Vorwort zur Chronik über Kupferberg - Heinz Kornemann
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Das Fehlen des Kupfers <strong>zur</strong> weiteren Verwertunf für industrielle Zwecke beeinflusste das Nachkriegslos (<strong>Kupferberg</strong><br />
hatte nach dem II. Weltkrieg kein Stadtrecht mehr). Die Bergwerke wurden 1956 endgültig stillgelegt. Von der Welt<br />
abgeschnitten, hatte <strong>Kupferberg</strong> 104 Hausnummern, heute nur noch 13.<br />
Bei Familie Baschewsky, die dauernd die Nummer 44 bewohnte, findet gerade die Verarbeitung der Fleischwaren<br />
vom eigenen Schlachten statt. Sie erinnert sich an einen Ort, so märchenhaft schön wie im Märchen. Ihr schönes<br />
Eigenheim mit dem schönen Garten haben sie behalten, jedoch sind sie damit nicht zufrieden. Sie wurden von der<br />
Welt abgeschnitten, es fährt kein Bus mehr. “Allen gaben sie Wohnungen, aber uns Arme haben sie hiergelassen“,<br />
bestätigt Frau Cheslawa, und spöttisch fügt sie dazu, daß sie irregionale Pflegeaktivistin ist, die aber schon niemanden<br />
mehr zum Pflegen hat. Sie können kein Haus kaufen, und mit der Hausrenovierung dürfen sie auch nicht rechnen.<br />
Das kommende Wohnungswirtschaftsunternehmen in Janowice darf für Häuser in <strong>Kupferberg</strong> nichts mehr ausgeben.<br />
Den Bewohnern wurde mitgeteilt, daß sie zum Umziehen keine Chance haben, obwohl sie bereit wären, schon am<br />
nächsten Tag auszuziehen. Sie meinen, für die, die nach <strong>Kupferberg</strong> kommen, um dort alte Winkel zu besuchen, ist<br />
die Öde ein Vergnügen, aber für die Bewohner vorwiegend im Winter ein Grauen. Sie versuchen, es zu beschreiben:<br />
“Keine Kommunikation, kleine Kinder müssen sogar in die Schule nach Janowice-Wielkie zu Fuß gehen. Das <strong>zur</strong> Zeit<br />
bestehende Handelsnetz besteht aus einem Lebensmittelkiosk, der zu der Filiale des “SIE“-Betriebes gehört.“<br />
Chesia Washewsky sagt: “Sie fingen an, Leute umzuquartieren und Häuser nieder<strong>zur</strong>eißen. Sehr schnell<br />
haben sie das gemacht, denn Ausbauen ist viel schwieriger als Abtragen.“<br />
“Einige Häuser waren gerade ausgebessert und diese kamen als erste dran“, bemerkte seine Frau. Warum die<br />
Behörden so gehandelt haben, wissen sie nicht, sie sind sich ihres zukünftigen Schicksals nicht sicher.<br />
Dem Gemeindevorsteher Stanislaus Plaviac sagte auch niemand vorher, wie sich das Schicksal <strong>Kupferberg</strong>s<br />
gestalten würde. Wenn aber <strong>Kupferberg</strong> ganz liquidiert werden sollte, warum hatte man den Leuten, denen es hier<br />
gefiel, wie auch ihm, erlaubt, Wirtschaften zu gründen. Er hat Acker, nahm einen Kredit zum Einkauf von Schlepper<br />
und Steuergerät auf und züchtet 30 Kühe.<br />
Welche Schäden!<br />
„Uns wurde gesagt“, erinnert sich S. Plabia, „daß die Häuser einzustürzen drohen. Ich kannte die unterirdischen Räume<br />
besser als die anderen im Dorf. Unter der Erde ist ein harter Stein und einige Senkungen. Doch das ist noch kein Grund,<br />
um die Leute umzusiedeln. Die Schächte sind mit morschem Holz verlegt, die Erde sinkt ein. Das ist also die ganze<br />
Drohung. Nicht von unten geht <strong>Kupferberg</strong> zugrunde, aber von oben.“<br />
Dieses <strong>über</strong>eilte Abreißen schreiben die Bewohner <strong>Kupferberg</strong>s den damaligen Behörden zu. Irena Slowinska, die<br />
Sekretärin des Gemeindeamtes, die früher Sekretärin des Gemeinderatspräsidiums war, behauptet, daß niemand, vom<br />
Vorsitzenden angefangen <strong>über</strong> das ganze Präsidium bis zu den Ratsmitgliedern, den von oben kommenden Beschluß<br />
befürwortet hatte. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass, als die Hälfte der Bewohner ausgesiedelt war, das Fernsehen<br />
zwei Tage lang drehte und aufnahm. Dann zeigten sie das Dorf in einer Sendung im Breslauer Programm. Angeblich<br />
legte die Vorsitzende Widerspruch vor der Kamera ein, aber dieses Fragment wurde nicht gezeigt.<br />
“Dieser Beschluß wurde seelenlos gefaßt“, sagt I. Slowinska, “obwohl er <strong>über</strong> 8oo Personen betrifft“. Aber die<br />
Anordnung kam aus Breslau <strong>über</strong> den Kreis und niemand bei uns wurde nach seiner Meinung gefragt. Wie es sich<br />
nach Jahren erwies, haben die Menschen, die auf irgendwelche Art und Weise mit <strong>Kupferberg</strong> verbunden waren, sich<br />
nicht der Bedenken entledigen können, daß der Beschluß hinsichtlich der Liquidierung des Ortes mit der Begründung<br />
“Bergschäden“ gar nicht wahr war. Es gibt wenige Dokumente in dieser Angelegenheit, die den Zweifel zerstreuen<br />
könnten. Akten mit dem Titel “Angelegenheiten <strong>Kupferberg</strong>“ sind nicht vollständig. Es blieben nur diese, die nach darauf<br />
folgenden Reorganisationen der Verwaltungsbehörden erhalten blieben, obwohl, wie der Sekretär des Gemeindeamtes<br />
in Janowice Wiekie feststellt, die Akten zu diesem Thema vollständig waren. Was geschah mit ihnen? Dies weiß Frau<br />
Slowinska nicht, und es bleibt ein ungelöstes Rätsel in der Angelegenheit <strong>Kupferberg</strong>. Das interessanteste Dokument<br />
besteht aus der Zeit vor 26 Jahren. Es wurde in Kattowitz am 3o.12.1958 vom Ingenieur Michael Gawlik, dem vereidigten<br />
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