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Mitteilungen 82 April 2012 - Geschichte in Schleswig-Holstein

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natees glauben, und als diese Tatsache schließlich nicht mehr zu leugnenwar, hielt Wallich den Assamtee für e<strong>in</strong>e kommerzielle Nutzung nicht fürgeeignet. E<strong>in</strong>e zeitlang glaubte jener, dass qualitativ hochwertige Tees nuraus den Blättern des Ch<strong>in</strong>a-Strauches gewonnen werden könnten. Und soließ er um 1833/34 <strong>in</strong> großer Zahl (und aus ch<strong>in</strong>esischer Perspektive zweifellosillegal) Teesamen und ‐sträucher aus Ch<strong>in</strong>a nach Kalkutta schicken,um sie bei sich im Botanischen Garten anzupflanzen. Nach ersten erfolgreichenVersuchen sollten die jungen Setzl<strong>in</strong>ge nach Assam geschickt werden,was sich aber als e<strong>in</strong> äußerst schwieriges Unterfangen erwies. Die Problemebegannen schon damit, dass sich ke<strong>in</strong>es der wenigen modernen Dampfschiffe,die regelmäßig auf Ganges und Brahmaputra verkehrten, bereitfand,tausende von Pflanzen (die unterwegs auch gepflegt werden mussten)auf e<strong>in</strong>e monatelange Reise nach Assam mitzunehmen. Als das schließlichdoch gelang, versäumte es die Besatzung des entsprechenden Schiffes, diech<strong>in</strong>esischen Pflanzen während der Reise ausreichend zu gießen, sodass e<strong>in</strong>Großteil davon bald vor Ort e<strong>in</strong>g<strong>in</strong>g.Da mittlerweile erhebliche Geldsummen <strong>in</strong> das Assam-Unternehmen<strong>in</strong>vestiert worden waren, begab sich Wallich mit zwei Gefährten 1835höchstpersönlich auf die Reise <strong>in</strong> den Nordosten. Das Ziel bestand nichtalle<strong>in</strong> <strong>in</strong> der Inspektion der Anbauversuche mit ch<strong>in</strong>esischen Pflanzen,sondern nunmehr auch <strong>in</strong> der Untersuchung der Frage, ob sich die wildeAssam-Variante nicht vielleicht doch ebenso gut oder gar besser für e<strong>in</strong>enkommerziellen Teeanbau im Nordosten Indiens eignete. Schließlich bewirktenWallichs unermüdliches Forschen und se<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensive Landeskenntnisdann doch, dass auf lange Sicht die e<strong>in</strong>heimische Assam-Teevariante alskommerzielles Anbauprodukt propagiert wurde – und dabei ist es bis heutegeblieben.Als sich Nathaniel Wallich während e<strong>in</strong>es längeren Europa-Aufenthalteszwischen 1838 und 1842 vor allem <strong>in</strong> Großbritannien aufhielt, stellte erlängst e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>ternationale Zelebrität dar, die mit den führenden Botanikernebenso Umgang pflegte wie mit dem europäischen Hochadel. Schonlange waren ihm neben dem Dannebrog-Orden andere hochrangige Auszeichnungenund Ehrenmitgliedschaften verliehen worden. Se<strong>in</strong> bee<strong>in</strong>druckendesNetzwerk an persönlichen Freunden und Korrespondenzpartnernpflegte er durch das großzügige Versenden von lebenden Pflanzen, Samenund von Doubletten aus se<strong>in</strong>em gewaltigen Herbarium <strong>in</strong> weite Teile Europasbis nach St. Petersburg, Hamburg und Ed<strong>in</strong>burgh; und die Kunde vomaußergewöhnlichen Ruhm des dänischen Landesk<strong>in</strong>des hatte sich bis <strong>in</strong>die Prov<strong>in</strong>z des zerfallenden Gesamtstaates verbreitet. Der e<strong>in</strong>e oder andereferne Bekannte mag sich dabei wohl erhofft haben, selbst vom Glanz desberühmten Gelehrten zu profitieren, wie etwa der Amts- und StadtphysikusCornelius Gottlieb Roll aus Hadersleben. Dieser schrieb am 19. <strong>April</strong> 1<strong>82</strong>915

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