Die Beste Zeit Nr 4.indd - Druckservice HP Nacke KG
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Santiago Sierra, „Konstruktion und Installation von teerbeschichteten Formen“, 2002, 75 x 75 x 800 cm, angeordnet in 2 Räumen, Foto: Noshe<br />
Der Patient im Krankenhausbett, die<br />
täuschend echt erscheinende Wachsfi gur<br />
in weißer Krankenhausbettwäsche unter<br />
kaltem Neonlicht (Temporarily Placed<br />
von Elmgreen und Dragset), schaute früher<br />
aus dem Hamburger Bahnhof auf die<br />
Charité und wurde jetzt hier abgestellt.<br />
Anfangs sorgte er ehemals für Aufregung,<br />
als Gäste des gegenüberliegenden Hotels<br />
beim Blick durch das Fenster auf den im<br />
Bunker vergessenen armen Kranken Polizei<br />
und Notarztwagen gerufen hatten.<br />
Kunst des 21. Jahrhunderts in einem Riesenbunker<br />
aus dem 2. Weltkrieg, in den<br />
kein Geräusch der Großstadt hineindringt<br />
und aus dem kein Blick heraus möglich<br />
ist, dessen Pforten mit Findlingen<br />
verschlossen nicht passierbar scheinen,<br />
Architektur, die auch nach dem Umbau<br />
den Größenwahn der Nazidiktatur wi-<br />
derspiegelt, Kunst, die nur nach Voranmeldung<br />
angesehen werden kann: Ist das<br />
die aktuelle Situation der zeitgenössischen<br />
Kunst? Kann sie im Bunker gerettet<br />
werden? Kann sie nur dort überleben?<br />
Nein, solche Fragen sind falsch gestellt.<br />
Hier wird durch das Engagement und die<br />
Leidenschaft des Sammler-Ehepaares Boros<br />
ein historisches Gebäude, welches an<br />
sich einen wenig erfreulichen Aspekt der<br />
Berliner Stadtgeschichte widerspiegelt, in<br />
wunderbarer Weise für die zeitgenössische<br />
Kunst genutzt. <strong>Die</strong> historischen Hinweise<br />
auf den Bunkerwänden dienten ursprünglich<br />
zur Orientierung der durch Luftangriffe<br />
gefährdeten Berliner Bevölkerung.<br />
Zur Orientierung des Kunstfreundes in<br />
der zeitgenössischen Berliner Kunstszene<br />
erschien bei Hatje/Cantz 2009 als Begleitbuch<br />
ein opulenter Band, in welchem die<br />
Geschichte des Bunkers, seines Umbaus<br />
sowie die Sammlung Boros umfassend<br />
dargestellt werden. In informativen und<br />
authentischen Beiträgen äußern sich der<br />
Architekt Jens Caspers zu seinem Projekt<br />
und Annette Schryen zur Sammlung<br />
Boros. Mit den Fotos von Noshe und<br />
Andreas Gehrke werden Bunker und<br />
Sammlung kühl und sachlich dokumentiert.<br />
Texte in Deutsch und Englisch.<br />
<strong>Die</strong> Ausstellung soll übrigens im Laufe<br />
des Jahres 2010 wechseln.<br />
Boros Collection/Bunker Berlin -<br />
Herausgegeben von/Edited by<br />
Boros Fondation gemeinnützige GmbH<br />
© 2009Hatje/Cantz Verlag Ostfi ldern,<br />
218 S., ISBN 978-3-7757-2478-4<br />
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