Mitteilungen 82 April 2012 - Geschichte in Schleswig-Holstein

8 zur Anschaffung von Medikamenten und medizinischem Gerät (die in demtropischen Klima Indiens doch rasch ihre Funktionsfähigkeit einbüßten),zum anderen der Beschaffung von Fachliteratur für die Fortsetzung undVertiefung seiner botanischen Studien. Ein Förderantrag beim Fonden adUsus Publicos erwies sich bei letzterem Anliegen als erfolgreich, und Wallicherhielt eine finanzielle Unterstützung von 200 Reichstalern für denErwerb von Fachliteratur. Als Gegenleistung erbat sich der Fond namensdes botanischen Gartens sowie der Veterinärschule von Kopenhagen diespätere Übersendung von Pflanzen- und Tierpräparaten sowie naturkundlicherInformationen aus Ostindien. Ob Wallich später aber tatsächlich dieerwünschten Skelette von Kamel, Dromedar, Lama, Antilope und Büffelauf den Weg nach Kopenhagen brachte, ist ungewiss.Im März 1807 wurde es ernst. Am 17. jenes Monats erfuhr Wallich,mit welchem Schiff es auf die große Reise gehen sollte. Die „Prindsen afAugustenburg“ lag schon im Hafenbecken bereit, und elf Tage späterbetrat Wallich die Planken, die ihn in den folgenden acht langen Monatenüber Atlantischen und Indischen Ozean nach Tranquebar und schließlichnach Serampore tragen sollten. Neben einer erheblichen Menge spanischerSilbermünzen führte das Schiff Eisen, eine große Zahl an Schiffsankern,Taue, Segeltuch, Flämisches Leinzeug und Bauholz mit sich. Ebenfalls vonbeträchtlichem Wert waren die Lebensmittel, die sich an Bord befanden, vorallem Alkohol: 1.680 Behälter Genever, beinahe 11.000 Flaschen Rotwein,aber auch 1.400 Flaschen Salatöl und 550 Käselaibe. Mehr hatte Dänemarkam Vorabend des Eintritts in die Napoleonischen Kriege offenbar nicht zubieten. Entsprechend wenig begeistert waren die dänischen Kompaniekaufleutein Serampore, als sie bei Ankunft vom Inhalt der Ladung erfuhren:Es befänden sich noch große Bestände an unverkauftem Genever aus vorigenSchiffsladungen vor Ort, wurde lamentiert; für Käse seien so gut wieüberhaupt keine Abnehmer zu finden; und das teure, importierte Salatölsei für kaum mehr abzusetzen als für den Preis gewöhnlichen indischenÖls. Umso erfreuter dürften die am Hugli lebenden Dänen schließlich abergewesen sein, als sie erfuhren, dass der lang erwartete neue Chirurgus mitan Bord war.Als Wallich die Silhouette des kleinen dänischen Handelsplatzes vomWasser aus das erste Mal zu Gesicht bekam, mochte er über die doch sehreuropäisch anmutende klassizistische Häuserzeile an der Uferpromenadeerstaunt gewesen sein. Das Gebäude des später so berühmten SeramporeCollege existierte zu dieser Zeit zwar noch nicht, gleichwohl aber das weitgezogene,direkt am Wasser gelegene Packhaus der Asienkompanie mit demhohen Flaggenmast, das etwas landeinwärts gelegene Gouverneursgebäudesowie die repräsentativen Residenzen der europäischen Kaufleute. Geradeerst zwei Jahre zuvor war das Wahrzeichen des Ortes eingeweiht worden: