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m Strand von Arpoador, einer kleinen<br />
Halbinsel zwischen Ipanema und Copacabana<br />
in Rio de Janeiro, liegt Nicole Pacelli<br />
auf ihrem Surfbrett und posiert im Bikini<br />
für das <strong>Red</strong> <strong>Bulletin</strong>-Fotoshooting. Ein<br />
Junge auf einem Fahrrad stoppt auf der<br />
angrenzenden Ufer promenade, reckt seinen<br />
Kopf über die Betonmauer, die den<br />
Weg vom Strand trennt, und stößt einen<br />
ziemlich eindeutigen Pfiff aus.<br />
„Das nenn ich mal eine Meerjungfrau“,<br />
sagt er gerade laut genug, dass jeder es<br />
hören kann.<br />
Pacelli bleibt ganz ruhig in Pose liegen,<br />
nur ihre rechte Hand hebt sich langsam,<br />
mit ausgestrecktem Mittelfinger.<br />
Letztes Jahr, da war sie gerade 22<br />
Jahre alt, krönte sich Nicole Pacelli zur<br />
Siegerin der ersten Women’s Stand-Up<br />
World Tour in der Kategorie „Wave“, in<br />
der die Paddleboard-Surfer auf ihren<br />
Brettern nicht einfach nur Entfernungen<br />
zurücklegen, sondern auch richtig Wellen<br />
reiten. Auch in diesem Jahr zählt sie zu<br />
den Favoritinnen auf den Titel.<br />
Aber die Brasilianerin ist mehr als nur<br />
eine Pionierin ihres Sports.<br />
the red bulletin: Sie kommen aus<br />
einer Surf-Familie. Ihr Vater war Surf-<br />
Profi, Ihre Mutter Bodyboarderin.<br />
Schwer vorstellbar, dass Sie als Kind<br />
irgendetwas anderes kennenlernten als<br />
Surfen …<br />
nicole pacelli: Ich bin in einer Welt<br />
voller Boards aufgewachsen, ja. Klar, dass<br />
da die Leidenschaft fürs Surfen ganz von<br />
selbst kam. Und meine Eltern haben mich<br />
auch immer unterstützt. Aber sie legten<br />
zugleich großen Wert auf meine Ausbildung<br />
… nun ja, mein Vater vielleicht<br />
nicht ganz so wie meine Mutter. Wenn<br />
gerade die richtige Welle reinrollte, kam<br />
es schon vor, dass er meinte: „Surf ruhig<br />
weiter, vergiss heute die Schule!“ (Lacht.)<br />
Meine Mutter machte das verrückt.<br />
Haben Ihre Eltern Sie auch gepusht?<br />
Kennt man ja von vielen erfolgreichen<br />
Sportlerkarrieren …<br />
Nein, gar nicht. Das lief alles eher nebenbei<br />
ab, es ging uns allen um den Spaß.<br />
Erst als ich mit siebzehn von meinem Austauschjahr<br />
in Neuseeland zurück nach<br />
Hause kam, fing ich an, mehr und mehr<br />
zu surfen. Ich war ja damals noch nie auf<br />
einem richtigen Surf-Trip gewesen, hatte<br />
also keine Ahnung, auf welchem Level<br />
andere Mädchen anderswo surften und<br />
ob ich gut war oder nicht. Ich wusste nur,<br />
dass ich nichts lieber tat als surfen.<br />
Sie begannen mit normalem Surfen,<br />
nicht mit Stand-Up-Paddleboarding.<br />
Wie kam’s zu dem Wechsel?<br />
Durch meinen Vater. Er brachte vor<br />
etwa fünf Jahren ein Board für Rettungsschwimmer<br />
aus Kalifornien mit, in riesigen<br />
Lettern stand RESCUE drauf. Es war kein<br />
typisches Stand-Up-Board, aber weil es so<br />
groß war, begann ich es mit einem alten<br />
Paddel meines Vaters als Stand-Up-Board<br />
zu verwenden. Ich ritt damit ein paar<br />
60 THE RED BULLETIN