Diplomarbeit - Institut für Germanistik
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voller monströser Schrecken“ 79 , so bezieht er sich in erster Linie auf die Waldheim-Affäre<br />
im Zuge des Präsidentschaftswahlkampfes von 1986. Aber auch<br />
heute noch trifft diese Aussage zu, wenn man die politische Entwicklung Österreichs<br />
in den letzten Jahren betrachtet. Am rechten Rand der politischen Landschaft<br />
angesiedelte Parteien spielen nach wie vor eine nicht unwesentliche Rolle<br />
in der Politik, und nicht zuletzt zeigen die Reaktionen anlässlich des Todes<br />
von Kurt Waldheim im Juni 2006, wie gespalten das Verhältnis der Österreicherinnen<br />
und Österreicher zu ihrer Vergangenheit noch immer ist. Die ersten Anti-<br />
Heimatschriftsteller ebneten den Weg <strong>für</strong> eine nachfolgende intensive literarische<br />
Auseinandersetzung mit der österreichischen Vergangenheit und Realität:<br />
„Erst durch das gnadenlose Aufdecken des unrealistischen Heimatbildes in der<br />
Literatur der Vergangenheit wurde es möglich, daß in den 80er Jahren jene literarische<br />
Welle einsetzen konnte, die sich auf eines der dunkelsten Kapitel der<br />
österreichischen Geschichte, den Nationalsozialismus, konzentrierte.“ 80 Die Liste<br />
der österreichischen Anti-Heimat-Dichter ist lang, als prominentestes Mitglied<br />
der Grazer Gruppe sei Peter Handke erwähnt. Nachdem er in den 1960er Jahren<br />
mit sprachkritischen Werken, wie etwa Kaspar (1968), erfolgreich <strong>für</strong> Aufsehen<br />
gesorgt hatte, war es sein Roman „Wunschloses Unglück“ (1972), der <strong>für</strong><br />
die Entwicklung der Anti-Heimatliteratur von großer Bedeutung wurde. Oft auch<br />
unter der Bezeichnung „Neue Innerlichkeit“ oder „Neue Subjektivität“ kategorisiert,<br />
ebnete er den Weg <strong>für</strong> Schriftsteller wie Franz Innerhofer oder Gernot<br />
Wolfgruber, welche zugleich als die wichtigsten Vertreter der Anti-<br />
Heimatliteratur gelten. Speziell auf Innerhofer übte „Wunschloses Unglück“ großen<br />
Einfluss aus. 81<br />
79<br />
A. a. O., S. 134.<br />
80<br />
Ziegler, Wanda: Heimat in der Krise. Der Versuch einer interdisziplinären Annäherung an den<br />
"Heimat"-Begriff mit dem Schwerpunkt: "Salzburger Heimatliteratur". Salzburg: phil. Dipl. 1995,<br />
S. 193.<br />
81<br />
Vgl. Frank, Peter R.: Heimatromane von unten – einige Gedanken zum Werk Franz Innerhofers.<br />
In: Modern Austrian Literature 13/1 (1980), S. 163 – 175, S. 165.<br />
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