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Vorwort zur Chronik über Kupferberg - Heinz Kornemann

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Am anderen Tage fuhr sie nach Warmbrunn und kaufte für <strong>Kupferberg</strong> 61 Paar Stiefeln und 12 Paar kleine Schuhe auf dem<br />

Schuhmarkt. In Buchwald wurde für <strong>Kupferberg</strong> gestrickt.<br />

1840 hatte <strong>Kupferberg</strong> nur noch 667 Einwohner. Der Bergbau ging <strong>zur</strong>ück. 1845 waren nur noch neun Bergleute in <strong>Kupferberg</strong>.<br />

Sinkende Kupferpreise, unpraktische Maßnahmen beim Betriebe mit mangelhaften Maschinen und Sprengstoffen und das Eindringen<br />

von Wasser in die Stollen waren die Ursachen des Rückgangs. Trotzdem erfuhr der Bergbau noch verschiedene Wandlungen, weil<br />

sich immer wieder neue Interessenten für ihn fanden. So die oberschlesischen Tiel-Winklers und ein Herr von Rosenstiel. Er ließ<br />

neue Schächte aufwältgen und erzielte kurzzeitig erhebliche Überschüsse.<br />

Auch die Bergwerksgelehrten Karsten und Grundmann versuchten den Bergbau wieder zu beleben, doch sie kamen zu der<br />

Erkenntnis, daß es nicht möglich sei, den Abbau nutzbringend zu gestalten. 1866 <strong>über</strong>nahm die Gewerkschaft der Consol.<br />

<strong>Kupferberg</strong>er Erzbergwerke die Gruben. Als eine Sprengstoffexplosion Kesselhaus und Maschinenräume zerstörte, erfolgte 1868<br />

wieder einmal die Einstellung des gesamten <strong>Kupferberg</strong>er Bergbaues.<br />

Als die Gebrüder Schönfelder Besitzer der <strong>Kupferberg</strong>er Erzbergwerke waren, mit denen auch das Rudelstädter Werk vereinigt war,<br />

versuchte man abermals den Abbau.<br />

Von Herrn Franzky, Brauereibesitzer in <strong>Kupferberg</strong>, stammen folgende Aufzeichnungen:<br />

“1880 kamen die Geschwister Schönfelder nach <strong>Kupferberg</strong>. Drei Brüder, Richard, Hermann der Lange, Robert und eine Schwester.<br />

Diese haben jahrelang in der Stadt gebuddelt und zwar unter denkbar schlechtesten wirtschaftlichen Verhältnissen. Sie wohnten im<br />

Weber‘schen Hause, das zuletzt Lukaschek gehörte. Dieses Haus war das Bergamt, als die <strong>Kupferberg</strong>er Grube noch dem Fiskus<br />

gehörte. Deshalb es großzügiger gebaut als die anderen Häuser.<br />

Die Gebrüder Schönfelder - Richard und die Schwester waren bereits verstorben, verkauften die Grube an einen Herrn Arend,<br />

einen Juden aus Berlin. Die Grube wurde eingeweiht durch Fackelzug am frühen Morgen, viele schöne Reden und viel Glück-Auf<br />

im Zechenhaus auf dem Adlerschacht in Rudelstadt. Und tatsächlich lief die Sache in den ersten Jahren gut. Man trieb hinter dem<br />

Friedhof den Tonischacht und im zweiten Kalkbüschel noch einen. Zwei Steiger waren da, ein Betriebsleiter, Herr Bytomski, ein<br />

Bergassessor, Dr Kosmann, als Repräsentant und ca. 100 Knappen. Herr Arend betrieb die Sache viel moderner als die Geschwister<br />

Schönfelder. Er hatte bei der Auflassung der Grube durch das Oberbergamt in Breslau die Erlaubnis erhalten, 1000 Cuxe ä 1000<br />

Mark zu vertreiben. Es standen ihm praktisch eine Million Mark <strong>zur</strong> Verfügung. Da man aber für Cuxe, so lange eine Grube im<br />

Aufbau ist und nichts abwirft, Zubuße zahlen muß und das war bei dieser Grube der Fall, so gab man diese lieber wieder <strong>zur</strong>ück<br />

und verzichtete auf den Ankaufpreis. Dies muß häufig gewesen sein, denn auf deutschen Börsen kaufte niemand mehr <strong>Kupferberg</strong>er<br />

Cuxe.<br />

Dann verlegte Herr Arend seine Tätigkeit nach England und tatsächlich kam ein englischer Fachmann, der bei uns (Franzky)<br />

wohnte und mit Herrn Kosmann verhandelte.<br />

Während des ersten Weltkriegs war also die Grube in englischem Besitz und wurde treuhänderisch verwaltet. Während des Krieges<br />

wurde auf der Grube gearbeitet und gefördert. Nach dem Krieg ging die Grube in den Besitz der großen Oberschlesischen Firma<br />

Giesche-Erben unter der Beteiligung von Grundmann aus Reichenstein bei Frankenstein.<br />

Nun wurde die Grube wieder eingeweiht mit Gottesdiensten beider Kirchen sehr früh am Morgen, wieder große<br />

Grubenlampenleuchten bis zum Adlerschacht. Dort große Feier im Zechenhaus, eine von Bergassessor Fitzners Bruder<br />

expressionistisch und unheilig gemalte Barbara strahlte von der Wand der Kaue nieder. Viele geladene Ehrengäste nahmen an der<br />

Feier teil. Ein evangl. Geistlicher erklärte diese Barbara auf eine ganz besondere Art und Weise und daß sie auch Schutzpatronin<br />

der Bergleute sei.<br />

Leider hatte auch dieser Anfang, trotz feierlicher Einweihung im Jahre 1923, keinen Erfolg gebracht. 1927 wurde der Abbau auf<br />

dem Adlerschacht eingestellt.“<br />

Mit der Wiedergabe der Aufzeichnungen des Herrn Franzky sind wir schon in das 20. Jahrhundert <strong>über</strong>gegangen. Doch nun<br />

noch einmal kurz <strong>zur</strong>ück ins 19. Jahrhundert. Was in den <strong>Kupferberg</strong>er Schächten und Stollen alles gefunden wurde erfahren wir<br />

von Dr. W. Müller Charlottenburg in der Zeitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft 1893, abgedruckt im “Wanderer im<br />

Riesengebirge“ 1894:<br />

Zinkblende (Marmait) fand man auf den Erzgängen bei <strong>Kupferberg</strong>. - Zu den ersten Verhüttungsversuchen mit Zinkblende in<br />

Oberschlesien, welche im Jahr 1860 unter meiner Leitung (Gustav Schneider, Bergverwalter a. D. in Cunnersdorf b. Hirschberg)<br />

ausgeführt wurden, fanden Erze von hier und zwar von der Einigkeitsgrube Verwendung, sie lieferten ein vortrefflich walzbares<br />

Zink -<br />

Silberglanz (Argentit, Glaserz) fand man auf der Grube Friederike Juliane bei <strong>Kupferberg</strong>.<br />

Kupferkies (Chalkopyrit). Das wichtigste Vorkommen im Gebiet von <strong>Kupferberg</strong>. In der Betriebsperiode 1806, 1811 - 1819<br />

sind in 10 Jahren im Ganzen 1.679 Ztr. Kupfer, also durchschnittlich pro Jahr nicht ganz 168 Ztr. von der Gute-Hoffnungs-<br />

Gewerkschafl produziert worden; ferner in den Jahren 1818 - 1847 (in welchen der Staat den Bergbau in die Hand nahm) meist<br />

von dem Felixgange in 30 Jahren rund 8.800 Ztr. oder jährl. durchschnittl. 293.1/3 Ztr. Kupfer. Auf den zahlreichen Gängen,<br />

welche bei <strong>Kupferberg</strong> aufsetzen, ist Kupferkies nicht bloß derb, sondern auch in schönen Krystallen vorgekommen.<br />

Buntkupferkies (Chalkosin) auf den <strong>Kupferberg</strong>er Erzgängen.<br />

Kupfer. Gediegen ist Kupfer auf den <strong>Kupferberg</strong>er Erzgängen in älterer Zeit und neuerdings wieder im Jahre 1887 bei<br />

Aufwältigung der Eingkeitsgrube.<br />

U ranpecherz (Uraniminit) auf Einigkeitsgrube bei <strong>Kupferberg</strong>.<br />

Rotkupfer (Cuprit) als Seltenheit auf den <strong>Kupferberg</strong>er Erzgängen.<br />

Kupferpechherz auf dem schwarzen Adlergang bei <strong>Kupferberg</strong>.<br />

Der Bergbau war es also, dem <strong>Kupferberg</strong> seine Entstehung und seine interessante Geschichte verdankt. Er endet damit, daß der<br />

Adlerschacht 1944 abgebaut und eingeebnet wurde.<br />

Was Russen und Polen nach 1945 in und um <strong>Kupferberg</strong> bergmännisch und ohne Erfolg noch betrieben, kann in dieser <strong>Chronik</strong><br />

nicht mehr geschildert werden.

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