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NEW BEAT FUND<br />
Punks von morgen<br />
Die junge US-Band hat ein neues Musikgenre kreiert: G-Punk. Wie es klingt?<br />
Laut, leichtfüßig – und vielseitiger als so mancher Plattenladen.<br />
Interview: Florian Obkircher, Bild: Dustin Downing<br />
Die Songs von New Beat Fund sind<br />
Chamäleons. Kaum glaubst du, sie erkannt<br />
zu haben, wechseln sie einfach<br />
die Farbe. Gutes Anschauungsbeispiel:<br />
die aktuelle Single „Peachez“. Das Stück<br />
startet mit einer federnden Funk-Basslinie.<br />
Dann kommt der fette Hip-Hop-Beat.<br />
Und plötzlich biegt der Song mit einem<br />
brüllend verzerrten Gitarrensolo Richtung<br />
Punkrock ab. Um mit außerirdischen<br />
Synthesizer-Sounds in einer Psychedelic-<br />
Orgie zu enden. Als hätten Green Day,<br />
Dr. Dre und Beck gemeinsam einen Song<br />
aufgenommen.<br />
Ihrem erfrischend überbordenden Stilmix<br />
haben New Beat Fund den Namen<br />
G‐Punk gegeben. Wie G-Punk klingt, lässt<br />
sich auf dem im Oktober bei <strong>Red</strong> Bull<br />
Records erscheinenden Debütalbum an<br />
einer ganzen Reihe von Beispielen nachhören.<br />
Was G-Punk soll, hat die Band<br />
bereits definiert: die Welt erobern. Auch<br />
wenn der Weg nach oben ein steiniger ist.<br />
the red bulletin: Wie kommt man auf<br />
die Idee G-Punk?<br />
jeff laliberte: Das kommt von der<br />
Musik, mit der wir aufwuchsen. Da war<br />
Westküsten-Rap – auch G-Funk genannt –<br />
und Punk. Wir hörten Snoop Dogg genau<br />
wie Green Day und Rancid.<br />
michael johnson: … und Reggae. Und<br />
Psychedelic Rock, den unsere Eltern<br />
hörten. Unsere Musik ist eine Mischung<br />
aus all diesen Einflüssen.<br />
Als Missionare des G-Punk seid ihr ständig<br />
auf Achse. In den letzten 26 Tagen<br />
habt ihr 20 Konzerte gespielt. In den<br />
nächsten zwei Wochen kommen elf<br />
dazu. Und euer Fleiß scheint sich auszuzahlen.<br />
Letztes Jahr wart ihr Vorband<br />
von Blink-182. Wie war’s?<br />
laliberte: Das erste Konzert war in New<br />
Jersey. Eine Riesenhalle, ausverkauft. Ich<br />
machte mir fast in die Hose. Wir gingen<br />
raus – und wurden prompt ausgebuht.<br />
Die hatten keinen Bock auf eine Vorband.<br />
johnson: Niemand kannte uns, niemand<br />
wollte uns sehen. Aber ab der Hälfte des<br />
Konzerts hatten wir das Publikum auf<br />
unserer Seite. Wenn du mit einer großen<br />
Band auf Tour bist, brauchst du eine dicke<br />
Haut. Und genug Kraft, um aus Gegnern<br />
in einer Stunde Fans zu machen.<br />
Wie reagiert man auf Buhrufe, wenn<br />
man auf der Bühne steht?<br />
„Wenn du dich<br />
wehrst, gewinnst du<br />
den Respekt des<br />
Publikums. Gerade<br />
bei Punk-Konzerten.“<br />
shelby archer: Wir schimpfen zurück.<br />
laliberte: Es ist seltsam: Wenn du dich<br />
wehrst, gewinnst du den Respekt des<br />
Publikums. Gerade bei Punk-Konzerten.<br />
Wie entgeht man auf Tour Lagerkoller?<br />
laliberte: Das ist einfach. Jeden Tag gibt<br />
es eine neue Stadt, neue Menschen und<br />
neue Erfahrungen. Das hält dich frisch.<br />
johnson: Wenn etwa der Tourbus in der<br />
verschneiten Einöde von Iowa kaputtgeht<br />
und du versuchst, trotzdem rechtzeitig<br />
beim nächsten Konzert zu sein. Solche<br />
Erlebnisse halten die Sache spannend.<br />
Sie schweißen jedenfalls zusammen.<br />
archer: So ist es. Oder als wir in Nebraska<br />
verhaftet wurden.<br />
Weswegen?<br />
archer: Wegen Falschabbiegens. Außerdem<br />
fanden sich gewisse Substanzen in<br />
unserem Besitz. Als Hippie-Jungs aus<br />
Kalifornien waren wir für die dortigen<br />
Polizisten eine leichte Beute.<br />
archer: Wir mussten eine Nacht hinter<br />
Gittern verbringen. Wir waren bekifft und<br />
total paranoid – es war fürchterlich. Aber<br />
im Rückblick eigentlich saukomisch.<br />
Was war der seltsamste Ort, an dem ihr<br />
je aufgetreten seid?<br />
johnson: Vor Jahren wurden wir gefragt,<br />
ob wir am Fest einer lokalen Studentinnenverbindung<br />
spielen wollen. Wir sagten<br />
sofort zu. In unserer Vorstellung klang<br />
das nach einer verrückten Party mit barbusigen<br />
jungen Frauen.<br />
laliberte: Wir hatten damals noch<br />
keinen Plattenvertrag. Deshalb luden wir<br />
interessierte Manager zu dem Konzert ein.<br />
johnson: Als wir mit unseren Instrumenten<br />
dort ankamen, machten wir Augen:<br />
Asiatische Mathematik-Studentinnen<br />
verkauften Kuchen und Kekse. Zwanzig<br />
Leute, nicht mehr! Wir spielten auf der<br />
Veranda vom Verbindungshaus. Die Anlage<br />
war schlecht, und in der Mitte unseres<br />
Konzerts fing es an zu schütten. Wir zogen<br />
den Gig aber durch. Das beeindruckte die<br />
Manager. Die meinten: „Jungs, ihr seid<br />
echt hart im Nehmen.“<br />
Wenn eure neue Platte eine Pizza wäre,<br />
was würdet ihr draufpacken?<br />
laliberte: So viele Zutaten wie möglich!<br />
Bei eurer Stilvielfalt erscheint die Antwort<br />
sinnvoll. Aber ehrlich, ist eine<br />
gute Margherita nicht oft das Beste?<br />
laliberte: Wenn du auf Margherita<br />
stehst, hörst du besser <strong>The</strong> XX. Aber wenn<br />
du eine Pizza willst, die dich ordentlich<br />
satt macht, brauchst du New Beat Fund.<br />
www.newbeatfund.com<br />
48 THE RED BULLETIN