REPORT Obwohl dicht an dicht aufgehängt, sind alle Nistkästen besetzt. Vogelschützer sind begeistert, wie die Tiere jedes Stück Lebensraum nutzen Steinwälle und Baumreste auf dem Hofgelände – sie dienen als Refugium für Kleintiere und als Erosionsschutz Der Allgäuer Armin Günter betreibt den Musterhof, betreut zudem die Besucher Auch Pferde genießen das Leben auf dem von Claus Hipp gegründeten Hof Fotos: Kurt Fuchs für KiNDER Auch die sehr seltene Hühnerrasse Appenzeller Spitzhauben hat in Ehrensberg eine neue Heimat gefunden 10 www.wireltern.de
Rinderrasse durch Engagement und Ideenreichtum gerettet werden. Dies tut es zusammen mit vielen Gleichgesinn ten wie dem Produzentenverbund „Bioland“ und seit vielen Jahren mit wissenschaftlicher Unterstützung: Umweltplaner von der Leibniz Universität Hannover und der TU München sowie dem Landesbund für Vogelschutz (LBV). Natürlich hat auch der Reporter schnell das Argument zur Hand, dass es für eine erfolgreiche Firma wie Hipp wahrlich kein Problem sein dürfte, so „Es ist immer besser, irgendetwas zu tun als gar nichts“ Beispielhaft vorleben, um zu zeigen, dass auch der kleinste Beitrag der Natur hilft – das ist das Motto der Aktivitäten auf dem Hof, den Claus Hipp 1956 als Biohof angelegt hat. So hängt dort ein „Insektenhotel“, ein großer Kasten gefüllt mit Holzresten, getrocknetem Schilf und Getreide, Ziegeln und Bausteinen (hier gezeigt von Stefan Hipp). In den vielen Spalten, Löchern und Zwischenräumen siedeln sich in kürzester Zeit Eidechsen, Insekten, Würmer und z. B. Wildbienen an. Refugium für den natürlichen Kreislauf So ein Insektenhotel kann überall aufgestellt werden. Es gibt weniges zu bedenken – z. B. nur, dass rot gefärbte Teile eingebaut sind. Das zieht Insekten an. Im Internet finden sich viele preisgünstige Angebote – auch zum Selberbauen und Aufstellen auf dem Balkon, der Terrasse oder im Kleingarten. „Die Stadt ist nicht schlechter, um etwas für die Natur zu organisieren“, so Stefan Hipp. Schon die Aussaat von Blumen im Topf, z. B. für Schmetterlinge, sei ein wichtiger Beitrag. ein Projekt zu subventionieren. Aber Betriebsleiter Armin Günter will und muss den Hof eben wie jeder andere Landwirt wirtschaftlich betreiben. Sprich, das muss sich bei aller ökologischer Sicht der Dinge sehr wohl rechnen. So ist die Waldweide nicht nur der „Sonst hat die Natur keine Chance mehr“ ursprüngliche und liebste Lebensraum seit alters her für Kühe, sondern es ist Das kann jeder für die bedrohte Tierwelt tun Nistkästen helfen optimal An den Gebäuden des Hofs bei Pfaffenhofen sind 400 unterschiedliche Nistkästen angebracht. Dadurch haben sich fünf verschiedene Fledermausarten, seltene Schwalben und Stare oder auch der Wildsperling angesiedelt. „Wir haben hier überhaupt keine Fliegen“, sagt Stefan Hipp stolz. Sein Fazit: Mit Nistkästen in der Stadt könnten die Menschen z. B. den Spatz vor dem Aussterben retten. Ansprechpartner für die richtige Handhabung und das sinnvolle Aufhängen sind die Vogelschutzverbände oder der Naturschutzbund NABU. Städte als Ausweichreviere Oft sind die grünen Inseln in urbaner Umgebung Rückzugsgebiete z. B. für Bienen. In vielen Großstädten wird inzwischen ein Honig mit weniger Schadstoffen gewonnen als der aus der Umgegend von Agrarwüsten. Viele Naturschutzorganisationen bieten deshalb auch an, in Gärten und auf Hausdächern Bienenstöcke aufzustellen. Weitere Infos zum Musterhof: www.hipp.de/ehrensberger-hof auch viel günstiger, sie dort zu halten als im beheizten Stall und auf einer nur dafür genutzten Wiese. „Die kommen wirklich nur zum Trinken zum Stall runter“, erläutert Agraringenieur Armin Günter. Das Fleisch der Allgäuer Rinder, die auf dem Hof das ganze Jahr draußen leben (also auch schlafen) und wirklich nur Gras fressen, hat eine besonders hohe Qualität, was sich auch im Preis niveau widerspiegelt. „Viele Kunden wissen eben Biofleisch zu schätzen und bezahlen gern dafür mehr als die üblichen Supermarktpreise“, weiß Armin Günter. Es sei allerdings auch problematisch, wie manche Verbraucher mit ihrem Billig-Anspruch die Angebotsqualität von Lebensmitteln indirekt herabstuften. Zuallererst seien aber natürlich die Bauern diejenigen, die „etwas besser machen können“. Armin Günter will mit seinem Betrieb beispielhaft sein: „Die Natur hat keine Chance mehr, wenn wir ihr nicht jetzt helfen“ – lautet sein Motto, von dem er auch die Zulieferer überzeugt. In fünf Jahren Aufbauarbeit hat er mehrmals die Woche Kinderärzte, Schüler oder Agrarstudenten hier herumgeführt und informiert. Auch weiterhin wird er viele der 8.000 Lieferanten für „Gentechnik hat auf dem Acker nichts zu suchen“ Hipp-Produkte besuchen und beraten: „Viele Bauern haben ja schon Biotope oder seltene Tiere auf ihrem Gelände, sie müssen es nur noch erkennen.“ Stefan Hipp, Gesellschafter des Unternehmens, spannt den Bogen zu den Hipp- Produkten: „Bio funktioniert nur mit ganz natürlichen Mitteln und ohne Grüne Gentechnik. Die Erhöhung der Bodenfruchtbarkeit und der biologischen Vielfalt bei der landwirtschaftlichen Erzeugung ist das Ziel. Denn wir sind als Hersteller von Lebensmitteln, speziell Babynahrung, auf hochwertige Rohstoffe und auf ein intaktes Ökosystem angewiesen.“ Dazu reicht Basis-Bio allein nicht. In der nahe gelegenen Produktion wird jede angelieferte Ware im Labor auf Schadstoffe untersucht. Kein Ökobauer kann garantieren, dass nicht doch Schadstoffe vom Nachbarn „rübergeweht“ wurden. > 11