Diplomarbeit - Institut für Germanistik
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sprünglich ein Neutrum. 5 Jakob und Wilhelm Grimm definieren Heimat als „das<br />
land oder auch nur der landstrich, in dem man geboren ist oder bleibenden aufenthalt<br />
hat“ 6 , sie merken ferner an, dass „selbst das elterliche haus und besitzthum“<br />
7 so heißen können.<br />
2.2 Räumliche und soziale Bedingungen<br />
Heimat umschrieb also zuerst einen konkreten Raum, welchem der Mensch zugeordnet<br />
ist. Dieses Territorium ist Identifikations-, aber auch Schutz- und Aktionsraum:<br />
„Das Territorium als ein konkreter und selbst geschaffener Raumausschnitt<br />
mit fließenden Grenzen ist also gewissermaßen die conditio sine qua<br />
non zum Ablauf der Territorialität, die die Bedürfnisse Sicherheit, stimulierende<br />
Aktivität und Identifikation befriedigt.“ 8 Heimat darf aber keineswegs als ein rein<br />
geographisches Phänomen definiert werden, denn die Befriedigung der oben<br />
genannten Bedürfnisse ist Teil des menschlichen Sozialisationsprozesses, der<br />
unter spezifischen kulturellen Bedingungen stattfindet. Das räumliche Element<br />
ist dabei eine Voraussetzung. 9<br />
Andrea Bastian nähert sich in ihrer umfassenden Untersuchung dem Heimatbegriff<br />
von unterschiedlichen Seiten. Dabei trifft sie eine wesentliche Unterscheidung<br />
zwischen räumlicher und sozialer Kategorie. Erstere wird definiert als<br />
Raum im Sinne von Wohnraum und/oder Landschaft, also als Territorium im<br />
Sinne von Greverus. Der Territoriumsbegriff erstreckt sich hier von kleinen Einheiten<br />
wie dem Haus, bis hin zu einer (regional-)geographischen Ebene und<br />
kann sich auch auf einen Staat beziehen. Es lässt sich nachweisen, dass das<br />
menschliche Grundbedürfnis nach Sicherheit, als ein zentrales Element von<br />
Heimatgefühl, durch Raumgebundenheit befriedigt wird. Territorialität ist eine<br />
5<br />
Vgl. Kluge, Friedrich: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Bearbeitet von Elmar<br />
Seebold. Berlin/New York: Walter de Gruyter 2002, S. 402.<br />
6<br />
Grimm, Jakob/Grimm, Wilhelm: Deutsches Wörterbuch. Band 10. München: dtv 1984, S. 866.<br />
7<br />
A. a. O.<br />
8<br />
Greverus, Ina-Maria: Der territoriale Mensch. Ein literaturanthropologischer Versuch zum Heimatphänomen.<br />
Frankfurt/Main: Athenäum 1972, S. 25.<br />
9<br />
Vgl. Prahl, Eckhart: Das Konzept „Heimat“. Eine Studie zu deutschsprachigen Romanen der<br />
70er Jahre unter besonderer Berücksichtigung der Werke Martin Walsers. Frankfurt/Main: Peter<br />
Lang 1993, S. 16.<br />
6