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Vorwort zur Chronik über Kupferberg - Heinz Kornemann

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weit ausgedehnten Kehrbezirk tätig. Dieser reichte bis Schildau-Eichberg und <strong>über</strong> die Bleiberge hin<strong>über</strong> nach Ketschdorf und<br />

Oberkauffung im Katzbachtal. Die Kehrorte erreichte man von Jannowitz aus mit der Bahn, bei gutem Wetter auch mit dem<br />

Fahrrad, Ketschdorf zu Fuß <strong>über</strong> die Bleiberge und Oberkauffung mit der Bahn von Ketschdorf aus. Einer der Wege <strong>über</strong> den<br />

Bleibergkamm führte unweit der Rosenbaude an den Schornsteinfegereichen vorbei. Einer alten Erzählung nach hat sich in<br />

frühen Zeiten dort ein Schornsteinfeger erhängt. Zur Winterszeit war die Straße von <strong>Kupferberg</strong> nach Jannowitz eine beliebte<br />

Rodelbahn. Auch die Schornsteinfeger sausten dann mit Schlitten hinunter zum Bahnhof. Am 29. 12. 1929 verunglückten<br />

auf vereister Fahrbahn die Feger Georg Grabs und Josef Stenzel. Sie prallten an einen Chausseestein. Die von Georg Grabs<br />

mitgeführte Eisenkugel drang ihm in den Leib, verletzte Milz und Leber, so daß er noch am gleichen Tage im Krankenhaus<br />

Bad Warmbrunn verstarb, 22 Jahre alt. Als Altmeister Paul Grabs in den Ruhestand ging, folgte ihm im Amt ein Kollege aus<br />

Oberschlesien, der seinen Dienstsitz nach Jannowitz verlegte. Otto Pohl und Willi Kubon waren seine Mitarbeiter.<br />

Zwei Lebensmittelgeschäfle waren in <strong>Kupferberg</strong>. Eines gehörte Georg Gotter und war in seinem Haus an der sogenannten<br />

»Herrenseite«. Es wurde zuletzt von seinem Schwiegersohn Helmut Franke und dessen Ehefrau Margarete geb. Gotter<br />

geführt. Gustav Reimann war Inhaber des Lebensmittelgeschäftes, das zwischen Preuß-Schmiede und der alten kath. Schule<br />

lag. Mitbeschäftigt war seine Ehefrau. Gustav Reimann war Stellvertreter des Bürgermeisters und stellv. Standesbeamter.<br />

Georg Fischer betrieb im Hause gegen<strong>über</strong> Franzkys Gasthaus <strong>zur</strong> Brauerei ein Geschäft für Gemüse, Obst und Südfrüchte<br />

und war auch gleichzeitig Gemüsegroßhändler. Vom Großmarkt in Liegnitz holte er die Erzeugnisse des niederschlesischen<br />

Gemüseanbaugebietes mit einem Lastzug. Er versorgte auch den Kurort Bad Flinsberg im Isergebirge.<br />

Bei Bäckermeister Wilhelm Flade und seinem Sohn Bernhard als Nachfolger gab es Brot und Feingebäck. Auch ein Cafe<br />

wurde von ihnen betrieben, in dem alljährlich <strong>zur</strong> Faschingszeit das beliebte »Weiberkranzchen« war. Eine weitere Bäckerei<br />

kam 1930 hinzu, die im »Schwarzen Adler« von Bäckermeister Janzen und nach ihm von Bäckermeister Preißler geführt wurde.<br />

Ein Planwagen der Otto-Mühle in Rudelstadt kam allwöchentlich nach <strong>Kupferberg</strong> und bot Mehl, Brot und Teigwaren zum<br />

Verkauf.<br />

Zwei Fleischereien gab es in <strong>Kupferberg</strong>. Fleischermeister August Schiedeck hatte in der Oberstadt Geschäft und Schlachthaus.<br />

Sein Sohn Hans war mit in seinem Betrieb beschäftigt, bis er sich in Jannowitz selbständig machte. Schiedeck betätigte sich<br />

auch als Viehhändler. Nach seinem Tode, Mitte der dreißiger Jahre, wurde das Geschäft von Fleischermeister Paul Stumpe<br />

<strong>über</strong>nommen. Familie Raupach hatte die Fleischerei am Markt, die dann aber um 1930 von Fleischermeister Paul Höpper<br />

<strong>über</strong>nommen wurde. Als Fleischbeschauer amtierte der Gastwirt Max Bräuer und als Hausschlachter war Herr Hoppe aus den<br />

Hammerhäusern gern gesehen.<br />

Familie Heinrich Höpper besaß das Nachbaranwesen des Grubenhauses. In ihrem Laden gab es Wolle, Kurzwaren und Textilien.<br />

Ein zweites Geschäft dieser Branche hatte Walter Berg in seinem Haus im Oberstädt-chen. Um den Absatz zu beleben, fuhr er<br />

mit vollbepacktem Handwägelchen <strong>über</strong> Land bis Seiffersdorf und Maiwaldau, um seine Waren jenen Leuten anzubieten, die<br />

wenig Zeit und Gelegenheit zum »Einkaufsbummel« hatten.<br />

Frau Arlt - Ehefrau des Tischlers Arlt - verkaufte in ihrem Laden die allseits bekannten Bunzlauer Tonwaren und<br />

Kaffeegeschirre. Auch frische Seefische konnten bei Ihr bestellt werden.<br />

Fritz Klingberg war Klempner und Installateur. Seine Werkstatt hatte er bei Frau Gruhn im letzten Haus links in der Oberstadt.<br />

Die Arzneimitte1versorgung für Stadt und Umgebung stellte Curt Hänisch mit seiner Apotheke am Markt sicher. Mehrmals<br />

täglich wurden in den in Jannowitz, Seiffersdorf und Ketschdorf bestehenden Sammelstellen die Rezepte abgeholt und die<br />

Medikamente dorthin gebracht. Das war Aufgabe von Robert Trenkler, der mit dem Motorrad oder dem Auto der Apotheke fuhr.<br />

Ein weiterer Bote, meistens ein junger Bursche, brachte eilig bestellte Arzneimittel ins Sanatorium Jannowitz. Von erstklassiger<br />

Qualität war der in der Apotheke hergestellte Riesengebirgs-Himbeersaft. Außerdem gab es in der Apotheke Drogeriewaren und<br />

Fotoartikcl. Auch das Entwickeln von Platten und Filmen und die Fertigung von Abzügen und Vergrößerungen gehörte zum<br />

Dienstbereich des Apothekers.<br />

Damit die <strong>Chronik</strong> auch stimmt, sind Hinweise auf einige Druckfehler der Fortsetzung in der Bergwacht Nr. 1/1987<br />

unumgänglich:<br />

<strong>Kupferberg</strong> von Irmgard Kluge 1968 (nicht 1986) Nr.27, Merzdorf wurde mehrmals fälschlich mit “ä“ gedruckt und nach dem Satz<br />

“Die Schmiede wurde nicht mehr betrieben“ ist zu ergänzen “und die Mehrarbeit mußte nun die Preuß-Schmiede <strong>über</strong>nehmen.“ Erst<br />

danach folgt der weitere Text mit den Worten: “Auch dort ereignete sich. . . .“<br />

H. Fürle<br />

Die Wirtschaftsstruktur<br />

der Bergstadt <strong>Kupferberg</strong> und die<br />

Lebensweise seiner Einwohner,<br />

von Hermann Hirsch<br />

1926 <strong>über</strong>nahm Wilhelm Ducksch das Gasthaus zum Schwarzen Adler und betrieb im Dachgeschoß des Gasthauses eine Koffer-<br />

und Lederwarenherstellung, die sich aber infolge Absatzmangel nur einige Jahre halten konnte. Erst 1935 kamen durch den Aufbau<br />

der Luftwaffe umfangreiche Aufträge. Die Räume in <strong>Kupferberg</strong> reichten für den aufblühenden Betrieb nicht mehr aus, so daß<br />

dieser nun nach Petersdorf i. Rsgb. verlegt werden mußte und von seinem Sohn Walter Ducksch fortgeführt wurde.<br />

Für Bankgeschäfte stand eine Zahlstelle der Raiffeisenkasse <strong>zur</strong> Verfügung, die viele Jahre von Kantor Max Triebs geleitet wurde.<br />

Zahlstellen der Volksbank und der Kreissparkasse befanden sich beim Kaufmann Gustav Reimann.<br />

Die im Bobertal gelegene Holzschleiferei Bergmühle des Grafen zu Stolberg-Wernigerode gehörte zum Gemeindegebiet Dreschburg<br />

und nach dessen Eingemeindung zu <strong>Kupferberg</strong>. Über die Bergmühle wird noch später berichtet.

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