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Vorwort zur Chronik über Kupferberg - Heinz Kornemann

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das Levitenamt. Schon wochenlang vorher wurde die lateinische Messe einstudiert unter Kantor Vogt, einen<br />

äußerst tüchtigen Musiker und Organisten. Zur Zeit des Pfarrer Kaufmann kamen Musiker der Jägerkapelle<br />

aus Hirschberg und verschönten mit ihren Instrumenten die Filke-Messe und von 12 bis 1 Uhr bliesen sie<br />

Choräle vom Kirchturm herab. Dieser Brauch war auch einige Jahre in der evgl. Kirche üblich, wo man in der<br />

Neujahrsnacht das neue Jahr einblies.<br />

Jeden ersten Donnerstag im Monat war Herz-Jesu-Andacht in unserer Kirche. Es war ein besonderes Privilegium<br />

für unsere Herz-Jesu-Erzbruderschaft, denn in der übrigen katholischen Welt ist der Herz-Jesu-Freitag üblich<br />

<strong>zur</strong> besonderen Verehrung des Hl. Herzens. Als Kind habe ich immer gestaunt, wie doch der Prälat Stulpe vor<br />

200 Jahren, wo es noch keine Eisenbahn gegeben hatte, nach Rom gekommen sein mag und <strong>über</strong> die großen<br />

Berge, von denen ich von meinem einige Jahre älteren Freund Heinrich Iser gehört hatte. Dieser Freund las<br />

eifrig in der Bibliothek, die unser Herr Pfarrer Weidler <strong>zur</strong> Verfügung gestellt hatte. Von Herchenbach waren<br />

diese Bücher und <strong>über</strong> den „Geisterseher“ haben wir Knaben besonders viel philosophiert. Von Heinrich<br />

habe ich auch die Ministratur gelernt und das Dienen am Altar. Noch heute erinnere ich mich, wie mein<br />

Vater meinen Jugendfreund im Spazierwagen nach Bad Warmbrunn brachte und in die Administration der<br />

Herrschaft Schafgotsch und wie ich von ihm Abschied nehmen mußte und ihn später selten nur sah. Er ruht<br />

schon lange, das letzte Mal sah ich ihn in Lähn, wo wir gemeinsam <strong>zur</strong> Kur waren, im Sanatorium. Leider hat<br />

dieser tüchtige Mensch, der Krankenkassendirektor war, und ein tüchtiges Mitglied des Zentrums, noch die<br />

Geisel des Hitlerregimes spüren müssen. Er wurde vorzeitig pensioniert.<br />

Unser Städtchen nannte sich auch mit Recht ein Luftkurort. Besonders Herr Bürgermeister Fender gab sich<br />

hierin viel Mühe und gründete kurzer Hand noch einen Verein, den „Fremdenverkehrsverschönerungsverein“,<br />

und unser Städtchen wurde sehr gepflegt mit Blumen und Rotdorn und Zwergkiefern. Es war eine Freude,<br />

durch diese Anlage zu gehen. Wir Geschäftsleute mußten die Briefumschläge mit entsprechender Reklame<br />

versehen lassen, ebenso tat es die Stadtverwaltung und es wurde in Berliner Zeitungen die Vorzüge unseres<br />

Städtchens geschildert: In der Tat hatten wir immer einige Kurgäste im Städtchen, denen es gut gefiel. Aber<br />

in der Hauptsache waren es die fremden Touristen, die <strong>Kupferberg</strong> gern besuchten und oft stark bevölkerten.<br />

Jannowitz hatte indessen viel und dauernd Kurgäste in den verschiedenen Pensionen und Hotels.<br />

Unser Bergstädtchen hatte eine ca. 4 km lange Wasserleitung. Diese kam von den Waltersdorfer hinteren<br />

Feldern unweit der Rohnauer Grenze und wurde nochmals verlängert nach dem I. Weltkrieg bis dicht an<br />

die Kreuzschänke, so daß genügend Wasser vorhanden war. Für diese Verlängerung mußte ich als Besitzer<br />

der Brauerei <strong>über</strong> 3.000 Mark Baukostenzuschuß bezahlen. Ebenso die Herrschaft des Grafen Stolberg<br />

in Jannowitz, welche ja auch in <strong>Kupferberg</strong> begütert war und ein Dominium hatte. Das Wasser war ganz<br />

vorzüglich, ganz weich, ohne bleibende Härte. Herr Professor Wilhelm Windlich hat mir das Wasser mehrere<br />

Male untersucht und schrieb Analyse, daß es dasselbe Wasser wäre, wie in der Pilsener Urquell Brauerei. Die<br />

amtliche Analyse der Lebensuntersuchungsstation lautete, das Wasser wäre zu weich und wir mußten es an der<br />

Quelle im Schacht <strong>über</strong> ungetr. Marmorkalk leiten, um auch die C 02, welche das Wasser enthält, zu entfernen.<br />

Das Wasser eigne sich sehr gut für Wäschereien und Brauereien.<br />

Über die alte Wasserleitung habe ich noch recht traurige Erinnerungen. Sämtliche Rohre waren von Holz,<br />

welche die Herrschaft Stolberg in Jannowitz liefern mußte. Die Stadt hatte nämlich ihren Wald (<strong>Kupferberg</strong>er<br />

Stein) an die Herrschaft verkauft unter der Bedingung, daß die Baumstämme für die Wasserrohre geliefert<br />

würden. Im Oberstädtel war der Röhrmeister Opitz, der bohrte diese Rohre mit riesigen Schneckenbohrern mit<br />

der Hand. Zwei Mann mußten kräftig bohren an einem wohl 3 - 4 m langen Stamm. Diese Rohre wurden mit<br />

Manschetten zusammengehalten. Diese hölzernen gebohrten Holzrohre hielten erstaunlich lange. In der Erde<br />

verfaulten diese nicht, da man damals Weißtanne dazu nahm, keine Fichte. Aber wo diese Rohre mit der Luft in<br />

Berührung kam, faulten sie doch und das war bei den Revisionsschächten der Fall. Es gab auch eine Ewaldquelle,<br />

die von Papa gefaßt worden war. Oft hatte es auch einen Ärger. Das Wasser der Rohrleitung lief zuerst in die<br />

„Bütte“ bei der evgl. Schule, dann lief es in die Niederbütte bei der Apotheke und die Leute holten sich das<br />

Wasser in Kannen, welche oft an der sogenannten Wasserwaage hingen <strong>über</strong> die Schultern <strong>zur</strong> Erleichterung<br />

des Tragens. Für einige Quellen der Wasserleitung mußte unsere Brauerei an die Bauern Bier liefern. Es<br />

war ein altes Vermächtnis. Viel hat Papa getan <strong>zur</strong> Verbesserung der städtischen Wasserleitung, so besonders

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