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Gesamte Ausgabe runterladen - Zentralverband der Ärzte für ...

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W. Penning, Gynäkologienicht mehr gibt. Wie bei allen Naturheilverfahrengibt es Grenzen, so z. B.wenn <strong>der</strong> Organismus über keine Regulationskraftemehr verfugt; auf <strong>der</strong>an<strong>der</strong>en Seite da, wo (als Notmaßnahme)eine schnell wirkende Kunsthilfegeboten erscheint (Hentschel,1991).Im allgemeinen wird bei einer Patientin,die zum Kurort kommt, vorausgesetzt,daß sie sich weitgehend versorgenund zu den Mahlzeiten den Speisesaalaufsuchen kann. Ausnahmen sindeigentlich nur im Rahmen von AHB-Maßnahmen denkbar; hier solltenaber diese Voraussetzungen kurzfristigerreicht werden können. Weiterhin ist<strong>der</strong> Wille <strong>der</strong> Patientin zur Gesundungunverzichtbar; das Anspruchsdenkenunserer heutigen Konsumgesellschaftbedarf hier manchmal einer „Umlenkung"im Sinne <strong>der</strong> Ordnungstherapie.Außerhalb des gynäkologischen Fachbereichesgelten allgemein als Kontraindikationenakute Psychosen undschwere Psychopathien, vollige Erschöpfungbei akuten und schwerenAllgememerkrankungen (Tuberkulose!),dekompensierte Herzerkiankungen.Die fachbezogenen Kontraindikationenrichten sich nach <strong>der</strong> Art <strong>der</strong> Anwendung;sie gelten vor allem für dieTorfbreiba<strong>der</strong> und an<strong>der</strong>e Maßnahmen,die mit einer Erhöhung <strong>der</strong> Korperkerntemperatureinhergehen. Hiersind neben akuten Salpingitiden vorallem Endometriose, Myomatosisuteri, Menometrorrhagien und Ovarialtumorenunklarer Genese zu nennen.Auch Schwangere gehören normalerweisenicht ins Torfbreibad.Hypertonien, entzündliche Herz- undGefaßerkrankungen, blutende Magen-Darm-Erkrankungen, frische zerebraleInsulte, Hyperthyreosen u. a. sind vonallen Uberwarmungsmaßnahmen mitErhöhung <strong>der</strong> Korperkerntemperaturauszuschließen. Trotzdem hat die Kurortmedizinauch hier viele heilsame,entspannende und langsam wie<strong>der</strong>aufbauendeTherapiemoglichkeiten.Kontraindikationen für die Soletherapieergeben sich eigentlich nurbei schweren Allgemeinerkrankungen(ahnlich denen <strong>der</strong> Torfbreiba<strong>der</strong>); siesind allerdings individuell großzugigerauszulegen und beziehen sich vorallem auf die Vollba<strong>der</strong>, bei denendurch Verän<strong>der</strong>ung des hydrostatischenDruckes ca. 700 ml Blut in denthorakalen Raum verlagert werden(Schnizer, 1991).Wichtiger als die Aufzahlung <strong>der</strong> vonvielen Autoren durchaus kontroversangegebenen sogenannten Kontraindikationenerscheint in diesem Zusammenhangdie eigentlich selbstverständliche,aber noch keineswegs in allenFrauenheilba<strong>der</strong>n verwirklichte For<strong>der</strong>ung,daß dort ein Frauenarzt mit entsprechen<strong>der</strong>fachlicher Erfahrungpraktiziert, <strong>der</strong> mit den Möglichkeiten<strong>der</strong> Kurortmedizin vertraut ist und damitBalneotherapie sinnvoll und gezieltverordnen kann.Um diese Meinung zu unterstreichen,sei Prof. Edward Senn (1988) zitiert,<strong>der</strong> den traditionsreichen MünchnerLehrstuhl für Physikalische Medizinsowie für Medizinische Balneologieund Klimatologie von Prof. Dx. HeinrichDrexel übernommen hat: „DieBalneogynakologie setzt sich . . .auseinem allgemeinen Teil PhysikalischerMedizin und aus einem speziellen TeilGynäkologie zusammen. Aus dieserSicht dürfen we<strong>der</strong> balneogynakologischeKuren ohne eine fundierte gynäkologischeBetreuung angeboten werden,noch kann ein Gynäkologe ohnegrundlegende und vertiefte physikalischeKenntnisse balneogynakologischtatig sein. Die Begeisterung für das,Naturliche' und wenige Wochen einerBadearztausbildung genügen mit Sicherheitnicht".Wie überall in <strong>der</strong> „Schulmedizin" erfor<strong>der</strong>tauch das ganzheitliche Konzept<strong>der</strong> Balneogynakologie eine interdisziplinäreZusammenarbeit (Dietrich,1985). Nicht zuletzt dadurch werdendie sogenannten Kontraindikationenfür spezielle Maßnahmen mehr undmehr durch die Ausweichmoglichkeiten,die sich dem erfahrenen Balneogynakologenaufgrund seiner Ausbildungund Erfahrung bieten, immerweiter reduziert.AusblickSchopenhauer sagte: „Gesundheit istnicht alles, aber ohne Gesundheit istalles nichts." Die „absolute" Gesundheitgibt es naturlich nicht; wir könnennur bestrebt sein, diesem Begriff sonahe wie möglich zu kommen. Die Definition<strong>der</strong> WHO spricht von „Wohlbefinden",wobei dieser Zustand nichtnur durch Abwesenheit von Krankheitund Schwache zu erreichen ist. Es istalso eigentlich ganz selbstverständlich,daß das Streben nach mehr Gesundheitebenso wie das Verlangen nach einergesunden Umwelt aktives Handelndes Individuums voraussetzt!Häufig fuhrt erst <strong>der</strong> „Leidensdruck"dazu, daß ein Patient seine von Streß,Bewegungsmangel, ungesun<strong>der</strong> Ernährungund häufigen Genußgiftenbestimmte Lebensweise än<strong>der</strong>t. Diesist auch <strong>der</strong> Grund, warum die Präventionviel zu wenig ausgenutzt wird undletzlich die Rehabilitation in <strong>der</strong> Kurortmedizinüberwiegt; dabei wird inzunehmen<strong>der</strong> Zahl auch die „Sekundarpravention"angestrebt.Herausgelost aus den Belastungen destaglichen Lebens, die Beruf, Haushaltund familiäre Probleme mit sich bringen,soll die Patientin am Kurort zu einerNeuorientierung ihres Gesundheitsbewußtseinsund ihres Gesundheitsverhaltensangeregt werden. Dazusind nach übereinstimmen<strong>der</strong> Meinungaller mindestens vier, besser nochfünf bis sechs Wochen notig (Baatz,1988).Das „Anspruchsdenken" unsererWohlstandsgesellschaft in Verbindungmit <strong>der</strong> immer weiter verbesserten„Apparatemedizin" hat die Kosten für„Gesundheit" sprunghaft ansteigenlassen.Von Regierungsseite wird betont, daßPrävention und Rehabilitation weiterhinunterstutzt werden sollen. Auchsoll die offene Badekur laut Bundes-Arztezeitschnft für Naturheilverfahren 35 2 (1994) 109

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