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Mitteilungen 82 April 2012 - Geschichte in Schleswig-Holstein

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Hartmann 16<strong>82</strong> <strong>in</strong> dessen Flotte e<strong>in</strong>. Um se<strong>in</strong>e Fähigkeiten als Seeoffizierweiter zu entwickeln, diente er bis 1685 auch bei verbündeten Seemächtenwie Holland und Frankreich.Auf e<strong>in</strong>em französischen Schiff nahm er 1684 am Bombardement derHafenstadt Genua teil. Hierbei lernte er die damalige „Kriegskunst“ zuWasser und zu Land kennen, die ihn <strong>in</strong> dem darauf folgenden Jahrzehnt– bis zu se<strong>in</strong>em frühen Tod – befähigen sollte, im Auftrag des Dogen vonVenedig gegen das Osmanische Reich im östlichen Mittelmeer zu kämpfen.Nach dem Sieg über die Türken bei Wien 1683 war es bereits 1684auf Betreiben des Papstes Innozenz XI. zur Bildung e<strong>in</strong>er „Heiligen Liga“gekommen. E<strong>in</strong> Kriegsziel war die Rückeroberung der Halb<strong>in</strong>sel Peloponnes.M. Hartmann war ab 1685 an diesen Gefechten unter dem Oberbefehlshaberder Flotte, Francesco Moros<strong>in</strong>i (1619 – 1694), beteiligt und wurdenoch im selben Jahr <strong>in</strong> Anerkennung se<strong>in</strong>es mutigen Tatendrangs zumRitter des Ordens von San Marco ernannt.Zwischen se<strong>in</strong>en <strong>in</strong>sgesamt drei Kriegse<strong>in</strong>sätzen <strong>in</strong> der Ägäis schickteihn König Christian V. 1689 als Gouverneur <strong>in</strong> die dänische KolonieTranquebar <strong>in</strong> Süd<strong>in</strong>dien, woh<strong>in</strong> er drei Schiffe befehligte; e<strong>in</strong>e unrühmlicheEpisode <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Leben, da er während der Rückreise e<strong>in</strong>e aufkommendeMeuterei mit e<strong>in</strong>er H<strong>in</strong>richtung ahndete und die Strandungse<strong>in</strong>es Schiffes sowie den Teilverlust der wertvollen Ladung zu verantwortenhatte. In Kopenhagen kam es deshalb1692 nach se<strong>in</strong>er Rückkehr zue<strong>in</strong>em Verfahren, das erst nach se<strong>in</strong>em Tod zu e<strong>in</strong>er Verurteilung führensollte.Während se<strong>in</strong>es letzten E<strong>in</strong>satzes <strong>in</strong> venezianischen Diensten verstarbMoritz Hartmann 1695 „an e<strong>in</strong>em hitzigen Fieber“. Se<strong>in</strong> Leichnam gilt alsverschollen.Se<strong>in</strong> älterer Bruder Christoph veranlasste daraufh<strong>in</strong> die Anbr<strong>in</strong>gungjenes Epitaphs <strong>in</strong> der Stadtkirche von Heiligenhafen. Ausführender Bildhauerwar der aus Antwerpen stammende Thomas Quell<strong>in</strong>us (1661–1709),der mit se<strong>in</strong>en Werken, die ab 1690 <strong>in</strong> Kopenhagen entstanden, als derführende Barockkünstler für Er<strong>in</strong>nerungskultur galt – auch <strong>in</strong> den Herzogtümern.Se<strong>in</strong>e von ihm entworfenen Grabkapellen und Grabdenkmälerwaren beim Adel und anderen Eliten sehr begehrt. Zeitgleich mit demEpitaph vollendete er den Hochaltar für die Marienkirche <strong>in</strong> Lübeck (heutenur noch <strong>in</strong> Fragmenten erhalten). E<strong>in</strong> späteres Grabmal für den LübeckerFürstbischof August Friedrich von <strong>Schleswig</strong>-Holste<strong>in</strong>-Gottorf, bef<strong>in</strong>detsich im Dom dieser Stadt.Zum Aufbau dieses aufwändigen Epitaphs für Moritz Hartmann gehörenzwei Schrifttafeln mit Aussagen über se<strong>in</strong>e Herkunft, se<strong>in</strong>en Lebenslaufund se<strong>in</strong> Vermächtnis für die „Armen hiesigis Orths“, e<strong>in</strong>er Stiftung, die biszur Inflation des beg<strong>in</strong>nenden 20. Jahrhunderts wirksam blieb.33

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