PDF Download - Laborwelt
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wurde. Dabei werden sowohl Probe als auch<br />
die am Detektor akkumulierten Ladungen<br />
synchron bewegt. Somit kann die Aufnahme<br />
selbst einer beliebig großen Chipoberfläche<br />
kontinuierlich erfolgen, ohne zeitaufwendige<br />
Positionierungsschritte 5 .<br />
Ultra-sensitives mRNA-Profiling<br />
Die Anwendung des Gerätes auf Microarrays<br />
erwies sich zunächst als nicht ganz<br />
einfach. Aufgrund der hohen Sensitivität<br />
des von uns entwickelten Detektors beobachteten<br />
wir zunächst viele gebundene,<br />
fluoreszierende Biomoleküle, selbst auf<br />
unbehandelten Biochips. Offenbar waren<br />
alle kommerziell erhältlichen Trägermaterialien<br />
den hohen Ansprüchen an die Reinheit<br />
nicht gewachsen. Wir entwickelten daher<br />
Biochips mit einer wesentlich verbesserten<br />
Reinheit 6 – im Mittel befinden sich nur<br />
etwa 25 unspezifisch adsorbierte Moleküle<br />
innerhalb der Fläche eines DNA-Spots von<br />
100 µm Durchmesser 5,7 .<br />
Weiters stellten sich völlig neue Anforderungen<br />
an die Software zur Datenanalyse.<br />
Während marktübliche Microarrays gewöhnlich<br />
nur auf die Helligkeit der einzel-<br />
W I S S E N S C H A F T<br />
Abb. 3: Ein DNA-Microarray, auf Einzelmolekül-Ebene ausgelesen. Die einzelnen Spots entsprechen<br />
verschiedenen Gen-Sequenzen. Eine Ausschnittvergrößerung des Bildes zeigt einzelne<br />
helle Signale, die den einzelnen fluoreszierenden cDNA-Molekülen entsprechen.<br />
nen Spots untersucht werden, können in<br />
unserem Fall die Moleküle gezählt werden,<br />
was sich als viel genaueres Verfahren erwies.<br />
Projektpartner vom Fuzzy Logic Laboratory<br />
der Universität Linz entwickelten dafür die<br />
vollautomatischen Analyseroutinen.<br />
Damit stand einer Anwendung – also der<br />
Charakterisierung einer typischen Probe,<br />
wie sie im Routinebetrieb eines Analyselabors<br />
auftreten könnte – nichts mehr im Wege.<br />
Dieses Experiment wurde gemeinsam mit<br />
unseren Partnern vom Fachbereich für molekulare<br />
Biologie der Universität Salzburg<br />
durchgeführt. Um die hohe Sensitivität der<br />
Plattform zu demonstrieren, wählten wir<br />
zur Untersuchung nur 200 ng totale RNA<br />
– also eine hundertfach geringere RNA-<br />
Ausgangsmenge als mit herkömmlichen<br />
Geräten gerade noch messbar wäre. Die<br />
Probe wurde auf einem Microarray aus 125<br />
unterschiedlichen 67-70mer Oligonukleotiden,<br />
welche in acht Replikaten gespottet<br />
wurden, hybridisiert und ausgelesen (Abb.<br />
3). Wir fanden einerseits hochexprimierte<br />
Gensequenzen, welche eine homogene<br />
Signalverteilung über dem Spot bewirkten.<br />
Diese Gene wurden mit konventionellen<br />
Methoden ausgewertet. Für viele Gene war<br />
jedoch die Konzentration so niedrig, dass<br />
nur mehr einige wenige cDNA-Moleküle<br />
binden konnten (siehe Inset); in diesem Fall<br />
wurden für eine quantitative Analyse die<br />
Moleküle gezählt. Die Auswertung lieferte<br />
exakt die gleichen Resultate wie eine Vergleichsmessung<br />
an hundertfach höheren<br />
Ausgangsmengen mit einem kommerziellen<br />
Gerät 7,8 .<br />
Auch Proteindetektion möglich<br />
Die Anwendung der hier vorgestellten<br />
Technologie ist nicht beschränkt auf genetische<br />
Fragestellungen. So ist die Kenntnis<br />
des menschlichen Erbgutes nur der erste<br />
Schritt zu einer vollständigen Entschlüsselung<br />
von Zellfunktionen. Den wesentlichen<br />
zweiten Schritt stellt die Charakterisierung<br />
des im Genom kodierten Proteoms – des<br />
Proteingehalts einer Zelle in bestimmten<br />
Stadien ihrer Entwicklung – dar. Für Proteine<br />
existiert keine der PCR vergleichbare<br />
Methode zur Probenamplifizierung. Gerade<br />
in diesem Bereich wird ein Chip-Lesegerät<br />
mit Einzelmolekül-Sensitivität Grundvoraussetzung<br />
für viele diagnostische sowie<br />
grundlagenwissenschaftliche Fragestellungen<br />
sein.<br />
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Korrespondenzadresse<br />
Dr. Gerhard J. Schütz<br />
Institut für Biophysik<br />
Johannes Kepler-Universität Linz<br />
Altenbergerstr. 69<br />
A-4040 Linz<br />
Dr. Jan Hesse<br />
Zentrum für Biomedizinische<br />
Nanotechnologie<br />
Upper Austrian Research GmbH<br />
Scharitzerstr. 6-8, A-4020 Linz, Austria<br />
16 | 8. Jahrgang | Nr. 5/2007 LABORWELT