Die Neuro<strong>der</strong>mitis und ihre Behandlungaus homöopathischerSichtvon C. Kruger-WinterZusammenfassungDie Neuro<strong>der</strong>mitis atopica o<strong>der</strong> utopische Dermatitis ist ein häufiges Krankheitsbildin unseren Praxen. Die Synonyme Neuro<strong>der</strong>mitis constitutionalis o<strong>der</strong> endogenesEkzem weisen auf den konstitutionellen Hintergrund <strong>der</strong> Erkrankung hin;die familiäre Belastung kommt in <strong>der</strong> Familienanamnese oft deutlich zum Ausdruck.Hautkrankheiten wie die Neuro<strong>der</strong>mitis sind chronische Krankheiten im SinneHahnemanns. Nach den Gesetzen <strong>der</strong> Heilung, wie sie von Hahnemann und Heringverstanden wurden, geht die Gesundung von innen nach außen. Erst soll dasInnere und Allgemeine beim Patienten besser werden, die Hauterkrankung heiltals letzte.Die homöopathische Behandlung tragt dem chronischen, konstitutionellen Charakter<strong>der</strong> Erkrankung Rechnung. Sie zielt nicht primär auf eine nur auf die Hautgerichtete lokale Therapie ab. Bei <strong>der</strong> Arzneimittelwahl wird die Gesamtheit <strong>der</strong>Symptome des Kranken im seelisch-geistig-körperlichen Bereich unter Einschluß<strong>der</strong> Hautsymptome herangezogen; die Behandlung erfolgt dann innerlich.Schlüsselwörter: Neuro<strong>der</strong>mitis, Homöopathie, PsychosomatikSummaryNeuro<strong>der</strong>mitis atopica or atopic <strong>der</strong>matitis is afrequently encountered symptomatologyin our medicalpractices. The Synonyms neuro<strong>der</strong>mitis constitutionalisor endogenous eczema point to the constitutional background ofthe disease; thefamily heritage is often distinctly revealed in thefamily anamnesis.Skin diseases as the neuro<strong>der</strong>mitis are chronic diseases in the sense of Hahnemann.According to the laws ofhealing as un<strong>der</strong>stood by Hahnemann and Heringrecovery and the regaining ofhealth gofrom inside to outside. Atfirst the innerand the general in the patient shall become better, the skin disease heals as the lastone.The homoeopathic treatment pays attention to the chronic, constitutional characterofthe disease. It does not primarily take aim at the local therapy only directedto the skin. The total ofthe Symptoms of the patient in the psychic-mentalphysicalsphere inclusive ofthe skin Symptoms is consi<strong>der</strong>ed in selecting thedrugs; the treatment is then performed as internal treatment.Key words: neuro<strong>der</strong>mitis, homoeopathy, psychosomaticsFür die „echten Griechen" unter unsheißt „to <strong>der</strong>ma" nicht „die Haut",son<strong>der</strong>n „die abgezogene Haut". DieDermatologie befaßt sich also mit <strong>der</strong>Lehre von <strong>der</strong> abgezogenen, mißhandelten,verletzten, geschundenen, gestörtenHaut.„To neuron", <strong>der</strong> erste Teil des WortesNeuro<strong>der</strong>mitis, lateinisch Nerv, heißtim Griechischen gar nicht „Nerv", son<strong>der</strong>n1. „Sehne" o<strong>der</strong> „Flechse" o<strong>der</strong>2. die „Schnur aus Tiersehnen", insbeson<strong>der</strong>edie „Pfeilschnur", womit dieSpitze des Pfeiles am Rohr befestigtwar. Außerdem heißt es „Bogensehneaus gedrehtem Rin<strong>der</strong>darm" o<strong>der</strong> auch„die Faser", im übertragenen Sinnauch „die Spannkraft", eine Sehne, diestark überspannt o<strong>der</strong> auch erregt ist.Neuro-<strong>der</strong>mitis — Aus-<strong>der</strong>-Haut-FahrenWenn man also das Wort Neuro-<strong>der</strong>mitisrichtig zusammensetzt, ist esnicht einfach die von den Nerven ausgehendeEntzündung <strong>der</strong> Haut, son<strong>der</strong>nes ist das lädierte Fell aufgrundeiner überspannten Situation wie diezu kurz gespannte Sehne am Bogen.Wir haben es mit einer Spannung beidiesen Menschen zu tun, die die Hautnicht mehr aushalt.Die Haut kann als Organ sui generiso<strong>der</strong> als Funktionsorgan im Sinne <strong>der</strong>Exkretion und Resorption angesehenwerden. Dazu gehören Funktionen wieAtmung, Schutz, Wärmeregulation.Die Haut ist Grenzorgan gegenüber<strong>der</strong> Umwelt und gleichzeitig Kontaktorgan.Als solches muß sie auch auspsychologischer Sicht bewertet werden.Sie laßt uns unsere Begrenztheitund Beschrankung immer wie<strong>der</strong> bewußtwerden. Wenn wir „aus <strong>der</strong> Hautfahren wollen", dann wollen wir diesestrikte Grenze überwinden.Was ist ein Hautausschlag an<strong>der</strong>esals ein „Aus-<strong>der</strong>-Haut-Fahren", einDurchbrechen <strong>der</strong> Grenze zur Umwelt?Hier versuchen die Psychologenein wenig Licht ins Dunkel zu bringen:Wie steht es mit <strong>der</strong> Kontaktfahigkeitdes Hautkranken? Grenzt er sich zuArztezeitschnft für Naturheilverfahren 35 2 (1994) 115
C. Krüger-Winter, HomöopathieResumeLa nevro<strong>der</strong>mite atopique ou <strong>der</strong>matite atopique est une affection courammentrencontree dans nos cabinets medicaux. Les synonymes que sont la nevro<strong>der</strong>miteconstitutionelle ou l'eczema endogene indiquent l'origine constitutionelle de l'affection.La charge familiale s'exprime souvent clairement au cours l'anamnese familiale.Les maladies <strong>der</strong>matologiques comme la nevro<strong>der</strong>mite sont des affections chroniquesau sens d'Hahnemann. Selon les lois de la guerison, telles qu'elles ont etecomprises par Hahnemann et Hering, la guerison va de l'interieur vers l'exterieur.Ilfaut tout d'abord que l'interieur et l'etat general du patient s'ameliorent, l'affection<strong>der</strong>matologique guerit en <strong>der</strong>nier.Le traitement homoeopathique est adapte au caractere chronique et constitutionnelde l'affection. II ne visepas en premier Heu une therapie locale concernant uniquementla peau. Lors du choix des medicaments, on tient compte de l'ensembledes symptömes du malade sur le plan moral, intellectuel et physique, y compris lessymptömes <strong>der</strong>matologiques. Le traitement se fait alors defacon interne.Mots-Cles: neuro<strong>der</strong>mite, homceopathie, psychosomatiquesehr ab? Steht hinter dieser ablehnendenHaltung <strong>der</strong> verdrängte Wunschnach Nähe? Was ist es, das die Grenzedurchbrechen will, um sichtbar zu werden?Was „juckt" den Patienten wirklich,was muß er durch Kratzen an dieOberfläche bringen?Die große Kontaktfläche mit <strong>der</strong> Umweltmacht die Haut zu einem Sinnesorganbeson<strong>der</strong>er Art. In <strong>der</strong> Haut habenwir beson<strong>der</strong>s viele Nervenfasernund differenzierte Nervenendorgane.Wie wir wissen, entwickelt sich dieHaut (die Epi<strong>der</strong>mis) aus dem Ekto<strong>der</strong>m,dem Keimblatt, aus dem sichauch das ZNS entwickelt. Kein Wun<strong>der</strong>,daß man die Haut auch als Sinnesorganverstehen kann, das auf Sinnesreizeje<strong>der</strong> Art reagiert, sei es Wärme,Kälte, Berührung, Schmerz.Der Einfluß <strong>der</strong> Psyche auf die Hautist bekannt. Er ist komplexer Naturund so undurchsichtig wie die Hautselbst. Psychische Vorgänge wirkensich auf die Haut aus. Man denke nurdaran, wie einem vor Angst <strong>der</strong>Schweiß ausbricht, die Hände kalt undklamm werden o<strong>der</strong> sich die Rückenhaareaufstellen, kalte Schauer denRücken hinunterlaufen o<strong>der</strong> eine Gänsehautsich einstellt. Hier sind in ersterLinie die Kapillaren und Arteriolenbetroffen. Es kann aber auch morphologischeVerän<strong>der</strong>ungen geben (Lippenherpesvor dem ersten Rendezvousetc.).Dies soll dem Leser vor Augen führen,wie komplex alles ist, was mit <strong>der</strong> Hautzu tun hat. Man fragt sich unwillkürlich,ob eine Erscheinung auf <strong>der</strong> Hautwirklich nur eine lokale Erkrankungund als solche ohne Rücksicht auf dieKomplexität des Gebildes Haut zu therapierenist.In den Staaten mit hoher Zivilisationhaben wir einen deutlichen Rückgangakuter Erkrankungen zu verzeichnen.Dafür nehmen die chronischen Krankheitendeutlich zu (nach dem Motto:die Summe aller Krankheiten bleibtgleich). Unsere Medizin hat Hervorragendesgeleistet, was die Mortalitätund das Risiko <strong>der</strong> akuten, beson<strong>der</strong>s<strong>der</strong> infektiösen Erkrankungen betrifft.Die deutliche Zunahme <strong>der</strong> chronischenStörungen aber, auch und geradean <strong>der</strong> Haut, for<strong>der</strong>t uns alle zuverstärktem Nachdenken über Ursachenund Therapiemöglichkeiten auf.Gerade bei <strong>der</strong> Komplexität <strong>der</strong> Hautfunktionenund -Störungen mit <strong>der</strong> Beeinflussungim psychischen und physischenBereich ist nicht schwer einzusehen,daß es sich bei Hauterkrankungennicht um rein lokale Erkrankungenhandeln kann, son<strong>der</strong>n daß hier nuretwas sichtbar wird, was sich auch aufgeistiger, psychischer und physischerEbene abspielt.Mensch — <strong>der</strong> ganze!Hier ist offensichtlich <strong>der</strong> ganzeMensch betroffen — nicht nur ein Teilvon ihm —, und ich kann ihn nur danngrundlegend behandeln, wenn ich demRechnung trage und ihn als Ganzes behandle.Der Mensch setzt sich zwar ausMilliarden von Teilen zusammen, er istaber ein Unteilbarer, ein In-dividuum.Und als solches muß ich ihn therapieren.Das ist <strong>der</strong> erste wichtige Unterschiedin <strong>der</strong> Auffassung <strong>der</strong> Krankheit zwischenHomöopathie und Allopathie.Wir behandeln als Kranken den ganzenMenschen, nicht die Krankheit.Die Neuro<strong>der</strong>mitis erfüllt im homöopathischenund im allopathischen Sinndie Kriterien <strong>der</strong> chronischen Krankheit,wobei unter chronisch „langdauernd",aber nicht unheilbar zu verstehenist. Chronische Krankheiten sindim homöopathischen Sinn Krankheiten,die in Schüben verlaufen, überJahre immer wie<strong>der</strong> aufflammen undohne Behandlung nicht heilen.Chronische Krankheiten bieten demBehandler Wi<strong>der</strong>stand. Wie kommeich nun an chronische Krankheiten vorallem therapeutisch heran?Dazu möchte ich Ihnen die Auffassung<strong>der</strong> Homöopathie über die chronischenKrankheiten kurz erläutern.Wir Homöopathen sagen, daß diechronischen Krankheiten ihren Grundin <strong>der</strong> Konstitution des Kranken haben.Eine Sumpfdotterblume gedeihteben nicht im Hochgebirge, d. h., eskommt entscheidend auf das Terrainan, wie Claude Bernard schon vor über116 Arztezeitschnft für Naturheilverfahren 35, 2 (1994)
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