Gemeindeblatt April 2011
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Nach über 60 Jahren wird in Trappstadt wieder Schnaps gebrannt 26.01.<strong>2011</strong><br />
Den Weingeist zum Leben erweckt<br />
Im vergangenen Jahr legte sich der Trappstädter<br />
Mathias Gerstner ein ungewöhnliches<br />
Hobby zu: Er richtete eine eigene Schnapsbrennerei<br />
ein.<br />
Als der 37-jährige Bankbetriebswirt vor gut<br />
einem Jahr beim Stöbern auf dem Dachboden<br />
eher zufällig auf Unterlagen stieß, aus denen<br />
hervorging, dass in seiner Familie früher einmal<br />
Schnaps gebrannt wurde, war sein Interesse<br />
geweckt. „Ich wollte diese Tradition unbedingt<br />
wiederbeleben und damit auch ein Stück Familiengeschichte<br />
fortschreiben,“ nennt Mathias<br />
Gerstner die Beweggründe für seinen<br />
Einstieg in die Schnapsbrennerei.<br />
Mindestens 60 Jahre ist es her, dass der einstige<br />
Trappstädter Bürgermeister Anton Gerstner,<br />
ein Bruder von Mathias Gerstners Urgroßvater<br />
Josef, in Trappstadt zum letzten Mal<br />
Schnaps gebrannt hat. Dass er das Brennrecht<br />
wie damals durchaus üblich nicht verkauft hat,<br />
war ein Glück. Es ruhte und musste von deshalb<br />
nur „wiederbelebt“ werden.<br />
Neben dieser wohl wichtigsten Voraussetzung<br />
für den Betrieb einer Kleinbrennerei waren<br />
noch einige weitere Vorschriften zu beachten.<br />
„Wer ein Brennrecht beansprucht, muss eine<br />
eigene Landwirtschaft angemeldet haben und<br />
50 Obstbäume besitzen“, erzählt Gerstner.<br />
Erforderlich sei zudem ein Brennraum, der nur<br />
einen Zugang haben darf. „Das rührt von früher<br />
Es ist Schnaps und schmeckt auch so: Mathias<br />
Gerstner probiert von seinem ersten<br />
Obstler, den er erst vor wenigen Wochen<br />
gebrannt hat. Foto: Alfred Kordwig<br />
her, als Schwarzbrenner oftmals durch einen<br />
Hinterausgang flüchteten, während vorne in<br />
der Tür die Kontrolleure standen,“ weiß Gerstner,<br />
der viel Fachliteratur gepaukt hat, bis er<br />
sich im Dezember mit Hilfe seines Freundes<br />
Tobias Herzog an seine ersten Brände heranwagte.<br />
Und dass diese Schnäpse, ein Birnenbrand<br />
und ein Obstler, trinkbar sind, hätten ihm<br />
schon einige Schnapskenner bestätigt. „Die<br />
Qualität ist gut,“ so Gerstner, der seit einiger<br />
Zeit schon Mitglied im Fränkischen Obst- und<br />
Kleinbrennerverband ist.<br />
Mit dem „kleinen Brennrecht“ darf der Trappstädter<br />
maximal 50 Liter Alkohol im Jahr<br />
herstellen, was für etwas mehr als 100 Liter<br />
Schnaps reicht. Die dafür erforderliche Anlage<br />
mit Brenngerät, Maischebehälter, Pumpen,<br />
Destille und vielen weiteren Kleinteilen<br />
hat er für rund 8000 Euro gebraucht gekauft,<br />
weitere 4000 Euro hat er in die Ausgestaltung<br />
des Brennraums gesteckt. „Bis dieses Geld<br />
durch den Verkauf des Schnapses wieder hereinkommt,<br />
werden wohl viele Jahre vergehen.“<br />
Dies auszurechnen ist dem Banker nicht<br />
schwer gefallen. Des Geldes wegen führt Mathias<br />
Gerstner die Tradition seines Urgroßonkels<br />
auch nicht fort, wie er betont: „Für mich ist<br />
die Schnapsbrennerei ein faszinierendes Hobby,<br />
mit dem ich ein Stück Familiengeschichte<br />
bewahren möchte.“ AK<br />
AusgAbe 56 · <strong>April</strong> <strong>2011</strong> 81