30.11.2012 Aufrufe

Gemeindeblatt April 2011

Gemeindeblatt April 2011

Gemeindeblatt April 2011

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Historisches aus der Gemeinde<br />

„Wir wollen uns erinnern“<br />

Sonderzug in das Vernichtungslager<br />

Michael Böckler, Trappstadt<br />

Der Weg vom Sammellager zum Verladebahnhof<br />

in Würzburg wird am 10. Mai <strong>2011</strong><br />

um 15.00 Uhr ein zweites Mal gegangen.<br />

Eine Projektgruppe in Würzburg hat Bürger<br />

aus Unterfranken eingeladen diesen Weg zusammen<br />

zu gehen. Bürger aus Gemeinden,<br />

die bis 1942 jüdische Mitbürger hatten. Der<br />

Weg wurde rekonstruiert. Ausgangspunkt<br />

war der ehemalige Platz’sche Garten, ein<br />

Veranstaltungslokal am Anfang der Rottendorfer<br />

Straße gegenüber dem heutigen evangelischen<br />

Gemeindehaus. Endpunkt dieses<br />

Weges war eine Verladestelle des Würzburger<br />

Bahnhofs in der Aumühlenstraße.<br />

Diesen Weg gingen am 25. <strong>April</strong> 1943 die<br />

letzten 852 Juden aus Unterfranken.<br />

Diesen letzten Weg gingen auch drei<br />

jüdische Mitbürger aus Trappstadt<br />

Max Ackermann sowie Bertha und Regina<br />

Oberbrunner wurden am 24. <strong>April</strong> 1943 auf<br />

einem offenen Leiterwagen aus dem Dorf<br />

gebracht. Der damalige linientreue Lehrer<br />

- er erschien immer mit einer braunen Uniform<br />

im Unterricht - ließ die Kinder unserer<br />

Gemeinde am Straßenrand antreten. Als der<br />

Leiterwagen vorbeifuhr forderte die Lehrkraft<br />

seine Schüler und Schülerinnen dazu auf, die<br />

Juden anzuspucken 1 .<br />

Nach den Plänen der Gestapo sollte auch Josef<br />

Oberbrunner (Schuster in Trappstadt, mit Berufsverbot<br />

belegt) unter den „Evakuierten“<br />

sein. Allerdings war er zu dieser Zeit im thüringischen<br />

Suhl inhaftiert. Trotz einer Aufforderung<br />

der Würzburger Gestapo, ihn zum<br />

Zwecke der Deportation aus dem Gefängnis<br />

zu entlassen, blieb er wegen eines laufenden<br />

Verfahrens in Suhl in Haft 2 . Er wurde erst am<br />

17. Juni 1943 nach Auschwitz gebracht. Er<br />

­74 AusgAbe 56 · <strong>April</strong> <strong>2011</strong><br />

starb dort am 25. Dezember 1943 3 .<br />

Die oben genannten Juden, darunter Josef<br />

Oberbrunners Ehefrau Bertha und seine<br />

Schwester Regina erreichten noch am gleichen<br />

Tag Würzburg. Ab Königshofen wurden<br />

sie zusammen mit anderen Juden aus dem<br />

Landkreis Bad Königshofen (9 aus Höchheim,<br />

3 aus Kleinbardorf und 6 aus Kleineibstadt)<br />

mit der Reichsbahn nach Würzburg gebracht<br />

(Ankunft 16:44 Uhr).<br />

Zusammen mit über 200 weiteren Personen jüdischen<br />

Glaubens aus den Landkreisen Mellrichstadt,<br />

Kitzingen, Bad Kissingen, Karlstadt<br />

und Würzburg erreichten sie das Sammellager<br />

der Evakuierungsstelle in Würzburg. 78 weitere<br />

Personen aus der Stadt Würzburg hatten<br />

sich ebenfalls dort einzufinden 4 .<br />

Sie alle waren „Fahrgäste“ des Sonderzuges<br />

„Da 49“. „Es handelte sich – nach den Sonderzügen<br />

vom 29. November 1941 aus Nürnberg<br />

für Riga und vom 24. März 1942 aus<br />

Unterfranken für Izbica – um den dritten<br />

Transport von Juden aus Mainfranken. Weil<br />

die größeren Städte des Bezirks bereits weitgehend<br />

„geräumt“ waren, erfolgte nun die<br />

„Auskämmung“ der Region“.<br />

Bereits der „Antransport“ der Juden aus den<br />

Landkreisen nach Würzburg war ein außerordentlich<br />

vielteiliger Vorgang, für den umfangreiche<br />

organisatorische Vorbereitungen<br />

erforderlich waren, da sich der geplante Deportationstransport<br />

aus Menschen zahlreicher<br />

Ortschaften zusammensetzte.<br />

In Mainfranken lebten die Juden außerordentlich<br />

weit verteilt. Nach einer „Aufstellung<br />

über die zur Evakuierung am 22.-24.4.1942<br />

anzutransportierenden Juden“ der Würzburger<br />

Gestapo mit anhängender „Ankunftseinteilung“<br />

5 sollten an diesen drei Tagen 850<br />

Menschen aus 19 Landkreisen und aus 3

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!