Vorwort zur Chronik über Kupferberg - Heinz Kornemann
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Erinnerungen an <strong>Kupferberg</strong><br />
von<br />
Georg Franzky<br />
Brauereibesitzer<br />
*1878 - †1958<br />
<strong>Vorwort</strong><br />
Georg Franzky, Brauereibesitzer, 1878 in <strong>Kupferberg</strong> geboren und 1958 fern seiner geliebten Heimat in<br />
Wolfenbüttel gestorben und in Hildesheim beerdigt, schrieb diese Aufzeichnungen unter schwierigen<br />
Bedingungen in einem nur 12 Quadratmeter großen Raum, der als Küche, Wohnraum und Schlafraum diente,<br />
in Thal, einen Ortsteil von Bad Pyrmont. Später zog die Familie nach Vinenburg. So war damals das Los der<br />
Vertriebenen, die in Häusern bei fremden Menschen einquartiert wurden und natürlich nicht willkommen<br />
waren. Mit diesem Bericht, den mir seine Tochter, Gisela Franzky, freundlicherweise <strong>zur</strong> Verfügung stellte,<br />
wollte Georg Franzky ein kleines Andenken für seine vier Kinder und für diejenigen, die sich für <strong>Kupferberg</strong><br />
interessieren, hinterlassen. Leider war es ihm nicht vergönnt, diesen Bericht zu Ende zu schreiben.<br />
Ich habe seinen Bericht in meinen PC eingescannt, damit seine aufgeschriebenen Erinnerungen nicht in<br />
Vergessenheit geraten. So wie ich den Namen seines wohlschmeckendes Bieres <strong>Kupferberg</strong>er Gold als<br />
Buchtitel für meinen Roman genommen habe, in dem auch viele Schicksale von Personen geschildert werden,<br />
die nicht beim richtigen Namen genannt werden, aber deren Schicksal auch nicht in Vergessenheit geraten<br />
sollte.<br />
<strong>Heinz</strong> <strong>Kornemann</strong><br />
Wolfsburg<br />
Nun sind wir schon fünf Jahre im Exil. Es waren keine schönen Jahre. Nicht die schlechte wirtschaftliche<br />
Lage allein macht das Leben so schwer, schlimmer ist es um das Seelische bestellt. Der Sturz war zu tief, einen<br />
alten Baum verpflanzt man nicht gern. Die Sehnsucht nach der Heimat wird immer größer, und die Aussichten<br />
nach Haus zu kommen, immer geringer. Trotz dieser seelischen Depressionen will ich versuchen, ein kleines<br />
Andenken für meine Kinder zu schreiben und für diejenigen, die sich für <strong>Kupferberg</strong> interessieren.<br />
Unser Gebirgsstädtchen <strong>Kupferberg</strong> liegt am Abhang eines Gebirgszuges, welcher in nördlicher Richtung<br />
(nach dem Bober abfällt) vom Ochsenkopf kommend nach Osten nach Rudelstadt (kommend) abfällt. Im<br />
Süden ganz steil nach dem Bober endet, im Mühlbusch und nach Westen nach dem idyllisch gelegenen<br />
Jannowitz wiederum recht steil abfällt.<br />
Unser Heimatstädtchen ist eine Bergstadt von nur reichlich 600 Einwohnern und hat die Ehre, die kleinste<br />
Stadt des ehemaligen Preußens zu sein. Diese Ehre, trotz ihrer geringen Einwohnerzahl <strong>zur</strong> Stadt erhoben<br />
zu sein, verdankt sie einem Böhmenkönig aus der Zeit, wo wir zu diesem Land gehörten. Dieser König<br />
verlieh allen Ortschaften, in denen Bergbau betrieben wurde, die Stadtrechte. Diese Rechte hat unser<br />
Städtchen immer bewahrt, obgleich es mit dem Bergbau immer mehr <strong>zur</strong>ückging und es uns Mehrausgaben<br />
an Kommunalsteuern brachte. Dies zeigte sich recht krass, als nach dem I. Weltkrieg die Bürgermeister nach<br />
Stufe 7 eingereiht wurden, ohne Rücksicht auf die Größe der Städte. Als nun dieser Irrtum des Gesetzgebers<br />
nach einigen Jahren behoben wurde und zwar so gründlich, daß Kleinstädte auch Ehrenbürgermeister einstellen<br />
konnten, d.h. die Besoldung auf ein Minimum reduziert werden konnte, ließ sich unser Stadtoberhaupt<br />
schleunigst pensionieren. Wir hatten im Magistrat und in der Stadtverordnetenversammlung zwar vorgebeugt<br />
und unser teures Stadtoberhaupt in eine Pensionskasse eingezahlt. Da aber nun wenige Jahre bis zu seiner