Diplomarbeit - Institut für Germanistik
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6 „Da war er – noch immer gefangen...“ – „Fa-<br />
sching“ von Gerhard Fritsch<br />
6.1 Späte Anerkennung<br />
Gerhard Fritsch verfasste neben zahlreichen Gedichten, Hörspielen und kurzen<br />
beziehungsweise nicht abgeschlossenen Prosawerken zwei Romane und war<br />
als Herausgeber der Zeitschriften „Wort in der Zeit“ und später „Literatur und<br />
Kritik“ eine der zentralen Figuren des österreichischen Literaturbetriebes. Sein<br />
erster Roman „Moos auf den Steinen“ (1956) brachte ihm euphorische Kritiken<br />
und großen Erfolg bei der Leserschaft. Elf Jahre danach folgte mit „Fasching“<br />
sowohl inhaltlich, als auch formal, die „reine Negation“ 126 , von „Moos auf den<br />
Steinen“. 127 „Fasching“ war das Produkt intensiver, von zahlreichen unabgeschlossenen<br />
Vorarbeiten begleiteter, Bemühungen die allgemeine Krankheit der<br />
1950er Jahre mit den Symptomen Positivität, Verbindlichkeit und Romantisierung<br />
zu überwinden. 128<br />
Mit Verwunderung und Unverständnis begegneten Kritik und Publikum dem<br />
Roman. Man hatte sich eine Fortsetzung von „Moos auf den Steinen“ erhofft<br />
und wurde brutal vor den Kopf gestoßen. „Fasching“ wurde überwiegend negativ<br />
rezensiert und verkaufte sich äußerst schlecht. 129 Die Geschichte eines minderjährigen<br />
Deserteurs (und als solcher eines Verräters), der eine Stadt vor<br />
dem Untergang bewahrt, trotzdem oder gerade deswegen denunziert wird und<br />
mit seiner Heimkehr an den von ihm Geretteten zugrunde geht, widersprach der<br />
126<br />
Menasse, Robert: Die Ohnmacht des Machers im Literaturbetrieb. Zu Tod und Werk von<br />
Gerhard Fritsch. In: Ders.: Das war Österreich. Gesammelte Essays zum Land ohne Eigenschaften.<br />
Herausgegeben von Eva Schörkhuber. Frankfurt/Main: Suhrkamp 1995, S. 209 – 224,<br />
S. 219.<br />
127<br />
Hierzu sei angemerkt, dass eine kritische Lektüre von „Moos auf den Steinen“ sehr wohl<br />
auch Passagen enthält, die sich als kompromisslose Kritik an Österreich und seinem Umgang<br />
mit der Vergangenheit deuten lassen. Vgl. Schmidt-Dengler, Wendelin: „Modo Austriaco“ – Gerhard<br />
Fritsch und die Literatur in Österreich. In: Alker, Stefan/Brandtner, Andreas (Hg.): Gerhard<br />
Fritsch. Schriftsteller in Österreich. Wien: Sonderzahl 2005, S. 25 – 33, S. 32.<br />
128<br />
Vgl. Wolfschütz, Hans: Von der Verklärung zur Aufklärung. Zur Entwicklung Gerhard<br />
Fritschs. In: Literatur und Kritik 12 (1977), S. 10 – 19, S. 13.<br />
129<br />
Für einen Überblick über Rezensionen und Kritiken vgl. Alker, Stefan: Das Andere nicht zu<br />
kurz kommen lassen. Werk und Wirken von Gerhard Fritsch. Wien: Braumüller 2007, S. 169 –<br />
177.<br />
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