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57Andreas Mokros (Uniklinik Zürich), Pascal Scherrer (DRS 3), Thomas Noll (Justizvollzugsanstalt Pöschwies); v. l. n. r.chopathen. Die Projektmacher folgern: Die Kandidaten hatteneinen Hang zu <strong>de</strong>struktivem Verhalten, um <strong>de</strong>n Gegenspielerzu schlagen. Ökonomisch irrationales Verhalten aber gehörtnicht zu <strong>de</strong>m, was Arbeitgeber von Tra<strong>de</strong>rn erwarten. Diesesollen nüchtern und sachlich <strong>de</strong>n Gewinn maximieren.NZZ-Preis für die beste MBA-ArbeitBetreut wur<strong>de</strong>n Noll und Scherrer von Professor Peter Leibfried,<strong>de</strong>r an <strong>de</strong>r Hochschule St. Gallen <strong>de</strong>n KPMG-Lehrstuhlfür Audit und Accounting vertritt. Er fand Kandidaten undMethodik überzeugend. Im Juni 2011 erlangten Thomas Nollund Pascal Scherrer für ihre Projektarbeit eine 6 – was im <strong>de</strong>utschenNotensystem eine 1 wäre. Sie erhielten außer<strong>de</strong>m als ehrenvolleBeigabe <strong>de</strong>n NZZ-Preis für die beste Abschlussarbeitihres Executive-MBA-Jahrgangs. „Ich halte die Ergebnisse fürwissenschaftlich robust“, sagt Leibfried rückblickend.Anregungen für PersonalpraktikerBanken horchten je<strong>de</strong>nfalls auf. „Psychopathen will keiner imUnternehmen, <strong>de</strong>nn die bringen alles durcheinan<strong>de</strong>r“, sagtThomas Noll, <strong>de</strong>r in seiner Arbeit im Gefängnis regelmäßigpsychopathischen Menschen begegnet. Allerdings bremst <strong>de</strong>rPsychiater eilige Gemüter, die gleich ein Umsetzungs-Tool fürsRecruiting anfragen. Erst müsse noch <strong>de</strong>taillierter erforschtwer<strong>de</strong>n, welche Persönlichkeitsmerkmale es genau seien, diepositive o<strong>de</strong>r negative Auswirkungen im Berufsalltag von Tra<strong>de</strong>rnmit sich brächten. Und dann könne man mit hoher Wahrscheinlichkeitkein Instrument entwickeln, das für alle Bankenpasst. „One fits all wird es vermutlich nicht geben“, betont Noll.„Mentalität, Unternehmensgröße und Firmenkultur sind einigeFaktoren, das Verhalten beeinflussen.“ Bis also Unternehmenim Recruiting Instrumente einsetzen können, die Kandidatenmit besagter <strong>de</strong>struktiver Neigung herausfiltern, wird es nochdauern. Denn, so Noll: „Es ist es sehr aufwendig herauszufin<strong>de</strong>n,welche Bereiche <strong>de</strong>r Psychopathie für ein Unternehmenschädlich und welche nützlich sind.“Hoher ForschungsbedarfEs mag Zweifel geben, ob Gefangenendilemma-Spiele am PCrealistischere Ergebnisse hervorbringen können als Persönlichkeitstestsund ob sie Letztere bei <strong>de</strong>r Personalauswahl sinnvollergänzen können. Die Studienautoren Noll und Scherrerhalten ihre Herangehensweise in je<strong>de</strong>m Fall für wissenschaftlichausbaufähig. „Man kann auch an<strong>de</strong>re Populationen miteiner Variante <strong>de</strong>s Gefangenendilemmas untersuchen, etwaWirtschaftsanwälte, High Potentials o<strong>de</strong>r Elitetruppen <strong>de</strong>s Militärs“,meint Thomas Noll. Auch Professor Peter Leibfried hältbehavioristische Fragestellungen „für eine interessante Forschungsrichtung“– gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Finanzwissenschaft. SeinBeweggrund: „Im Finanzbereich sind hochkomplexe Systemeschiefgegangen, obwohl sie in sich schlüssig waren, und gera<strong>de</strong>dadurch ergibt sich für die in <strong>de</strong>r Finanzwelt bisher eherschwachen Bin<strong>de</strong>strich-Wissenschaften, etwa aus Psychologieund Accounting, ein sehr hoher Forschungsbedarf.“Für weitere wissenschaftliche Experimente stehen die bei<strong>de</strong>nMBAler mit ihren, so Noll, „150-prozentigen Hauptberufenin <strong>de</strong>n Medien und in <strong>de</strong>r Strafjustiz“ in Kontakt mitMitstreitern aus <strong>de</strong>r Forschung. Auch <strong>de</strong>shalb lassen sie in <strong>de</strong>rMärz-Ausgabe von „Psychologie heute“ die Frage offen, „ob dieHan<strong>de</strong>lsabteilungen <strong>de</strong>r Banken <strong>de</strong>rart veranlagte Leute anzieheno<strong>de</strong>r ob die Händler dort zu solchen Charakteren wer<strong>de</strong>n“.Will man das soli<strong>de</strong> beantworten, sind Langfriststudien fällig– im Labor wie in Unternehmen.Noll und Scherrer wollen die Diskussion auch internationalvorantreiben. Mit Andreas Mokros und <strong>de</strong>n ForensikernJérôme Endrass, Astrid Rossegger und Frank Urbaniok habensie <strong>de</strong>n Artikel „Professional tra<strong>de</strong>rs in a simulated non-zerosum game: Average performance but <strong>de</strong>structive maximizationof relative gain“ bei einer englischsprachigen Fachzeitschrifteingereicht. Da Investmentbanker, Wertpapier- wie Rohstoffhändlerglobal agieren, könnte sich ein Anknüpfungspunkt zuWissenschaftlern jenseits <strong>de</strong>r Schweizer Grenzen ergeben, die<strong>de</strong>m Phänomen <strong>de</strong>r Tra<strong>de</strong>r-Persönlichkeit auf <strong>de</strong>r Spur sind.02 / 12 PERSONAL<strong>quarterly</strong>

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