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The Red Bulletin September 2014 - DE

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NEW BEAT FUND<br />

Punks von morgen<br />

Die junge US-Band hat ein neues Musikgenre kreiert: G-Punk. Wie es klingt?<br />

Laut, leichtfüßig – und vielseitiger als so mancher Plattenladen.<br />

Interview: Florian Obkircher, Bild: Dustin Downing<br />

Die Songs von New Beat Fund sind<br />

Chamäleons. Kaum glaubst du, sie erkannt<br />

zu haben, wechseln sie einfach<br />

die Farbe. Gutes Anschauungsbeispiel:<br />

die aktuelle Single „Peachez“. Das Stück<br />

startet mit einer federnden Funk-Basslinie.<br />

Dann kommt der fette Hip-Hop-Beat.<br />

Und plötzlich biegt der Song mit einem<br />

brüllend verzerrten Gitarrensolo Richtung<br />

Punkrock ab. Um mit außerirdischen<br />

Synthesizer-Sounds in einer Psychedelic-<br />

Orgie zu enden. Als hätten Green Day,<br />

Dr. Dre und Beck gemeinsam einen Song<br />

aufgenommen.<br />

Ihrem erfrischend überbordenden Stilmix<br />

haben New Beat Fund den Namen<br />

G‐Punk gegeben. Wie G-Punk klingt, lässt<br />

sich auf dem im Oktober bei <strong>Red</strong> Bull<br />

Records erscheinenden Debütalbum an<br />

einer ganzen Reihe von Beispielen nachhören.<br />

Was G-Punk soll, hat die Band<br />

bereits definiert: die Welt erobern. Auch<br />

wenn der Weg nach oben ein steiniger ist.<br />

the red bulletin: Wie kommt man auf<br />

die Idee G-Punk?<br />

jeff laliberte: Das kommt von der<br />

Musik, mit der wir aufwuchsen. Da war<br />

Westküsten-Rap – auch G-Funk genannt –<br />

und Punk. Wir hörten Snoop Dogg genau<br />

wie Green Day und Rancid.<br />

michael johnson: … und Reggae. Und<br />

Psychedelic Rock, den unsere Eltern<br />

hörten. Unsere Musik ist eine Mischung<br />

aus all diesen Einflüssen.<br />

Als Missionare des G-Punk seid ihr ständig<br />

auf Achse. In den letzten 26 Tagen<br />

habt ihr 20 Konzerte gespielt. In den<br />

nächsten zwei Wochen kommen elf<br />

dazu. Und euer Fleiß scheint sich auszuzahlen.<br />

Letztes Jahr wart ihr Vorband<br />

von Blink-182. Wie war’s?<br />

laliberte: Das erste Konzert war in New<br />

Jersey. Eine Riesenhalle, ausverkauft. Ich<br />

machte mir fast in die Hose. Wir gingen<br />

raus – und wurden prompt ausgebuht.<br />

Die hatten keinen Bock auf eine Vorband.<br />

johnson: Niemand kannte uns, niemand<br />

wollte uns sehen. Aber ab der Hälfte des<br />

Konzerts hatten wir das Publikum auf<br />

unserer Seite. Wenn du mit einer großen<br />

Band auf Tour bist, brauchst du eine dicke<br />

Haut. Und genug Kraft, um aus Gegnern<br />

in einer Stunde Fans zu machen.<br />

Wie reagiert man auf Buhrufe, wenn<br />

man auf der Bühne steht?<br />

„Wenn du dich<br />

wehrst, gewinnst du<br />

den Respekt des<br />

Publikums. Gerade<br />

bei Punk-Konzerten.“<br />

shelby archer: Wir schimpfen zurück.<br />

laliberte: Es ist seltsam: Wenn du dich<br />

wehrst, gewinnst du den Respekt des<br />

Publikums. Gerade bei Punk-Konzerten.<br />

Wie entgeht man auf Tour Lagerkoller?<br />

laliberte: Das ist einfach. Jeden Tag gibt<br />

es eine neue Stadt, neue Menschen und<br />

neue Erfahrungen. Das hält dich frisch.<br />

johnson: Wenn etwa der Tourbus in der<br />

verschneiten Einöde von Iowa kaputtgeht<br />

und du versuchst, trotzdem rechtzeitig<br />

beim nächsten Konzert zu sein. Solche<br />

Erlebnisse halten die Sache spannend.<br />

Sie schweißen jedenfalls zusammen.<br />

archer: So ist es. Oder als wir in Nebraska<br />

verhaftet wurden.<br />

Weswegen?<br />

archer: Wegen Falschabbiegens. Außerdem<br />

fanden sich gewisse Substanzen in<br />

unserem Besitz. Als Hippie-Jungs aus<br />

Kalifornien waren wir für die dortigen<br />

Polizisten eine leichte Beute.<br />

archer: Wir mussten eine Nacht hinter<br />

Gittern verbringen. Wir waren bekifft und<br />

total paranoid – es war fürchterlich. Aber<br />

im Rückblick eigentlich saukomisch.<br />

Was war der seltsamste Ort, an dem ihr<br />

je aufgetreten seid?<br />

johnson: Vor Jahren wurden wir gefragt,<br />

ob wir am Fest einer lokalen Studentinnenverbindung<br />

spielen wollen. Wir sagten<br />

sofort zu. In unserer Vorstellung klang<br />

das nach einer verrückten Party mit barbusigen<br />

jungen Frauen.<br />

laliberte: Wir hatten damals noch<br />

keinen Plattenvertrag. Deshalb luden wir<br />

interessierte Manager zu dem Konzert ein.<br />

johnson: Als wir mit unseren Instrumenten<br />

dort ankamen, machten wir Augen:<br />

Asiatische Mathematik-Studentinnen<br />

verkauften Kuchen und Kekse. Zwanzig<br />

Leute, nicht mehr! Wir spielten auf der<br />

Veranda vom Verbindungshaus. Die Anlage<br />

war schlecht, und in der Mitte unseres<br />

Konzerts fing es an zu schütten. Wir zogen<br />

den Gig aber durch. Das beeindruckte die<br />

Manager. Die meinten: „Jungs, ihr seid<br />

echt hart im Nehmen.“<br />

Wenn eure neue Platte eine Pizza wäre,<br />

was würdet ihr draufpacken?<br />

laliberte: So viele Zutaten wie möglich!<br />

Bei eurer Stilvielfalt erscheint die Antwort<br />

sinnvoll. Aber ehrlich, ist eine<br />

gute Margherita nicht oft das Beste?<br />

laliberte: Wenn du auf Margherita<br />

stehst, hörst du besser <strong>The</strong> XX. Aber wenn<br />

du eine Pizza willst, die dich ordentlich<br />

satt macht, brauchst du New Beat Fund.<br />

www.newbeatfund.com<br />

48 THE RED BULLETIN

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