Deutschland, Bischof Wolfgang<br />
Huber, zur Seite stehen und die theologische<br />
Leitung des Konsistoriums<br />
übernehmen. Huber brauche <strong>in</strong> der<br />
Landeskirche der EKBO e<strong>in</strong>en ständigen<br />
Stellvertreter, erläuterte von<br />
Kirchbach. Äußerst zufrieden zeigte<br />
sich die künftige Pröpst<strong>in</strong> über den<br />
bisherigen Verlauf des Kirchentags <strong>in</strong> Hannover.<br />
105.000 verkaufte Dauerkarten und<br />
täglich rund 17.000 weitere Besucher seien<br />
e<strong>in</strong> gutes Ergebnis.<br />
Möller, Dippel und Zuschke verfolgten bei<br />
ihrem Rundgang über den Kirchentag u. a.<br />
„langer Weg“ mit vielen wellenförmigen Auf<br />
und Abs. Die Deportation der Mutter, die eigene<br />
Verbannung <strong>in</strong>s kasachische Karaganda,<br />
ja sogar der Hitler-Stal<strong>in</strong> Pakt blieb für Leonhard<br />
ohne <strong>in</strong>nere und äußere Konsequenz<br />
se<strong>in</strong>es Handelns. Der alles entscheidende<br />
Bruch mit dem System kam für ihn erst sehr<br />
viel später. Zunächst schwebte der junge<br />
Kommunist gespannt und erwartungsvoll <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er amerikanischen DC geme<strong>in</strong>sam mit<br />
Walter Ulbricht, dem späteren DDR Regierungschef,<br />
am 0. April 19 5, „demselben<br />
Tag, an dem im Führerbunker das deutsche<br />
Reich zu Ende war“ auf deutschem Boden<br />
e<strong>in</strong>. Leonhard erlebte das brennende Berl<strong>in</strong>,<br />
den Zusammenbruch, aber auch <strong>in</strong> den<br />
folgenden Tagen und Monaten den schrittweisen<br />
systematischen politischen Wiederaufbau<br />
und die gezielte Unterwanderung <strong>in</strong><br />
der ehemaligen Reichshauptstadt durch die<br />
von den Sowjets gestütze Gruppe Ulbricht.<br />
„Ich hatte die Hoffnung, dass es <strong>in</strong> der Sowjetzone<br />
das gleiche wie <strong>in</strong> Russland nicht<br />
Der hauptamtliche Magistrat beim Rundgang über das<br />
Kirchentagsgelände mit Friederike von Kirchbach.<br />
Diskussionsrunden mit Fernsehpfarrer Jürgen<br />
Fliege und dem Theologen He<strong>in</strong>z Zahrnt<br />
mit. Bee<strong>in</strong>druckt waren die Magistratsmitglieder<br />
hier wie auch an verschiedenen anderen<br />
Stellen von der Tiefe, dem Ernst und der Intensität<br />
der Vortrags- und Diskussionsveranstaltungen.<br />
mb<br />
Professor Wolfgang Leonhard ist e<strong>in</strong> glänzender<br />
Erzähler.<br />
mehr geben würde“, sagt Leonhard leise und<br />
nachdenklich. Doch ab 19 7 sieht er „Monat<br />
für Monat e<strong>in</strong>e Hoffnung nach der anderen<br />
zerstört“. E<strong>in</strong> stal<strong>in</strong>istisches System entstand<br />
auf deutschem Boden. Doch ab März 19 9<br />
ohne Wolfgang Leonhard, der als Protagonist<br />
zusammen mit deutschen Exilanten<br />
von Moskau aus <strong>in</strong> die alte Heimat zurückgeschickt<br />
worden war. Unter Lebensgefahr<br />
floh Leonhard von Ost-Berl<strong>in</strong> nach Belgrad<br />
und besiegelte endgültig den Bruch mit dem<br />
alten Sowjet-System, um im Jugoslawien Titos<br />
e<strong>in</strong>en „anderen Weg zum Sozialismus zu<br />
f<strong>in</strong>den.“ mb<br />
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