Schulter an Schulter voran - Wohnungsgenossenschaft von 1904 eG

Zurück in die ZukunftZentimeterdicke Dämmplatten, großflächige Solaranlagen,Balkone auf Stelzen: Das sind drei typische Merkmaleeiner energetischen Modernisierung. Um optimaleResultate zu erzielen, sind sie nach derzeitigem Standder Technik auch unverzichtbar. Für den Altbaubestandeiner Stadt wie Hamburg sind sie aber eine Gefahr. DieOptik der Gebäude wird so stark verändert, dass dieursprüngliche Charakteristik und damit ein prägenderTeil des Stadtbilds verloren gehen können.Bewusst sagen wir „können“. Denn durch unsere jüngstenGroßmodernisierungen in Winterhude, Eimsbüttelund in Hoheluft wissen wir, dass es anders geht. Die beidenletzten Wohnanlagen, deren Modernisierung 2012fertig gestellt wurde, gehören zu den Ältesten in unseremBestand. Die Häuserzeilen in der Gustav-Falke-Straße/Schlankreye/Helene-Lange-Straße wurden 1927 erbaut.Das Gebäude in der Mansteinstraße ist sogar unser Erstlingswerkund wurde 1908 bezugsfertig. Zwar trug es imzweiten Weltkrieg starke Schäden davon, wurde 1952aber zum Teil wieder aufgebaut.Architektonisch wies die Wohnanlage in der Gustav-Falke-Straße/Schlankreye/Helene-Lange-Straße die Besonderheitendes Backsteinexpressionismus auf: einerotbraune Klinkertextur mit rauer Oberfläche, zum Teildurchbrochen von hellen Putzflächen sowie schmückendeVorsprünge und Zierleisten. Heute zeigen siegenau die gleichen Charakteristika, können es aber inpuncto CO 2-Werte und Komfort mit jedem Neubau aufnehmen.Gelungen ist uns das mit einer Rundumerneuerungder Gebäude. In der Mansteinstraße gehörten dazuauch eine Innenmodernisierung der Bäder und Küchensowie die Erneuerung der Elektrik, der Einbau einer Zentralheizungmit zentraler Warmwasserversorgung undder Anschluss an das Fernwärmenetz.Ansonsten unterzogen wir beide Wohnanlagen dem gleichenumfangreichen Programm: Die Kellerdecken undDachböden wurden wärmegedämmt, ebenso alle Fassaden.Die alten Balkone wurden durch neue und größereersetzt und beide Wohnanlagen mit einer Komfortlüftungsanlageausgestattet sowie mit einer Solaranlagezur Unterstützung der Warmwasserbereitung. Das klingtnach einer gewöhnlichen energetischen Modernisierung?Tatsächlich ist es das auch, schließlich arbeiten wirnach modernen technischen Standards. Äußerlich sindaber deutliche Unterschiede zu erkennen.Moderner Altbaustil: Mit Verblend-Formsteinen aus Keramik konntenwir die Charakteristik des Backsteingebäudes erhalten (von links:Monika Böhm, Vorstandsmitglied „1904“; Dr. Torsten Sevecke, BezirksamtsleiterEimsbüttel; Mechthild Führbaum, BezirksamtspräsidentinEimsbüttel; Wolfgang Overkamp, Vorstandsmitglied HamburgischeWohnungsbaukreditanstalt; Klaus Weise, Vorstandsmitglied „1904“).Gestalterisch haben wir uns an den ursprünglichen Entwürfenorientiert und die Außenfassaden – also dieSeite, die dem öffentlichen Raum zugewandt ist – weitgehendwieder hergestellt. In der Mansteinstraße glichenwir im Zuge dieser Arbeiten auch die verschiedenenGebäudeteile einander an, in der Gustav-Falke-Straße/Schlankreye/Helene-Lange-Straße bauten wir Sprossenfensterein. Für diese Wohnanlage ließen wir zudem spezielleVerblend-Formsteine aus Keramik brennen. Somitkonnten wir die unterschiedlichen Zierelemente wiederherstellen sowie Optik und Haptik des Backsteins rekonstruieren.Diese besondere Art der Modernisierung haben wir erstmalsin unserer Wohnanlage in Winterhude umgesetzt,um die Außenansicht der Wohnanlage wieder in deralten Form aus den 1920er Jahren erscheinen zu lassen.So konnten wir moderne Technik mit den Backsteinansichtenkombinieren, was nicht nur bei den Mitgliedern,sondern auch bei den beteiligten Behörden und denBacksteinzertifizierern der Stadt Hamburg große Anerkennungfand.Unser Fazit: Im Vergleich zu einer Modernisierung mithandelsüblichen Kunststofffassaden ist der Aufwandungleich höher – sowohl planerisch als auch finanziellgesehen. Als ein traditionelles Hamburger Unternehmensetzen wir uns aber dafür ein, den Backstein als charakteristischesMerkmal unserer Stadt zu erhalten. Auch inZukunft werden wir unsere Altbauten deshalb ganz indiesem Stil modernisieren.Bauen, wohnen & ein gutes Lebensgefühl23