02.12.2012 Aufrufe

Ausgabe Herbst - 2005 - Patientenliga Atemwegserkrankungen e.V.

Ausgabe Herbst - 2005 - Patientenliga Atemwegserkrankungen e.V.

Ausgabe Herbst - 2005 - Patientenliga Atemwegserkrankungen e.V.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

schweren Verlauf und erfordern eine stationäre Einweisung.<br />

Pneumokokken werden zwar von Mensch zu<br />

Mensch übertragen, aber eine Ansteckung hinsichtlich<br />

der Lungenentzündung im eigentlichen Sinne gibt es<br />

nicht. Studien haben gezeigt, dass bis zu 50% aller<br />

Kinder mit Pneumokokken kolonisiert sind, aber nur ein<br />

Bruchteil dieser Kinder erkrankt. „Kolonisiert“ heißt, die<br />

Bakterien besiedeln die Rachenschleimhaut für einige<br />

Wochen oder Monate und verschwinden dann wieder,<br />

ohne dass es zur Erkrankung kommt.<br />

Ein anderer Erreger, der weniger häufig, aber ebenso<br />

gefährlich ist, sind die Legionellen, Erreger der Legionärskrankheit,<br />

einer oftmals schwer verlaufenden Lungenentzündung.<br />

Besonders gefährdet sind Alkoholkranke und<br />

ältere Menschen. Legionellen werden nicht von Mensch<br />

zu Mensch übertragen; sie leben im Wasserleitungssystem<br />

und werden vor allem beim Duschen und beim<br />

Baden in Whirlpools mit dem feinen Wassernebel<br />

eingeatmet. Einige Autoren empfehlen daher, beispielsweise<br />

in Hotels die Dusche vor Benutzung für einige<br />

Minuten laufen zu lassen, um die evtl. länger nicht<br />

genutzte Leitung zu spülen. Dies erscheint logisch, allerdings<br />

wurde die Effizienz einer solchen Vorsichtsmaßnahme<br />

noch nicht wissenschaftlich belegt.<br />

Weniger gefährlich als die vorgenannten Keime sind<br />

Mykoplasmen und Hämophilus. Mykoplasmen infizieren<br />

meist jüngere Menschen, die dadurch verursachte<br />

Pneumonie zeigt häufig einen milden Verlauf.<br />

Hämophilus befällt hingegen meist Raucher und COPD-<br />

Patienten, auch Hämophilus-Pneumonien gehen eher mit<br />

einer leichten Symptomatik einher.<br />

Im Gegensatz dazu verursachen die sogenannten „Gramnegativen“-Bakterien<br />

(z.B. Pseudomonas, E.coli und<br />

Klebsiellen) schwere Pneumonien mit einer hohen Sterblichkeit.<br />

Diese Keime befallen allerdings selten junge, vormals<br />

gesunde Menschen, sondern infizieren fast ausschließlich<br />

Patienten in Alten- und Pflegeheimen sowie Patienten<br />

mit vielen Begleiterkrankungen. Auf die Vielzahl der weiteren<br />

Erreger soll hier nicht eingegangen werden. Erwähnt<br />

sei noch das leicht übertragbare Grippevirus (Influenza),<br />

das vor allem im Winterhalbjahr zu einer deutlichen<br />

Zunahme der Pneumonien führt.<br />

Symptome<br />

Eine Lungenentzündung lässt sich selten eindeutig nur<br />

anhand der klinischen Symptome diagnostizieren. Das<br />

liegt daran, dass die Symptomatik der Pneumonie sehr<br />

vielgestaltig sein kann und nicht alle Symptome bei<br />

allen Patienten gleich ausgeprägt sind. Eine Pneumonie<br />

kann akut oder schleichend beginnen. Fieber, Husten<br />

(nicht produktiv oder produktiv mit Abhusten von eitrigem<br />

oder rostfarbenem Auswurf), atemabhängiger<br />

Brustschmerzen, Schüttelfrost und Kurzatmigkeit sind<br />

typische, aber nicht spezifische Symptome einer Pneumonie.<br />

Daneben klagen die Patienten häufig über Allge-<br />

Zentraler Beitrag: Krankheitsbilder Luftpost<br />

meinsymptome wie Kopf- und Gliederschmerzen, Übelkeit,<br />

Erbrechen, Diarrhoe und Abgeschlagenheit. In<br />

einer wissenschaftlichen Studie wurde gezeigt, dass bei<br />

Patienten mit einer Pulsfrequenz kleiner als 100/Minute,<br />

einer Körpertemperatur von weniger 37,8°C und einer<br />

Atemfrequenz kleiner als 20/Minute eine Pneumonie<br />

fünfmal weniger wahrscheinlich ist, als bei Patienten, bei<br />

denen diese drei Werte erhöht waren. Bei älteren Menschen<br />

können Pneumonien leicht übersehen werden, da<br />

die typischen Symptome fehlen. Oftmals entwickeln<br />

ältere Patienten kein Fieber, und eine Sturzneigung oder<br />

eine neu aufgetretene Verwirrtheit sind die einzigen<br />

Hinweiszeichen.<br />

Infiltrat auf einem Röntgenbild des Thorax<br />

Was geschieht beim Arztbesuch?<br />

Wenn der Arzt eine Lungenentzündung vermutet, wird<br />

er den Patienten zunächst sorgsam untersuchen. Dazu<br />

gehört neben der Erhebung der Krankengeschichte auf<br />

jeden Fall die Perkussion („Abklopfen“) und Auskultation<br />

(„Abhören“) des Brustkorbes. Bedingt durch die Ausfüllung<br />

der Lungenbläschen mit Eiter ist der Klopfschall<br />

über dem betroffenen Lungengebiet abgeschwächt und<br />

der Arzt hört durch das Stethoskop das Atemgeräusch<br />

über diesem Areal lauter, oftmals mit zusätzlichen<br />

Rasselgeräuschen. Allerdings können mittels der Auskultation<br />

nur thoraxwandnahe (bis ca. fünf Zentimeter<br />

Tiefe) Veränderungen gehört werden.<br />

Studien zeigen, dass durch die eben beschriebene körperliche<br />

Untersuchung nur etwa die Hälfte der Pneumonien<br />

erkannt werden kann. Daher sollte bei begründetem<br />

Verdacht auf eine Lungenentzündung (z.B. Fieber >38,5°C<br />

17

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!