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Diplomarbeit - Institut für Germanistik

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Raumes: die Gruppe gibt dem Einzelnen Identität und die Einzelnen bestätigen<br />

die Identität der Gruppen.“ 15 Das Zusammenwirken von räumlicher und sozialer<br />

Kategorie evoziert im Menschen jene Emotionen, die man als Heimatgefühle<br />

oder Heimatverbundenheit bezeichnen kann: Geborgenheit, Sicherheit, Zugehörigkeit,<br />

Vertrautheit und Anerkennung. 16 Defizite können durch Bindung an<br />

die Heimat kompensiert werden, wie Parin anmerkt. Für ihn hat „Heimat die Bedeutung<br />

einer seelischen Plombe. Sie dient dazu, Lücken auszufüllen, unerträgliche<br />

Traumen aufzufangen, seelische Brüche zu überbrücken…“ 17 Neben diesen<br />

positiven Emotionen kann die Bindung an den Lebensraum Heimat jedoch<br />

auch negative Auswirkungen auf das Individuum haben. In diesem Fall wird<br />

Heimat als Enge, Zwang und Gefangensein erlebt. 18 In der Anti-Heimat-<br />

Literatur etwa lässt sich tendenziell eine derartige negative Beschreibung der<br />

Heimat feststellen.<br />

2.3 Heimat als Utopie<br />

Heimat sei „etwas, das allen in die Kindheit scheint und worin noch niemand<br />

war“ 19 , schreibt Ernst Bloch und kaum ein wissenschaftliches Werk oder ein Artikel<br />

zum Thema Heimat verzichten auf dieses Zitat. Meist steht es am Schluss<br />

der Ausführungen, ein Verweis auf die Schwierigkeit des Unterfangens, Heimat<br />

zu definieren. Nähert man sich dem Heimatbegriff von einer mehr philosophischen,<br />

denn kulturanthropologischen Seite, so muss man in der Romantik beginnen:<br />

„Wohin gehen wir?“ – „Immer nachhause!“, fragten und antworteten die<br />

Romantiker. In dieser Aussage manifestiert sich der Lauf des Lebens als ständige<br />

Suche nach Heimat.<br />

15 Greverus 1979, S. 57.<br />

16 Diese emotionalen Elemente sind anthropologische Grundbedürfnisse, die in jedem Menschen<br />

vorhanden sind. Vgl. Bastian 1995, S. 43 und S. 72.<br />

17 Parin, Paul: Heimat, eine Plombe. Rede am 16. November 1994 beim 5. Symposium der<br />

Internationalen Erich Fried Gesellschaft <strong>für</strong> Literatur und Sprache in Wien zum Thema „Wieviel<br />

Heimat braucht der Mensch und wieviel Fremde verträgt er.“ Mit einem Essay von Peter-Paul<br />

Zahl. Hamburg: Europäische Verlagsanstalt 1996, S. 18.<br />

18 Vgl. Weichhart, Peter: Heimatbindung und Weltverantwortung. Widersprüche oder komplementäre<br />

Motivkonstellationen menschlichen Handelns? In: Geographie heute 100 (1992), S. 30<br />

– 44, S. 30 – 32.<br />

19 Bloch, Ernst: Das Prinzip Hoffnung. Werkausgabe. Band 5. Kapitel 43 – 55. Frankfurt/Main:<br />

Suhrkamp 1985, S. 1628.<br />

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