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Mobile Computing<br />
Sie packen Hunderte von Schmökern<br />
in ihren Speicher und machen dem<br />
Händler um die Ecke Konkurrenz. Fluch<br />
oder Segen? E-Book-Reader im Check.<br />
F<br />
ür Romantiker und Nostalgiker<br />
ist kein Platz mehr in<br />
der digitalen Welt. Auch wenn sich<br />
viele (noch) nicht vorstellen können,<br />
beim Lesen auf das haptische<br />
Erlebnis eines gedruckten Buches<br />
zu verzichten und stattdessen ein<br />
Tablet oder einen E-Book-Reader<br />
in der Hand zu halten, zeigen<br />
Trends in den Vereinigten Staaten<br />
und auch in Großbritannien, wohin<br />
die Reise gehen wird. Das gedruckte<br />
Buch bekommt immer stärkere<br />
Konkurrenz von seinem elektronischen<br />
Pendant.<br />
In den USA sind elektronische<br />
Bücher schon seit einigen Jahren<br />
auf dem Vormarsch – mehr als zehn<br />
Prozent der verkauften Bücher<br />
sind dort mittlerweile digital. In<br />
Deutschland haben Leseratten<br />
2010 rund zwei Millionen E-Books<br />
gekauft. Das ist zwar nur ein halbes<br />
Prozent des gesamten deutschen<br />
Buchmarktes, weniger wird es in<br />
Zukunft aber sicher nicht werden,<br />
im Gegenteil: Bereits 2011 soll<br />
sich der Umsatz verdreifacht haben.<br />
Die Unternehmensberater von<br />
PricewaterhouseCoopers prognostizieren<br />
in ihrer Studie „E-Books in<br />
Deutschland: Der Beginn einer<br />
neuen Gutenberg-Ära?“ 2015 einen<br />
Marktanteil von über sechs<br />
Prozent. Dabei soll der Umsatz allein<br />
im Bereich Belletristik bei<br />
rund 350 Millionen Euro liegen.<br />
124 connect 2/2012<br />
Und auch der „Börsenverein des<br />
Deutschen Buchhandels“ geht in<br />
seiner E-Book-Studie von einem<br />
baldigen Durchbruch elektronischer<br />
Bücher aus.<br />
Reader sind die treibende Kraft<br />
Treibende Kraft bei der Umwälzung<br />
des Buchmarktes sind die<br />
elektronischen Lesegeräte. Lange<br />
Zeit waren E-Book-Reader relativ<br />
teuer, mittlerweile hat sich ihr Preis<br />
bei circa 130 Euro eingependelt.<br />
Was die meisten Reader auszeichnet,<br />
ist ihr spezieller Bildschirm<br />
mit elektronischer Tinte. Die sogenannten<br />
E-Ink-Displays arbeiten<br />
ohne Hintergrundbeleuchtung, sodass<br />
die Augen auch bei längerem<br />
Lesen nicht ermüden. Sie bauen<br />
das Schriftbild mit elektrisch angesteuerten<br />
schwarzen und weißen<br />
Farbpigmenten auf, die nur beim<br />
„umblättern“ Strom verbrauchen;<br />
so bieten Reader eine Akkulaufzeit<br />
von mehreren Wochen. Der Kontrast<br />
auf einem E-Ink-Display<br />
kommt – je nach Reader-Modell –<br />
zudem sehr nah an den von bedrucktem<br />
Papier heran. Und so<br />
stellt sich auch schnell ein ähnliches<br />
Leseerlebnis ein. Was im ersten<br />
Moment vielleicht nicht ganz<br />
klar ist: Da E-Ink<br />
ohne Hinter-<br />
All in<br />
one<br />
grundbeleuchtung<br />
arbeitet, muss<br />
die Umgebung ausreichend<br />
hell sein – genau wie bei<br />
einem gedruckten Buch.<br />
E-Book-Reader wiegen mit rund<br />
200 Gramm deutlich weniger als<br />
die meisten Bücher und haben genug<br />
Speicherplatz für mehrere<br />
Hundert E-Books. Für Pendler,<br />
Studenten und Urlauber sind sie<br />
folglich eine willkommene Alternative<br />
zur schweren Last gedruckter<br />
Lektüre.<br />
Was den E-Book-Markt aktuell<br />
noch ein wenig undurchsichtig<br />
macht, sind die unterschiedlichen<br />
Formate digitaler Bücher; mittlerweile<br />
ist es aber so, dass man quasi<br />
jeden deutschsprachigen E-Book-<br />
Bestseller auch für jeden verfügbaren<br />
Reader bekommt (siehe hierzu<br />
auch Seite 126). Wer glaubt, dass<br />
ein E-Book aufgrund wegfallender<br />
Kosten für Papier, Druck, Bindung,<br />
Lagerung und Versand nur einen<br />
Bruchteil kostet, irrt allerdings.<br />
Immerhin ist ein als Hardcover erhältliches<br />
Buch elektronisch knapp<br />
20 Prozent günstiger, bei Taschenbüchern<br />
spart man rund zehn Prozent.<br />
Zwar müssen die Anbieter in<br />
die Pflege der Metadaten und die<br />
Umwandlung in die diversen E-<br />
Book-Formate zahlen, die Gewinnspanne<br />
dürfte aber dennoch er-<br />
klecklich sein.<br />
Da in Deutschland<br />
die Buchpreisbindung<br />
auch für E-Books<br />
gilt, kosten deutschsprachige Werke<br />
in jedem Shop gleich viel.<br />
Bald nur noch Nischenprodukt?<br />
Und wie geht der Buchhandel mit<br />
der Digitalisierung um? Große<br />
Händler fahren bereits zweigleisig<br />
und haben E-Books und Reader in<br />
ihr Sortiment aufgenommen. Und<br />
mit gut gepflegten Webseiten, auf<br />
denen Kunden Lesetipps bekommen,<br />
sollte auch der Einzelhandel<br />
seine Scheibe vom E-Book-Boom<br />
abschneiden können. Mit der Direktvermarktung<br />
unbekannterer<br />
oder regionaler Autoren sind<br />
auch ganz neue Geschäftsmodelle<br />
denkbar.<br />
Wir meinen: Das Ende des<br />
klassischen Buches bedeutet<br />
der Aufwärtstrend von<br />
E-Books nicht, der Markt<br />
wird sich aber sukzessive<br />
verschieben. Ganz<br />
nach dem Rieplschen<br />
Gesetz, wonach kein<br />
Medium, das sich bewährt<br />
hat, von einem<br />
anderen vollständig verdrängt<br />
wird, dürfte das gedruckte<br />
Buch mittelfristig wohl zu einem<br />
Liebhaberprodukt werden. Wie die<br />
Schallplatte. AthANAssios KAliudis