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6 SCHWERPUNKT_INTERVIEWWo die Grenzen nachhaltiger Weiterbildungliegen und was mehr Erfolg versprichtDas Interview mit Prof. em. Dr. Dr. h.c. Lutz von Rosenstiel führte Kristina En<strong>de</strong>rle da Silva (Red.)PERSONAL<strong>quarterly</strong>: Im Personalmanagement spielt die Nachhaltigkeitinzwischen eine große Rolle – auch und gera<strong>de</strong> in<strong>de</strong>r betrieblichen Weiterbildung. Sie haben jahrelang in <strong>de</strong>rWeiterbildungsforschung gearbeitet. Wie wür<strong>de</strong>n Sie <strong>de</strong>n Begriff„Nachhaltigkeit“ in diesem Bereich <strong>de</strong>finieren?Lutz von Rosenstiel: Nachhaltige Weiterbildung umfasst drei verschie<strong>de</strong>neAspekte: Der erste Aspekt ist <strong>de</strong>r Transfererfolg.Wer nachhaltige Weiterbildung betreiben will, muss <strong>de</strong>r Fragenachgehen, ob <strong>de</strong>r Weiterbildungseffekt auch tatsächlich imArbeitsalltag anhält. Der zweite Aspekt ist die Einbindung <strong>de</strong>rWeiterbildung in die Unternehmensstrategie. Unternehmenmüssen wissen, wo sie in fünf Jahren stehen. Und die Personalarbeitträgt zur Nachhaltigkeit bei, in<strong>de</strong>m sie dafür sorgt,dass bis dahin auch die passen<strong>de</strong>n Kompetenzen im Unternehmenvorhan<strong>de</strong>n sind. Die Weiterbildung muss sich also an<strong>de</strong>n strategischen Zielen ausrichten. Der dritte Aspekt ist dieMotivation zum Weiterlernen.PERSONAL<strong>quarterly</strong>: Warum ist dieser dritte Aspekt so wichtig?von Rosenstiel: Um das zu beantworten, muss man zunächstdie Begriffe „Weiterbildung“ und „Weiterlernen“ voneinan<strong>de</strong>rabgrenzen: Weiterbildung erfolgt völlig fremdgesteuert. EinMitarbeiter besucht auf Geheiß <strong>de</strong>r Führungskraft o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>rPersonalabteilung ein Seminar. Der Dozent bringt <strong>de</strong>m Weiterbildungsteilnehmergenau das bei, was in <strong>de</strong>n Lernzielen<strong>de</strong>finiert wur<strong>de</strong>. Im Gegensatz dazu ist Weiterlernen selbstorganisiert und bezieht auch informelle Lernformen ein. EinMitarbeiter leiht sich Bücher aus, recherchiert im Netz, gehtin selbst ausgesuchte Veranstaltungen o<strong>de</strong>r tauscht sich mitKollegen aus. In<strong>de</strong>m die Lernen<strong>de</strong>n selbst organisieren, wasund wie sie etwas lernen, i<strong>de</strong>ntifizieren sie sich viel stärker mitdiesem neuen Wissen o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n neuen Fertigkeiten. Dadurchwen<strong>de</strong>n sie bei<strong>de</strong>s auch eher in <strong>de</strong>r Praxis an.PERSONAL<strong>quarterly</strong>: Damit sprechen Sie auch wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n erstenAspekt bei <strong>de</strong>r Nachhaltigkeit an: Den Transfererfolg. Hat dieWissenschaft inzwischen gesicherte Erkenntnisse, wie man <strong>de</strong>nTransfererfolg von Weiterbildung steigern kann?von Rosenstiel: Die Forschung zum Transfererfolg ist ein weitesFeld, das bisher noch nicht ausreichend erforscht ist. Man weißimmer noch nicht, was man genau tun kann, um das Erlernte indie Praxis zu übertragen. Die Schwierigkeit liegt dabei darin,dass das Erlernte einerseits reines Wissen sein kann. Zum Beispielkann man erlernen, in welchen Fällen man eine Abmahnungschreiben kann, und dies dann in einer entsprechen<strong>de</strong>nSituation anwen<strong>de</strong>n. Das Erlernte kann aber an<strong>de</strong>rerseits auchein Sozialverhalten darstellen wie zum Beispiel Führungsfähigkeiten.Je nach<strong>de</strong>m um welche Art <strong>de</strong>s Erlernten es sichhan<strong>de</strong>lt, muss <strong>de</strong>r Transfer auch unterschiedlich bewältigt wer<strong>de</strong>n.Und hier spielen verschie<strong>de</strong>ne Faktoren eine Rolle. Beimerlernten Sozialverhalten ist zum Beispiel die Unternehmenskulturentschei<strong>de</strong>nd für <strong>de</strong>n Transfererfolg.Das heißt, es lassen sich in <strong>de</strong>r Forschung nicht einfach zehnRegeln für <strong>de</strong>n Transfererfolg aufstellen. Denn es gibt unterschiedlicheArten von <strong>de</strong>m, was man lernt, und dafür muss esauch unterschiedliche Regeln geben, wie man <strong>de</strong>n Transfererfolgstärken kann. Das macht die Forschungsarbeit natürlichsehr schwierig. Aber es gibt inzwischen auch Forschungsarbeiten,die Barrieren beim Lerntransfer diagnostizieren. Dazuhat Professorin Simone Kauffeld von <strong>de</strong>r TU Braunschweigentsprechen<strong>de</strong> Instrumente entwickelt. 1PERSONAL<strong>quarterly</strong>: Sie waren lange Leiter <strong>de</strong>s Kuratoriums fürdas Forschungsprogramm „Lernkultur Kompetenzentwicklung“beim Bun<strong>de</strong>sministerium für Forschung und Techonologie, bei<strong>de</strong>m Sie verschie<strong>de</strong>ne Praxisprojekte <strong>de</strong>r Personalentwicklungwissenschaftlich begleitet haben. Inwiefern konnten Sie dabeierforschen, welche Art <strong>de</strong>s Lernens effektiver ist – und damitauch einen größeren Transfererfolg verspricht?von Rosenstiel: Es gab in <strong>de</strong>n sieben Jahren <strong>de</strong>r Projektlaufzeit etwa250 Einzelprojekte. Einen Teil davon habe ich selbst begleitet.In diesen Projekten konnten wir verschie<strong>de</strong>ne Lernformenin Unternehmen einführen und auf ihre Effektivität in <strong>de</strong>r Praxistesten. Die Haupterkenntnis, die wir daraus ziehen konnten,war, dass die Erfahrung im Arbeitsprozess die effektivstealler Lernformen ist. In <strong>de</strong>r Forschung spricht man hier vonsituativem Lernen. Damit diese Lernform effektiv ist, müssen1 Prof. Dr. Simone Kauffeld geht <strong>de</strong>r Forschungsfrage nach, welche Faktoren <strong>de</strong>n Transfer in die Praxisbeeinfl ussen. Eine Zusammenfassung <strong>de</strong>r Ergebnisse ihrer Arbeit lesen Sie ab Seite 10 dieser Ausgabe.PERSONAL<strong>quarterly</strong> 02 / 12

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