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Vorwort zur Chronik über Kupferberg - Heinz Kornemann

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Was blieb für die Leute übrig, als nach anderen Erwerbsquellen zu suchen.<br />

Das Portal des 1598 von V. Frün erbauten Hauses, zuletzt Haus Nr.25. Mit Rosetten verzierte Sandsteinquadern schließen sich<br />

oben in einem Rundbogen zusammen, dessen Abschlußstein einen Löwenkopf darstellt. Unter dem geraden Sims der gemeißelte<br />

Spruch:<br />

WIR BAVEN ALHIER AVF ERDEN<br />

FEST/UND SEIN NUR FREMDE GEST<br />

UND DA WIR SOLLEN EWIG SEIN<br />

SO BAVEN WIR WENIGK DREIN<br />

Übersetzt:<br />

Wir bauen allhier auf Erden fest<br />

Und sind doch fremde Gast<br />

Und wo wir sollten ewig sein<br />

Da bauen wir wenig drein.<br />

Über dem Sims die Hausmarke mit der Jahreszahl 1598. Die Hausmarke ist kein Kaufmanns-, sondern ein Sippenzeichen. Über<br />

der schweren Holztür füllt ein geschmackvolles Schmiedewerk den Bogen. Alles zeugt von Wohlstand und Kunstsinn.<br />

Im 17. Jahrhundert herrschte in <strong>Kupferberg</strong> und den umliegenden Orten viel Elend und Unglück.<br />

Zu den Verwüstungen, die der von 1618 bis 1648 herrschende 3øjährige Krieg mit sich brachte, hauste ab 1633 noch die Pest in<br />

dieser Gegend. In <strong>Kupferberg</strong> raffte dieser Würgeengel die Hälfte der Einwohner dahin. Die Leute flohen mit Hab und Gut und<br />

dem Vieh in die Wälder unter dem Ochsenkopf und dem Bolzenschloß, um dort in Höhlen und Puschhütten ein jämmerliches<br />

Dasein zu fristen. Im Kontrollbuch der Reduktionskommission von 1654 ist der Vermerk zu finden: Scheint hier ein elender Ort<br />

(<strong>Kupferberg</strong>) zu sein.<br />

Der Bergbau kam wahrend des 3ojahrigen Krieges zum Erliegen. Später wurde er wiederaufgenommen, doch Streitigkeiten<br />

zwischen Gewerkschaften und Grundherren behinderten seinen Betrieb.<br />

Erbherr von <strong>Kupferberg</strong> war Anfangs des 17. Jahrhunderts der Freiherr David von Fürst. An Reichtum <strong>über</strong>traf er die<br />

Gutsherren der Umgebung. Er war ein wohltätiger und gutmütiger Flerr seiner Untertanen ein opferwilliger Patron der Kirche<br />

und hilfsbereiter Freund seiner Gutsnachbarn. Als der 30jährige Krieg mit seinen Greueln <strong>über</strong> das Land kam, Verarmung<br />

und Elend der Bevölkerung gar nicht mehr werden konnte, war er es immer mit seinen schier unerschöpflichen Geldmitteln<br />

den <strong>Kupferberg</strong>ern Hilfe brachte. 1634 starb David von Fürst. Sein Neffe Georg von Fürst erhielt <strong>Kupferberg</strong>, Röhrsdorf und<br />

Rothenzechau. Nachfolger des 1647 oder 1648 verstorbenen Georg von Fürst war Johann Georg von Fürst.<br />

Am 9.6.1637 brannten die Kroaten ganz <strong>Kupferberg</strong> nieder. Die aus Holz erbauten Häuser sowie die Stroh- und Schindeldächer<br />

fingen schnell Feuer und sanken in Schutt und Asche. Wieder waren die Bewohner der freien Bergstadt gezwungen, m die Burg<br />

Bolzenstein und ihre Wälder zu flüchten. Doch ihre Stadt bauten sie wieder auf.<br />

1643 zerstörten die Schweden unter Torstenso die Bolzenburg. 1648: Der 3Ojährige Krieg war zu Ende, die <strong>Kupferberg</strong>er<br />

bettelarm. Das Tagebuch des Jereniias Ullnann aus Seiffersdorf(1625-1654) gibt Auskunft, wie die Kriegshorden hier gehaust<br />

haben. Auch das Rudelsdorfer Kirchenbuch (1593-1653) beschreibt diese furchtbaren Zeiten.<br />

Am 28. Juni 1665 wurde <strong>Kupferberg</strong> mit dem Gut und den dazu gehörenden Dörfern Wüsteröhrsdorf und Rothenzeche samt<br />

Bergwerk vermietet. 1679 verkauft Maximilian von Mauschwitz die Güter Bolzenstein, Unterkupferberg, Jannowitz und<br />

Waltersdorf an den Reichsgrafen Heinrich von Promnitz, Freiherrn der Standesherrschaft Pleß. 1694 wurden die Bergwerksstollen<br />

auf ihre Abbauwürdigkeit von einer Kaiserlichen Kommission untersucht. Daraufhin bekam <strong>Kupferberg</strong> eine besondere<br />

Bcrgbaubehörde, ein Bergamt.<br />

In der vorangegangenen Fortsetzung der <strong>Chronik</strong>- „Bergwachl“ Nr.2/1986, war zuletzt von der Errichtung eines Bergamtes in<br />

<strong>Kupferberg</strong> beschrieben worden, nachdem 1694 eine Kaiserliche Kommission die Stollen auf ihre Abbauwürdigkeit untersucht<br />

hatte. Nun weiter mit Berichten aus dem 18. Jahrhundert.<br />

Mit etwa 300 Bergleuten wurde nun wieder in gewinnbringender Betriebsart Erz gefördert.<br />

1728 – 1754 war der Breslauer Handelsherr Adam Samuel Jagwitz, der von Sachsen eingewandert war, Inhaber der Gruben.<br />

Er hatte gute Bergbaukenntnisse, stand an der Spitze einer Gesellschaft und trieb den Abbau eifrig voran. Doch den erwarteten<br />

großen Gewinn gab es nicht.<br />

Am 24. Januar 1728 vernichtete ein Brand die Unterstadt mit Kirche, Turm und Schule. 1732 standen Kirche und Schule wieder<br />

da.<br />

1730 verstarb Freiherr George von Fürst. Neuer Grundherr wurde Ferdinand von Fürst, zugleich Graf von Nimptsch und Herr auf<br />

Oelse bei Striegau. Ein etwas gewalttätiger Herr, der unter anderem die Grenzen nach Schmiedeberg schlecht beachtete. Es kam<br />

zu Grenzstreitigkeiten mit den Schmiedebergern.<br />

Der 7jährige Krieg drohte mit schlimmen Zeiten, Teuerung, Einquartierung und Abgaben alles Errungene zu vernichten. Erst nach<br />

dem Frieden im Jahre 1763 konnten unsere Vorfahren wieder aufatmen.<br />

Schlesien war nun preußisch geworden und Friedrich der Große wandte sogleich sein Interesse dem schlesischen Bergbau zu.<br />

1766/67 kam der König auf den Gedanken, in <strong>Kupferberg</strong> aufKobalt graben zu lassen. Kobalt war damals ein vielbegehrter<br />

Grundstoff. Man benutzte ihn <strong>zur</strong> Herstellung der blauen Farbe für die Ton- und Porzellanwarenfabrikation und auch für die<br />

Leinwandmanufaktur. Sachsen war hierfür der Hauptlieferant. Schlesien kaufte dort allein für die Leinwandfärberei für 57.000<br />

Taler jährlich 2.600 Zentner.<br />

In den Jagwitz-Gruben fand man 1754 geringe Mengen Kobalt. Weiteres Suchen brachte keinen Erfolg. Trotz aller Warnungen<br />

durch Sachverständige ließ sich der König von einem Schwindler Namens Herzer beschwatzen, Auf Staatskosten durfte dieser

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