Mitteilungen 82 April 2012 - Geschichte in Schleswig-Holstein

sor für Literatur und Altertumsforscher Rasmus Nyerup im Jahre 1806 einBuch über „vaterländische Altertümer“, also über vor- und frühgeschichtlicheDenkmäler, in Dänemark, publiziert, in dem er auch die Gründungeines dänischen Nationalmuseums anregte. Seitdem waren bei Nyerup inwachsender Zahl archäologische Funde eingegangen; und es dürfte Wallichnicht entgangen sein, dass am 12. März 1807 – also kurz vor seiner Abreisenach Ostindien – eine kleine archäologische Ausstellung im Bibliothekssaalüber der Kopenhagener Trinitatiskirche eröffnet worden war. Genau siebenJahre später wandte sich Wallich selbst an die Öffentlichkeit mit der Bitte,ihm archäologisches Material und Naturalien zuzusenden: in Kalkutta fürsein „Asiatick Museum“. Auch ihm war Erfolg beschieden, etwa informeiner großzügigen Spende mehrerer antiker Skulpturen, unter anderem einerBuddha-Figur, die er im Oktober 1814 vom berühmten Kartographen FrancisBuchanan erhielt.Der Kieler Frieden vom 14. Januar 1814 zeitigte auch in Ostindien Auswirkungen.Die von den Briten besetzten dänischen Handelsplätze wurdenan den ursprünglichen Besitzer rückübertragen, und auch Wallich selbst warnun nicht mehr Feind. Einem beruflichen Aufstieg im Dienste der britischenOstindienkompanie stand fortan nichts mehr im Wege. Zunächst avancierteer zum Bezirksarzt (Assistant Surgeon) für das Gebiet der Twenty-Four-Parganas– das Landgebiet Kalkuttas. Hier war er ebenso für Gesundheit undHygiene in den um Kalkutta liegenden Dörfern wie für die gesundheitlicheÜberprüfung von Besatzungen der die Stadt anlaufenden Schiffe zuständig.Noch hatte Wallich sein eigentliches Ziel, im Hauptberuf Botanikerzu werden, bei weitem nicht aufgegeben. Mittlerweile konnte er auf einscheinbar unübersehbar großes Korrespondenz-Netzwerk blicken, dasKontakte zu seinen ehemaligen Lehrern in Kopenhagen ebenso einschlosswie Beziehungen zu den damals weltweit bedeutendsten Botanikern undEntscheidungsträgern der englischen Ostindienkompanie in London. SeinAufstieg innerhalb von nur drei Jahren nach Abschluss des Kieler Friedensist beachtlich und sucht seinesgleichen: Schon 1815 wurde Nathaniel Wallicheinige Zeit nach Roxburghs Pensionierung zum kommissarischen Leiter desweithin berühmten Botanischen Gartens von Kalkutta berufen. Und nurzwei Jahre später folgte dank seiner guten Beziehungen nach London undzum Botanischen Garten im englischen Kew seine Ernennung zum Direktordes Gartens – eine Position, die er ziemlich genau drei Jahrzehnte langbekleiden sollte.Unter Wallichs Ägide baute der Botanische Garten von Kalkutta seinePosition als eine der weltweit führenden Forschungseinrichtungen überPflanzen weiter aus. Insbesondere stand die Einführung neuer Agrarproduktein Indien im Mittelpunkt des Interesses der East India Company.Wallich beteiligte sich in diesem Sinne an der Erforschung bestimmter13