freizeit - business am bodensee - Seehas Magazin
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INTERVIEW<br />
Herr Nix, betrachten wir das Motto der nächsten Spielzeit, dann kommen<br />
„Unruhige Zeiten“ auf uns zu. Was müssen wir uns darunter vorstellen?<br />
Das Theater spiegelt und verzerrt das wieder, was wir derzeit nur erahnen, eine<br />
gesicherte, aber ungewisse Zukunft: Mcbeth will an die Macht und irgendwann<br />
kennt er keinen Skrupel, er ist in manchem dem modernen Management ähnlich.<br />
Harold liebt die 80 jährige Maude, die aber erwartet ihren Tod, auch eine unruhige<br />
Zeit, aber zugleich ein steter Moment von Hoffnung. Das Stadttheater muss<br />
unruhig bleiben, sonst ist es tot.<br />
Ernst, heiter, besinnlich – was erwartet den Theatergast?<br />
Nehmen wir die Heilige Johanna, das ist natürlich wirklich eine ernste Geschichte,<br />
eine junge Frau will die Welt retten und kommt dabei um, auch die jüdischen<br />
Schauspieler in Polen spielen voller Lust, aber eben auch um Ihr Leben, genauso<br />
wie Carmen, die der Inbegriff von Leidenschaft ist. Leidenschaft also steht im<br />
Zentrum der Spielzeit.<br />
In der zu Ende gehenden Spielzeit waren „die Russen“ zu Gast in Konstanz.<br />
Welche Autoren haben Sie sich diesmal ausgesucht?<br />
Eröffnet wird die Spielzeit 2009/10 mit einem der ganz Großen des Theaters,<br />
vielleicht dem größten Dr<strong>am</strong>atiker: Shakespeare, von dem wir Macbeth zeigen.<br />
Aber auch Klassiker des 20. Jahrhunderts, wie Brecht, C<strong>am</strong>us und Horváth, sind<br />
vertreten.<br />
Außerdem haben wir einen Schwerpunkt der Neuen Dr<strong>am</strong>atik, mit zwei Erstaufführungen<br />
im Großen Haus - Stücke des Norwegers Jon Fosse und des Amerikaners<br />
Neil LaBute – beides bekannte und angesehene zeitgenössische Dr<strong>am</strong>atiker.<br />
Ferner etablieren wir eine kleine Reihe mit neuen Stücken in der Spiegelhalle.<br />
Mit dem Stadttheater, der Werkstattbühne und der Spiegelhalle stehen<br />
Ihnen drei Spielstätten zur Verfügung. Was wird wo gespielt?<br />
Im Stadttheater zeigen wir Klassiker, die Erstaufführungen, aber auch Komödien<br />
und eine musikalische Produktion wie Carmen – ein Progr<strong>am</strong>m, bei dem hoffentlich<br />
für jeden etwas dabei sein wird. Die Werkstatt soll dem Puppen- und Figurentheater<br />
vorbehalten bleiben und die Spiegelhalle schließlich bleibt der Ort des<br />
jungen Theaters, ergänzt von der Reihe der neuen Dr<strong>am</strong>atik, die auch ein jüngeres<br />
bzw. an neuen Formen und Stoffen interessiertes Publikum ansprechen soll.<br />
Was ist die größte Neuerung im Spielplan <strong>am</strong> Stadttheater Konstanz?<br />
Die größte Neuerung in der kommenden Spielzeit ist sicherlich die Gründung der<br />
neuen Abteilung Figuren- und Puppentheater <strong>am</strong> Theater Konstanz. Zwei wun-<br />
Prof. Dr. Christoph Nix<br />
Intendant <strong>am</strong> Stadttheater Konstanz<br />
Der neue Spielplan für die Saison<br />
2009/10 wurde vor wenigen Tagen vorgestellt.<br />
Das Motto lautet „Unruhige Zeiten“<br />
dervolle Absolventen der Ernst-Busch-Schauspielschule in Berlin werden unser<br />
Ensemble bereichern und mit Objekten, Figuren und Puppen der Werkstatt Inselgasse<br />
ein neues Profil geben. Unter dieser Kunstform darf man sich natürlich kein<br />
Kasperletheater vorstellen, sondern eine Form medialen Spiels, die natürlich auch<br />
neue Sehgewohnheiten bei den Zuschauern anregen soll. Wie ist das wenn plötzlich<br />
Figuren fliegen können, sich tatsächlich verwandeln können, zerstört werden<br />
können. Ich freue mich auf die neue Werkstatt Inselgasse.<br />
Eine weitere Neuerung ist die neue Dr<strong>am</strong>atik in der Spiegelhalle. Dort wollen wir<br />
neben hervorragendem Kinder- und Jugendtheater zeitgenössische Stücke präsentieren,<br />
die sich auch an jüngeres, studentisches Publikum richtet. Stücke wie<br />
Atropa in der Regie von Constanze Lauterbach werden bestimmt die Konstanzerinnen<br />
und Konstanzer bewegen. Außerdem freue ich mich sagen zu können,<br />
dass Felix Strasser als Direktor des jungen theater konstanz hier <strong>am</strong> Theater verlängert<br />
hat. Eine Neuerung, die allerdings für Kontinuität und Qualität in dieser<br />
wichtigen Sparte steht.<br />
Wird auch wieder Sommertheater in Überlingen gespielt?<br />
Natürlich spielen wir auch dieses Jahr wieder in Überlingen. Schon zum 7. Mal<br />
öffnet die Kapuzinerkirche ihre Türen. Dieses Jahr werden wir „Don C<strong>am</strong>illo<br />
und Peppone“ zeigen und ich werde das Stück inszenieren. Ich glaube das ist<br />
eine Geschichte, die die Zuschauer interessieren wird. Die Filme kennt fast jeder.<br />
Humorvoll und spritzig, aber auch politisch, fast revolutionär. Und die Liebe kommt<br />
dabei auch nicht zu kurz - eine Lovestory wie Romeo und Julia wird da erzählt.<br />
Natürlich haben wir auch wieder Produktionen aus Konstanz in Überlingen, es<br />
wird eine F<strong>am</strong>ilienvorstellung geben und musikalisch wird die Premiere des Tom<br />
Waits-Abends ein weiterer Höhepunkt sein. Also ich freue mich darauf.<br />
Welche Besucherauslastung erwarten Sie für die neue Saison?<br />
Immer wieder ist es gelungen zu provozieren, obwohl die Menschen doch träger<br />
werden in so wohlhabenden Gegenden wie hier, aber mittlerweile gehört es<br />
wenigstens dazu, in dieses Theater zu gehen, wer nicht geht ist out, also wir<br />
hoffen das Haus weiterhin an die 100.000 Marke führen zu können, und wenn<br />
man weiß, dass die Schaubühnen in Berlin gerade mal 160 000 hat, ist das eine<br />
ganze Menge; die Menge machts, vor allem aber die Qualität<br />
Vielen Dank für das Gespräch. Wir sind sehr gespannt, wie das breite<br />
Angebot von der Öffentlichkeit angenommen wird und wünschen Ihnen<br />
und Ihren MitarbeiterInnen viel Erfolg.<br />
SEEHAS-MAGAZIN 05