Ausgabe Herbst - 2005 - Patientenliga Atemwegserkrankungen e.V.
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schweren Verlauf und erfordern eine stationäre Einweisung.<br />
Pneumokokken werden zwar von Mensch zu<br />
Mensch übertragen, aber eine Ansteckung hinsichtlich<br />
der Lungenentzündung im eigentlichen Sinne gibt es<br />
nicht. Studien haben gezeigt, dass bis zu 50% aller<br />
Kinder mit Pneumokokken kolonisiert sind, aber nur ein<br />
Bruchteil dieser Kinder erkrankt. „Kolonisiert“ heißt, die<br />
Bakterien besiedeln die Rachenschleimhaut für einige<br />
Wochen oder Monate und verschwinden dann wieder,<br />
ohne dass es zur Erkrankung kommt.<br />
Ein anderer Erreger, der weniger häufig, aber ebenso<br />
gefährlich ist, sind die Legionellen, Erreger der Legionärskrankheit,<br />
einer oftmals schwer verlaufenden Lungenentzündung.<br />
Besonders gefährdet sind Alkoholkranke und<br />
ältere Menschen. Legionellen werden nicht von Mensch<br />
zu Mensch übertragen; sie leben im Wasserleitungssystem<br />
und werden vor allem beim Duschen und beim<br />
Baden in Whirlpools mit dem feinen Wassernebel<br />
eingeatmet. Einige Autoren empfehlen daher, beispielsweise<br />
in Hotels die Dusche vor Benutzung für einige<br />
Minuten laufen zu lassen, um die evtl. länger nicht<br />
genutzte Leitung zu spülen. Dies erscheint logisch, allerdings<br />
wurde die Effizienz einer solchen Vorsichtsmaßnahme<br />
noch nicht wissenschaftlich belegt.<br />
Weniger gefährlich als die vorgenannten Keime sind<br />
Mykoplasmen und Hämophilus. Mykoplasmen infizieren<br />
meist jüngere Menschen, die dadurch verursachte<br />
Pneumonie zeigt häufig einen milden Verlauf.<br />
Hämophilus befällt hingegen meist Raucher und COPD-<br />
Patienten, auch Hämophilus-Pneumonien gehen eher mit<br />
einer leichten Symptomatik einher.<br />
Im Gegensatz dazu verursachen die sogenannten „Gramnegativen“-Bakterien<br />
(z.B. Pseudomonas, E.coli und<br />
Klebsiellen) schwere Pneumonien mit einer hohen Sterblichkeit.<br />
Diese Keime befallen allerdings selten junge, vormals<br />
gesunde Menschen, sondern infizieren fast ausschließlich<br />
Patienten in Alten- und Pflegeheimen sowie Patienten<br />
mit vielen Begleiterkrankungen. Auf die Vielzahl der weiteren<br />
Erreger soll hier nicht eingegangen werden. Erwähnt<br />
sei noch das leicht übertragbare Grippevirus (Influenza),<br />
das vor allem im Winterhalbjahr zu einer deutlichen<br />
Zunahme der Pneumonien führt.<br />
Symptome<br />
Eine Lungenentzündung lässt sich selten eindeutig nur<br />
anhand der klinischen Symptome diagnostizieren. Das<br />
liegt daran, dass die Symptomatik der Pneumonie sehr<br />
vielgestaltig sein kann und nicht alle Symptome bei<br />
allen Patienten gleich ausgeprägt sind. Eine Pneumonie<br />
kann akut oder schleichend beginnen. Fieber, Husten<br />
(nicht produktiv oder produktiv mit Abhusten von eitrigem<br />
oder rostfarbenem Auswurf), atemabhängiger<br />
Brustschmerzen, Schüttelfrost und Kurzatmigkeit sind<br />
typische, aber nicht spezifische Symptome einer Pneumonie.<br />
Daneben klagen die Patienten häufig über Allge-<br />
Zentraler Beitrag: Krankheitsbilder Luftpost<br />
meinsymptome wie Kopf- und Gliederschmerzen, Übelkeit,<br />
Erbrechen, Diarrhoe und Abgeschlagenheit. In<br />
einer wissenschaftlichen Studie wurde gezeigt, dass bei<br />
Patienten mit einer Pulsfrequenz kleiner als 100/Minute,<br />
einer Körpertemperatur von weniger 37,8°C und einer<br />
Atemfrequenz kleiner als 20/Minute eine Pneumonie<br />
fünfmal weniger wahrscheinlich ist, als bei Patienten, bei<br />
denen diese drei Werte erhöht waren. Bei älteren Menschen<br />
können Pneumonien leicht übersehen werden, da<br />
die typischen Symptome fehlen. Oftmals entwickeln<br />
ältere Patienten kein Fieber, und eine Sturzneigung oder<br />
eine neu aufgetretene Verwirrtheit sind die einzigen<br />
Hinweiszeichen.<br />
Infiltrat auf einem Röntgenbild des Thorax<br />
Was geschieht beim Arztbesuch?<br />
Wenn der Arzt eine Lungenentzündung vermutet, wird<br />
er den Patienten zunächst sorgsam untersuchen. Dazu<br />
gehört neben der Erhebung der Krankengeschichte auf<br />
jeden Fall die Perkussion („Abklopfen“) und Auskultation<br />
(„Abhören“) des Brustkorbes. Bedingt durch die Ausfüllung<br />
der Lungenbläschen mit Eiter ist der Klopfschall<br />
über dem betroffenen Lungengebiet abgeschwächt und<br />
der Arzt hört durch das Stethoskop das Atemgeräusch<br />
über diesem Areal lauter, oftmals mit zusätzlichen<br />
Rasselgeräuschen. Allerdings können mittels der Auskultation<br />
nur thoraxwandnahe (bis ca. fünf Zentimeter<br />
Tiefe) Veränderungen gehört werden.<br />
Studien zeigen, dass durch die eben beschriebene körperliche<br />
Untersuchung nur etwa die Hälfte der Pneumonien<br />
erkannt werden kann. Daher sollte bei begründetem<br />
Verdacht auf eine Lungenentzündung (z.B. Fieber >38,5°C<br />
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