8 zur Anschaffung von Medikamenten und mediz<strong>in</strong>ischem Gerät (die <strong>in</strong> demtropischen Klima Indiens doch rasch ihre Funktionsfähigkeit e<strong>in</strong>büßten),zum anderen der Beschaffung von Fachliteratur für die Fortsetzung undVertiefung se<strong>in</strong>er botanischen Studien. E<strong>in</strong> Förderantrag beim Fonden adUsus Publicos erwies sich bei letzterem Anliegen als erfolgreich, und Wallicherhielt e<strong>in</strong>e f<strong>in</strong>anzielle Unterstützung von 200 Reichstalern für denErwerb von Fachliteratur. Als Gegenleistung erbat sich der Fond namensdes botanischen Gartens sowie der Veter<strong>in</strong>ärschule von Kopenhagen diespätere Übersendung von Pflanzen- und Tierpräparaten sowie naturkundlicherInformationen aus Ost<strong>in</strong>dien. Ob Wallich später aber tatsächlich dieerwünschten Skelette von Kamel, Dromedar, Lama, Antilope und Büffelauf den Weg nach Kopenhagen brachte, ist ungewiss.Im März 1807 wurde es ernst. Am 17. jenes Monats erfuhr Wallich,mit welchem Schiff es auf die große Reise gehen sollte. Die „Pr<strong>in</strong>dsen afAugustenburg“ lag schon im Hafenbecken bereit, und elf Tage späterbetrat Wallich die Planken, die ihn <strong>in</strong> den folgenden acht langen Monatenüber Atlantischen und Indischen Ozean nach Tranquebar und schließlichnach Serampore tragen sollten. Neben e<strong>in</strong>er erheblichen Menge spanischerSilbermünzen führte das Schiff Eisen, e<strong>in</strong>e große Zahl an Schiffsankern,Taue, Segeltuch, Flämisches Le<strong>in</strong>zeug und Bauholz mit sich. Ebenfalls vonbeträchtlichem Wert waren die Lebensmittel, die sich an Bord befanden, vorallem Alkohol: 1.680 Behälter Genever, be<strong>in</strong>ahe 11.000 Flaschen Rotwe<strong>in</strong>,aber auch 1.400 Flaschen Salatöl und 550 Käselaibe. Mehr hatte Dänemarkam Vorabend des E<strong>in</strong>tritts <strong>in</strong> die Napoleonischen Kriege offenbar nicht zubieten. Entsprechend wenig begeistert waren die dänischen Kompaniekaufleute<strong>in</strong> Serampore, als sie bei Ankunft vom Inhalt der Ladung erfuhren:Es befänden sich noch große Bestände an unverkauftem Genever aus vorigenSchiffsladungen vor Ort, wurde lamentiert; für Käse seien so gut wieüberhaupt ke<strong>in</strong>e Abnehmer zu f<strong>in</strong>den; und das teure, importierte Salatölsei für kaum mehr abzusetzen als für den Preis gewöhnlichen <strong>in</strong>dischenÖls. Umso erfreuter dürften die am Hugli lebenden Dänen schließlich abergewesen se<strong>in</strong>, als sie erfuhren, dass der lang erwartete neue Chirurgus mitan Bord war.Als Wallich die Silhouette des kle<strong>in</strong>en dänischen Handelsplatzes vomWasser aus das erste Mal zu Gesicht bekam, mochte er über die doch sehreuropäisch anmutende klassizistische Häuserzeile an der Uferpromenadeerstaunt gewesen se<strong>in</strong>. Das Gebäude des später so berühmten SeramporeCollege existierte zu dieser Zeit zwar noch nicht, gleichwohl aber das weitgezogene,direkt am Wasser gelegene Packhaus der Asienkompanie mit demhohen Flaggenmast, das etwas lande<strong>in</strong>wärts gelegene Gouverneursgebäudesowie die repräsentativen Residenzen der europäischen Kaufleute. Geradeerst zwei Jahre zuvor war das Wahrzeichen des Ortes e<strong>in</strong>geweiht worden:
die Olavskirche mit ihrem weith<strong>in</strong> sichtbaren, spitz zulaufenden Turm, derüber dem Portal das Monogramm Christians VII. trägt. Etwas versteckt imrückwärtigen Teil des Ortes lag das 1803 fertiggestellte Gefängnis. Kirche,Gouverneursgebäude, College und Gefängnis aus dänischer Zeit haben sichbis heute erhalten; sonst zeugen allenfalls dschungelüberwucherte Ru<strong>in</strong>envom e<strong>in</strong>stigen Reichtum <strong>in</strong> Dänisch-Ost<strong>in</strong>dien.Gleich nach se<strong>in</strong>er Ankunft entfaltete Nathaniel Wallich <strong>in</strong> Seramporee<strong>in</strong>e erstaunliche Aktivität. Nicht alle<strong>in</strong> kam er se<strong>in</strong>en Pflichten als Arzt derdänischen Kolonialbeamten und Kompaniekaufleute nach; <strong>in</strong> gleicher Weisebehandelte er auch die übrigen Europäer <strong>in</strong> der Stadt. Schon bald hatte se<strong>in</strong>Ruf als junger, begabter Mediz<strong>in</strong>er die benachbarte koloniale MetropoleKalkutta erreicht. Auch die Ferndiagnosen und brieflichen Behandlungsvorschlägedorth<strong>in</strong> zeitigten Erfolg, und die heute noch <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Korrespondenzerhaltenen Dankesschreiben zeugen von mediz<strong>in</strong>ischem Geschick9Ehemaliges dänisches Gefängnis <strong>in</strong> Serampore