freizeit - business am bodensee - Seehas Magazin
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IBO-ARBEITSMARKTGESPRÄCH<br />
Ältere sind so dringend gesucht wie junge Fachkräfte<br />
Auf der 60. IBO trafen sich Arbeitsmarktexperten aus Deutschland, Österreich, der Schweiz<br />
und Liechtenstein, um über Wege aus der Arbeitslosigkeit zu diskutieren.<br />
Foto: Siegfried Großkopf<br />
Mit den Arbeitsmarktchancen Älterer in der Bodenseeregion beschäftigte sich<br />
das internationale Arbeitsmarktgespräch auf der 60. Internationalen Bodensee<br />
Messe (IBO). Dabei beklagte der Vizedirektor des Instituts für Arbeitsmarkt- und<br />
Berufsforschung in Nürnberg, Professor Ulrich Walwei, dass die Arbeitslosigkeit<br />
unter Älteren (über 55 Jahre) in Deutschland im Vergleich mit Österreich, der<br />
Schweiz und Liechtenstein <strong>am</strong> höchsten ist. Seine Forderung: Umsteuern in der<br />
Altenpolitik.<br />
Die momentane Situation ist nach Einschätzung der Ravensburger Agentur<br />
für Arbeit paradox: Die Teilnahme der älteren Erwerbstätigen <strong>am</strong> Arbeitsmarkt<br />
wird wegen der demografischen Entwicklung immer wichtiger. Zugleich<br />
aber sind ältere Beschäftigte <strong>am</strong> Arbeitsmarkt nur schwer unterzubringen. In<br />
Haben Sie Fragen?<br />
�INFO-CENTER<br />
bei www.jobs-ohne-grenzen.de<br />
38 SEEHAS-MAGAZIN<br />
BUSINESS<br />
Deutschland lag die Arbeitslosigkeit bei den über 55-Jährigen im Jahr 2007 bei<br />
11,8 Prozent, in der Schweiz hingegen bei 3,1 von Hundert und in Österreich<br />
bei drei Prozent. „Wir sind negativer Spitzenreiter“, bedauerte Walwey. Bei<br />
der Erwerbsquote dieser Altersgruppe zeigt sich ein anderes Bild: Sie liegt in<br />
der Schweiz bei 66, in Deutschland bei 52 und in Österreich bei lediglich 42<br />
Prozent. Besonders auffällig ist bei älteren Beschäftigten die im Verhältnis zu<br />
Jungen hohe Zahl an Langzeitarbeitslosen, die besonders geringe Erwerbstätigkeit<br />
der über 60-Jährigen und die niedrige Arbeitsmarktintegration gering<br />
Qualifizierter.<br />
Was künftige Entwicklungen und Anforderungen anbelangt, werden laut Professor<br />
Walwei die Qualifikationsanforderungen der Betriebe steigen, sich der<br />
Ersatzbedarf an Qualifizierten aufgrund der demografischen Entwicklung erhöhen,<br />
die Qualifikationsstruktur der Erwerbsbevölkerung sich weiter verbessern<br />
und ein Fachkräftemangel mit einer Verfestigung der Arbeitslosigkeit entstehen.<br />
Bei der Frage, ob die Älteren eine Problemgruppe sind oder die künftigen<br />
Hoffnungsträger darstellen, antwortete er, sie würden künftig länger im<br />
Arbeitsmarkt bleiben und sie seien die Hoffnungsträger, die benötigt würden.<br />
Walwei prophezeite, der enorm gewachsene Druck auf Ältere im Beschäftigungssystem<br />
werde weiter zunehmen. Kritik übte er an vielen Unternehmensspitzen,<br />
„die zu wenig und meistens noch das Falsche tun, Ältere in Arbeit zu<br />
halten“.<br />
Zur Verbesserung der Arbeitsmarktsituation Älterer ist nach seiner Einschätzung<br />
eine Umsteuerung in der Altenpolitik erforderlich. Diese sieht er in Deustchland<br />
mit der Angleichung des Rentenzugangsalters von Frauen und Männern, der<br />
Rente mit 67 und den Arbeitsmarktreformen als vollzogen. Handlungsoptionen<br />
bestünden im Abbau von Anreizen zur Frühverrentung, insbesondere im Auslaufen<br />
der geförderten Altersteilzeit. Voraussetzung dafür aber seien der Erhalt<br />
und Ausbau der Beschäftigungsfähigkeit durch gesundes Altern und lebenslanges<br />
Lernen.<br />
Im Kanton St.Gallen sind 22,1 Prozent der Stellensuchenden 50 Jahre und älter,<br />
sagte der Leiter des regionalen Arbeitsvermittlungszentrums Wattwil/St.Gallen.<br />
Der Anteil sei konstant hoch, die Anstellungschancen seien geringer als bei<br />
Jüngeren. Im Fürstentum Liechtenstein gehören laut Markus Bürgler, Leiter<br />
der dortigen Arbeitsverwaltung, 27,3 Prozent der Arbeitslosen zur Generation