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Vorwort zur Chronik über Kupferberg - Heinz Kornemann

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Von den Gebrüdern Hellmann war Hans der ältere. Nachdem er starb, blieben die Güter im Besitz des Franz Hellmann, später<br />

zusammen mit Georg Reder, Wolf-Gotsch von Kynast, bis zum Jahre 1598.<br />

Franz HeItmann war nun alt geworden. Er hatte zwei Söhne, Franz der ältere und Hans, Sie sollten sich friedlich seine<br />

Hinterlassenschaft teilen, was durch die Hellmannsche Teilung vom 5. März 1562 erreicht weiden sollte. Darum wird die ganze<br />

Herrschaft <strong>Kupferberg</strong> mit Jannowitz und Waltersdorf in vier gleiche Teile aufgeteilt. Dann sollen die Brüder so losen, daß Hans<br />

drei Lose zieht, Franz jedoch nur eines. Interessant ist dabei die Abschätzung der einzelnen Besitzstücke gegeneinander. Wie hoch<br />

ist <strong>Kupferberg</strong> gewertet? Wieviel muß sein Besitzer herauszahlen, daß alle vier Teile “gleichschezig“ seien? Am 16. März 1562<br />

wurden die Lose gezogen Franz bekommt Nummero 3 und damit <strong>Kupferberg</strong>. Der jüngere Hans erhält folglich die beiden Teile<br />

von Jannowitz und dazu Waltersdorf. In dieser Urkunde steht: “In das dritte Theil gehöret Ersthichen das Oberstädtiein <strong>Kupferberg</strong>,<br />

wie es in seinen Rainen und Grenzen von Alters bies anhero gelegen, miet allen daselbst stehenden Gebäuden, Heusern, Mauren,<br />

Breuhauß, Taberne, Batstuben und was zhu denselbigen an Pfannen, sowohl an dem Gefaill und Rüstung gehörig. Item mit dem<br />

Herrenhof, dem Forwergk, Zusampt desselbigen Geschrirr an Pfliegen, Ehden, Hacken, Kethen, Wagen, Pferde, Zusanipt dem<br />

Zugehörig Geschirr, dem getroschenen Getreide, auch andern Zugehörung an Eckern und Garten und was im Hof und Vorwerk Ert-,<br />

Niet- und Nagelfeste ist. Mehr bleibt bei diesem drietten theil das Stücke von Peter Weigels Hain, welches ahlerseit abgetheilet und<br />

mit Mahisteinen vermerket ist. Vors andere gehöret zu diesem dritten Theile Erbtiech das stieke des Boberß, so sich anfehet von<br />

dem Hammerwehr bieß an Rudelßdorfer Grenze. Zum Dritten so hat dieses Theil des Oberstettleins die Herrlichkeit und Freiheit.<br />

Erbahre Zunften auf<strong>zur</strong>ichten und zu halten, item Jahrmergte und wochenmergte zu hegen, sowohl das es fremde Biere und Wein<br />

schenken mag. Welches alles den anderen dreyen theilen, beyde der Herrschaft und Unterthanen nicht vergönnt sein soll.<br />

An Nummer I hat es herauszuzahlenn 1200 Mark, an Nummer II. 1810 Mark und an Nummer IV, das ist Waltersdorf, gar 3300<br />

Mark“. <strong>Kupferberg</strong> war nun in Ober- und Nieder-Städtlein getrennt. Das Niedcr-Städtlein wurde <strong>zur</strong> Herrschaft Ober-Jannowitz<br />

geschlagen. Es hatte wohl Stadtrecht, aber weder freien Bier- und Weinschank noch Marktrecht. Erst im 19 Jahrhundert wurden<br />

beide Teile wieder vereinigt.<br />

Die Statuten von 1562 nennen nur Gerichte und Gemeine. Die Verwaltung geschieht durch das offenbar von der Herrschaft bestellte<br />

Gericht (kein Rathaus).<br />

1567 gab es an die 160 Bauten und Gänge auf Kupfererz.<br />

1577 erließ Kaiser Rudolph 1. von Osterreich eine neue Bergordnung. Diese Jahreszahl wird durch das Stadtsiegel in Erinnerung<br />

gehalten. Das Wappenschild des Siegels weist die Bergwerksattribute auf, nämlich Hammer und Schlegel, durchzogen von einem<br />

Schriftbande.<br />

Im 15. Jahrhundert hatte der Bergbau in und um <strong>Kupferberg</strong> seinen Höhepunkt erreicht. Im 16. Jahrhundert wurden keine Erfolge<br />

mehr erzielt.<br />

Am Ende der vorangegangenen Fortsetzung wurde vermerkt, daß der Bergbau in und um <strong>Kupferberg</strong> im 15. Jahrhundert die<br />

höchste Entwicklung erreicht hatte und dann im 16. Jahrhundert keine Erfolge mehr erzielt wurden. In der <strong>Chronik</strong> wird wiederholt<br />

von Versuchen berichtet, den Bergbau gewinnbringend weiter zu betreiben, was uns beweist, daß dieser Erwerbs-Zweig nicht völlig<br />

ruhte.<br />

Wie war es nun nach der<br />

Bergbau-Blütezeit?<br />

Ein weiterer Erwerbszweig waren das Spinnen, der Garnhandel und die Leinwandweberei. <strong>Kupferberg</strong> gehörte wie auch<br />

andere schlesische Gebirgsstädte zu dem sogenannten „Königskanton“ (nach Schönaich) und war wegen des Leinengewerbes<br />

vom Militärdienst befreit. Die Bürger waren also im 16. Jahrhundert noch sehr wohlhabend. Davon zeugt auch das 1598 von<br />

Valentin Krün erbaute Bürgerhaus in der Niedergasse, das den Baustil der Frührenaissance trug. Es gehörte zuletzt als Haus<br />

Nr.25 der Familie Gläser. Für die Zeit seiner Erbauung war es ein großartiges Haus mit viel äußerem Schmuck und einem<br />

interessanten Portal, dessen nähere Beschreibung unter der Abbildung zu finden ist. Alte Überlieferungen sagen, daß von<br />

diesem Hause aus ein unterirdischer Gang bis zum Rattenkloster (dieses war dort, wo später das Franzky‘sche Haus stand) und<br />

weiter bis <strong>zur</strong> Bolzenburg (?) führte. Im 30jährigen Kriege sollen die Leinwandhändler auf diesem Wege ihre Waren nach dem<br />

Bolzenschloß befördert haben. Besitzer dieses Hauses waren reiche Leinen- oder Garnkauflcute, zu denen Spinner und Weber<br />

am Sonnabendmarkt ihre Waren lieferten.<br />

Zu Zeiten Friedrichs des Großen nahm die Garnspinnerei mit dem neuen Spinnrad und die Leinenweberei einen erfreulichen<br />

Aufschwung. Fleißige Frauenhände mühten sich mit Spindel und Spinnrad, und die Männer arbeiteten an den Webstühlen mit<br />

Händen und Füßen unermüdlich.<br />

Doch fand die Blütezeit auch dieses Erwerbszweiges ihr Ende. Es begannen schwere Jahre. Schon 1725 waren 21<br />

Weberfamilien mit zusammen 136 Personen arbeitslos. Die übrigen bekamen nur die halbe Zuteilung zum Spinnen und Weben.<br />

Die Leinwanderzeugung ging <strong>zur</strong>ück. Der Verkauf nach Amerika und dem Westen war verboten.<br />

Ende des 17. Jahrhunderts breitete sich nach Erfindung der Spinnmaschine und des mechanischen Webstuhls die Textilindustrie<br />

aus.<br />

1811 wurde in Nieder-Merzdorf eine große Spinnerei eröffnet und brachte damit das Ende der Handarbeit. Auch in <strong>Kupferberg</strong><br />

verstummten daraufhin die Handspinnräder und -webstühle. Groß wurde die Not der Spinner und Weber, denn wer damals<br />

arbeitslos war, war wirklich auch brotlos. Das Sprichwort wurde wahr:<br />

“Wer sich will mit Spinnen nähren, der muß wie ein Vogel zehren.“

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